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Ins Nordlicht blicken

Ins Nordlicht blicken

Titel: Ins Nordlicht blicken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Franz
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Mikael, der Freund seines Vaters, bei dem sie manchmal übernachtet hatten.
    Während er mit einem Schwamm die Oberfläche seines Mobils gereinigt hatte, war sein Blick auf den langhaarigen Alten gefallen, der den Wagen neben ihm polierte. Ein Inuit, seine dunkle Haut war glatt und gleichzeitig von tiefen Furchen durchzogen, wie aufgesprungenes Gestein. Es dauerte eine Weile, bis Jonathan sich sicher war, dass das tatsächlich Mikael war. Als er ihn ansprach und nach Peter Wildhausen fragte, merkte er, dass der Alte ihn nicht erkannte.
    »Was willst du denn von dem ?« Mikael hatte ihn unwillig angeschaut. »Das ist doch Jahre her, dass der hier gewohnt hat.«
    Jonathan hatte spontan zu einer Notlüge gegriffen. »Es geht um eine Erbschaft, verstehst du? Ich soll für Verwandtein Hamburg herausfinden, wo er jetzt lebt.« Mit dem Trick von dem zu erwartenden Geld aus Deutschland hatte er den Mann aus der Reserve gelockt und das wenige erfahren, was Mikael wusste.
    Nach dem Begräbnis in Nuuk hatte Peter Wildhausen offenbar für ein gutes halbes Jahr in Nanortalik gewohnt. Aber irgendwann war er dann verschwunden, vielleicht wieder nach Nuuk zurück, so genau hatte Mikael das nicht mehr gewusst.
    »Frag mal Gunnar Kleist. Bei dem hat er damals gearbeitet, als der sein Geschäft von Nuuk hierherverlegt hat«, hatte er gesagt. Jonathan hatte verwundert nachgehakt, ob er etwa den Besitzer der Fluggesellschaft meinte. Mikael hatte genickt und sich dann wieder seiner Arbeit zugewandt. Für ihn war das Thema erledigt gewesen. Doch Jonathan hatte nicht lockergelassen, sodass Mikael ihm schließlich den Weg zu Trans Greenland beschrieb, wie Gunnars Firma mittlerweile hieß.
    Jetzt stand Jonathan vor dem protzigen Neubau am Rande von Nanortalik, den er schon vom Schiff aus wahrgenommen hatte, und las die Firmenschilder am Eingang. Trans Greenland – Grönlands größter Anbieter für Inlandsflüge prangte da in Buchstaben, die genauso golden glänzten wie der Fisch über Svens Restaurant. Jonathan grinste. Noch so einer, der es geschafft hatte ... Er musste an die Holzbaracke in Nuuk denken, wo Ingvars Vater damals seine Geschäfte abgewickelt hatte.
    Noch als Jonathan im Fahrstuhl bis ins oberste Stockwerk fuhr, hatte er vorgehabt, auch Gunnar Kleist die Erbschaftsgeschichte aufzutischen. Doch als er jetzt voneiner Sekretärin in sein Büro gebeten wurde, entschloss er sich, die Wahrheit zu sagen. Diesem schwergewichtigen Mann, der ihm da mit professioneller Lässigkeit entgegentrat, konnte er nichts vormachen wie Mikael. Und er wollte es auch gar nicht. Er hatte all diese Ausreden und Halbwahrheiten satt. Es kostete ihn immer mehr Kraft, sein Lügengebilde aufrechtzuerhalten.
    »Mister Querido? Nice to meet you.« Kleist wies ihm einen Sessel in der Sitzgruppe vor der Fensterfront zu. Der Ausblick auf den Fjord war atemberaubend.
    Jonathan antwortete auf Grönländisch. »Vielleicht kennen Sie mich noch von früher«, sagte er so beiläufig wie möglich, obwohl ihm das Herz gegen die Rippen klopfte. »Ich war mal mit Ingvar befreundet. Ich bin der Sohn von Peter Wildhausen. Pakkutaq.«
    Gunnar Kleist kniff die Augen zusammen. »Das kann nicht sein«, erwiderte er. »Der Junge ist seit Jahren tot.«
    »Nein. Der Junge sitzt vor Ihnen.« Jonathan sprach schnell weiter, bevor Gunnar Zeit fand, ihm Fragen zu stellen. »Ich kann Ihnen jetzt nicht erklären, wie es zu dem Missverständnis gekommen ist. Aber Sie können mir glauben, dass ich nicht ertrunken bin. Ich lebe in Hamburg und hab leider keinen Kontakt mehr zu meinem Vater. Ich hoffe, Sie können mir etwas über seinen jetzigen Aufenthaltsort sagen.«
    Gunnar Kleist strich sich mit der Hand über die Glatze und musterte Jonathan stumm. Er beobachtete ihn wie ein seltenes Tier, bei dem man nicht sicher sein konnte, ob es nicht zum Angriff übergehen würde.
    »Sie können mir wirklich glauben.«
    »Pakkutaqs Leiche wurde von seinem Vater identifiziert«, entschloss sich Gunnar Kleist zu antworten.
    »Das war ein Irrtum. Ich bin Pakkutaq Wildhausen.« Jonathan hörte sich selbst zu, wie er diese vier Worte aussprach. Sie fühlten sich richtig und falsch zugleich an.
    Für ein paar Sekunden war es still. »Vielleicht überzeugt Sie das«, fuhr er fort. »Ich weiß noch, dass Sie mir einmal etwas versprochen haben. Es war an meinem zwölften Geburtstag. Mein Vater und ich, wir waren bei Ihnen auf dem Flugplatz. Sie haben mir Ihren Hubschrauber gezeigt.«
    Kleist ließ nicht

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