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Ins offene Messer

Ins offene Messer

Titel: Ins offene Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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Sam.» Und sie reckte ihre schmalen Lippen, um ihm einen Kuß auf seine Wange zu drücken. Er landete auf seiner Nase, aber Sam gab ihr einen Punkt für den Versuch. «Nennen Sie mich Celia. Ich werde Sie nächste Woche anrufen», sagte sie.
    «Vergessen Sie’s nicht», sagte Sam und trat aus der Haustür. «Ich warte auf Ihren Anruf. Geben Sie mir einen Vorwand, um einige Zeit mit Ihnen zu verbringen.»
     



Kapitel 17
     
    Frances ging die Straße hinunter und schaute auf die Uhr. Dachte, immer noch Zeit, ins West End zu gehen und einen Hut zu kaufen, bevor sie den Zug nach Hause nahm. Ging Richtung U-Bahn-Station Angel. Ein Tag in der großen Stadt. Und die Sonne schien. Sie fühlte sich gut.
    Erinnerte sich daran, wie Graham und sie mal ein Zimmer in einem Bed-and-Breakfast gegenüber dem Bahnhof King’s Cross genommen hatten. Graham bezahlte, bevor Frances einen Blick auf das Zimmer werfen konnte, und als sie sah, wo sie schlafen sollten, schrie sie auf. Das Zimmer war unwesentlich größer als das Bett, und die Laken waren nicht gewechselt worden. Sie waren schon sehr lange nicht gewechselt worden. Graham ging sofort wieder zu der Vermieterin runter und verlangte sein Geld zurück. Die Wirtin wollte es jedoch nicht rausrücken. Graham holte ihre Taschen und nahm Frances’ Hand, führte sie dort raus und nahm ein Zimmer im Great Northern, ein Zimmer mit Bad und Minibar. Es war so was wie Flitterwochen.
    Manchmal konnte er souverän sein. Souverän und kreativ und einfühlsam. Für Graham hatte Frances alles aufgegeben. Ihren Mann und drei Kinder, ihren guten Ruf. Ihren Status. Und sie bedauerte es nicht. Er war ihr Mann. Ihr Schicksal.
    Als sie in die U-Bahn-Station Angel einbog, blieb Frances stehen und kehrte denselben Weg zurück, den sie gekommen war. Er war es, er kam aus dem Bahnhof und ging jetzt hinter ihr. Der Mann. Der Mann in dem Cortina. Hatte er sie gesehen? Folgte er ihr jetzt, wie er zuvor Jane gefolgt war?
    Frances geriet niemals in Panik. Sie überquerte die Straße und blieb vor einem Schaufenster stehen. Sie beobachtete sein Spiegelbild im Fenster. Er ging vorbei, warf ihr keinen Blick zu.
    Frances wußte, wohin er ging. Sie spürte, wie sich dieses große fette Lächeln auf ihr Gesicht schob. Sam Turner, so hieß er. Sie hatte ihn im Fernsehen gesehen. Hielt sich für einen Privatdetektiv, aber er war ein öffentlicher Trottel.
    Sie registrierte, wie er denselben Weg einschlug, den sie vor einer Stunde genommen hatte. Als er um die Straßenecke ging und außer Sicht war, weiter Richtung Arlington Way ging, betrat Frances eine Telefonzelle und rief die 999 an. Sie sprach mit barscher Stimme und versuchte einen ausländischen Akzent zu imitieren, nicht besonders erfolgreich, es klang wie eine Mischung aus Schottisch und Texanisch. Graham hatte immer gelacht, wenn sie versuchte, den neuseeländischen Akzent nachzuahmen. Lächelnd verließ sie die Telefonzelle. Damit war Mr. Sam Turner versorgt. Sie mußte wieder über den Akzent lachen. Graham hätte ihn wunderbar gefunden.
    Frances wechselte auf die Victoria Line und fuhr durch bis Piccadilly Circus. Irgendwo in der Nähe gab es einen kleinen Hutladen, in dem sie einmal mit Graham gewesen war. Hüte veränderten Frances; sie hatte ein Gesicht, das unter einem Hut verschwand, davon verwandelt wurde. Viele Frauen sahen aus wie immer, wenn sie einen Hut trugen, eben nur mit Hut auf dem Kopf. Wenn Frances ihren Hut wechselte, dann wechselte sie ihre Persönlichkeit.
    Da war’s, ja. Eine kleine Seitenstraße. Von außen ein irgendwie schmuddeliger Laden mit winzigen Fenstern, aber wenn man die Tür öffnete - oh, sie erinnerte sich an die Glocke, zweimal Läuten -, dann war es hell erleuchtet und viel größer, als man erwartete. Und überall Hüte.
    Die Frau - eine alte Hutmacherin, die absolut korrektes Englisch sprach. Nannte Frances Mad am, und trug ständig die Trittleiter herum, um verschiedene Hüte von den Regalen zu holen. Keine Mühe war ihr zu groß.
    Frances liebte die Unberechenbarkeit von Hutgeschäften. Das alles war ein Abenteuer für sie. Man wußte vorher nie, was man am Ende kaufte. Man betrat ein Hutgeschäft mit einer gewissen Vorstellung, aber nach ein oder zwei Stunden kam man mit etwas völlig anderem heraus.
    Sie war ziemlich sicher gewesen, heute nach etwas mit einer Krempe zu suchen, ja sogar einer breiten Krempe; aber jetzt war sie auf dem Weg zur U-Bahn und trug eine Schachtel mit einem Hut ohne Krempe. Schwarz war

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