Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ins Leben zurückgerufen

Ins Leben zurückgerufen

Titel: Ins Leben zurückgerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
alles, was denen einfiel, war Stinker!«
    »Sehr witzig«, sagte Pascoe. »Und wer besaß den Verlag, als Sie mit Superintendent Tallantire verhandelten?«
    »Wie ich Ihnen zu erklären versucht habe, hatte man uns gerade Inkerstamm einverleibt und mit gezogener Pistole zu einer Ehe mit Centipede gezwungen. Es waren neue Besen am Werk, und in dergleichen Situationen wird viel Gold mit der Schlacke weggefegt, nur um allen klarzumachen, wer das Heft in der Hand hat. Ihr Mr. Tallantire war leider eines der Opfer.«
    Vielleicht ja tatsächlich ein Opfer. Aber es schien alles zu weit hergeholt. Treeby und Bracken würden für Stamper nichts weiter gewesen sein als eine Zeile in einer Bilanz. Ein neuer Cheflektor, der seine Muskeln spielen ließ. Und ein alternder Polizist, der nach einem Berufsleben, in dem er viel getrunken, unregelmäßig gegessen und schlaflose Nächte verbracht hatte, einem Herzanfall erlag. Daran war nichts merkwürdig.
    »Nur noch eines«, sagte er. »Vermutlich können Sie sich nicht erinnern, ob Mr. Tallantire während Ihres Essens von einem Notizbuch sprach?«
    »Aber ja doch. Mehrmals. Ich erinnere mich sogar, den Witz gemacht zu haben, vielleicht sollten wir seine Memoiren ad acta legen und nur das Notizbuch herausgeben. Da lachte er und meinte, es sei besser, zehn Schilling in der Tasche zu haben als zehn Pfund zum Vererben. An den Satz kann ich mich noch erinnern.«
    »Scheiße«, sagte Pascoe, als er den Hörer auflegte. Er brauchte die Liste, die er aus den Akten des Leichenbeschauers ausgegraben hatte, nicht noch einmal durchzugehen, tat es aber trotzdem. Wenn Menschen an einem öffentlichen Ort sterben, wird eine sorgfältige Liste der Dinge, die sie bei sich führen, gemacht, und wenn der Mann Polizist war, ist diese Liste um so genauer. Nirgendwo auf dieser Liste der Gegenstände, die man bei Tallantire oder in seiner Aktentasche gefunden hatte, war ein Notizbuch verzeichnet.
    Mit den Notizbüchern von Kripoleuten kannte Pascoe sich aus. Einige schrieben nur das von den Vorschriften verlangte Minimum auf. Andere schrieben üppig. Und eine dritte Gruppe hatte zwei Notizbücher, eines, in dem der Fall offiziell aufgezeichnet wurde, und ein anderes, das der reinste Vielfraß war und jede Tatsache und jeden Gedanken verschlang, der mit dem Fall zu tun haben konnte, mochte er auch noch so abwegig sein. Tallantire scheint zu dieser Gruppe gehört zu haben. Wenn Dalziel den Mann tatsächlich richtig beurteilte, hätte er keine Information unterdrückt, die sich direkt auf den Mord bezog. Doch diesmal war es eine Angelegenheit, in der es um einen Verwandten des Königshauses, einen Minister des Kabinetts, einen amerikanischen Diplomaten und Gott weiß wen noch ging. Und das zu einem Zeitpunkt, da das öffentliche Leben in Großbritannien in einem größeren Aufruhr war als während des Prozesses der Queen Caroline – was für abseitige Nebensächlichkeiten, Gesprächsnotizen, Gerüchte, Hinweise, Anspielungen und schlichtes Theoretisieren mögen ihren Weg in das Notizbuch gefunden haben?
    Tallantires Bemerkung, die Veröffentlichung seines Notizbuchs würde ihm Geld bringen, das er eher vererben könne als ausgeben, war ein Hinweis darauf, daß es sich genau um solches Material gehandelt haben mußte.
    Und als nächstes wird er tot im Zug aufgefunden. Nach einem Besuch bei einem Verleger. Und das Notizbuch ist verschwunden.
    Wann wird aus der Sequenz Konsequenz? Für den Rationalisten später. Für den kriminalistischen Praktiker früher. Pascoe versuchte, zwischen den beiden den goldenen Mittelweg zu beschreiten. Wie meistens, dachte er mit bitterem Spott.
    Die Mitte ist großartig, außer wenn man sich an einem Feiertag auf der M6 befindet.
    Das Evangelium nach St. Andrew. Und wem noch?
    Und mit jeder verstreichenden Stunde spürte Pascoe, wie der Verkehr immer dichter wurde.

Zehn
    »Ich habe es weniger nötig als du, mich beliebt zu machen, weil ich in unabhängigeren Verhältnissen stehe.«
    O bwohl Sheffield einen traurigen Abstieg hinter sich hatte, hatte Dalziel noch immer eine Schwäche für den Ort. Wie eine Grenzstadt vibrierte er vor Energie. Für jeden, der in Yorkshire gebürtig war, begann unmittelbar hinter Sheffield Afrika. Zugegeben, da war noch der Cordon sanitaire vom White Peak, dessen Weite den Schock für eine Weile dämpfte, aber in Null Komma nichts war man unverkennbar in der Gegend, die heute die Midlands heißt und deren gequetschte Schleiflaute deutlich die

Weitere Kostenlose Bücher