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Ins offene Messer

Ins offene Messer

Titel: Ins offene Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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wohnte?»
    «Ziemlich gut», antwortete sie.
    «Okay. Dann sagen Sie’s mir. Wer hat es getan?»
    «Ich bin nicht Miss Marple», erwiderte sie grinsend. «Es waren ausnahmslos nette Leute. Hoch motiviert. Idealistisch. Ich glaube nicht, daß einer von ihnen zu so einem Verbrechen fähig war.»
    «Es muß aber einer von ihnen sein», sagte Sam. «Drei Morde, und das einzige Bindeglied ist die Hausgemeinschaft.»
    «Nicht ganz», sagte Miss Allison. «Das Bindeglied ist nicht das Haus. Es ist Graham.»
    «Sie haben aber doch gerade erst gesagt, er wäre nicht...»
    «Ich habe gesagt, Graham ist nicht der Mörder, aber ich habe nicht gesagt, er ist nicht das Bindeglied. Diese Frau in Neuseeland, zum Beispiel. Zwischen ihr und dem Haus gab es keinerlei Verbindung, aber ich bin ziemlich sicher, daß es eine Verbindung zwischen ihr und Graham gab.»
    «Sicher, beide kommen aus demselben Land.»
    «Mehr als das», sagte Miss Allison. «Sie kommen aus derselben Stadt. Hören Sie, ich erzähle Ihnen noch etwas. Als Graham in der Pubertät war - ich glaube, er war damals vierzehn oder fünfzehn -, wurde er von seiner Nachbarin verführt. Immer wenn er von der Schule nach Hause kam, hat sie ihn zu sich eingeladen. Ich weiß nicht, ob sie unglücklich verheiratet war. Vielleicht war sie auch pädophil - nennt man das so? Wenn Leute Kinder lieben? Jedenfalls, es war eine ziemlich unschöne Sache. Ihren Namen hat er mir nie verraten, aber sie war erheblich älter als er, eine verheiratete Frau. Sie hat ihn benutzt. Es gab einen Skandal, und Graham und seine Eltern mußten die Gegend verlassen. Ich könnte mir vorstellen, Sie werden herausfinden, daß die Tote dieselbe Frau ist, die ihn verführt hat.»
    «Damit haben Sie den Burschen gerade verurteilt», sagte Sam. «Wenn er es nicht selbst gemacht hat, dann hat er vielleicht jemanden bezahlt, es zu tun.»
    Sie schüttelte den Kopf. «Das klingt auch nicht nach Graham.» Sie beugte sich vor und schenkte Sams Tasse nach. Altersflecken auf den Händen. Man sollte eigentlich meinen, Sie wäre reif für den Gottesacker, aber ihr Gehirn arbeitete auf der Überholspur.
    «Was ist mit seiner Freundin?» fragte Sam. «Haben Sie die auch kennengelernt?»
    «Nein. Frances, so heißt sie doch? Nie. Das war nach meiner Zeit. Ich habe sie einmal mit Graham in der Stadt gesehen, und ich habe von Steven Bright das eine oder andere über sie gehört.»
    Sam sah auf seiner Namensliste nach. Steven Bright hatte in der Hausgemeinschaft gewohnt, aber Sam hatte keine aktuelle Adresse von ihm. «Haben Sie seine derzeitige Adresse?»
    «Ja, und Sie sollten mit ihm sprechen. Graham und Steven waren mal eng befreundet. Graham konnte mit Steven reden. Sich ihm anvertrauen.» Sie stand auf und ging zu einem antiken Sekretär, kam dann mit einem lila Adreßbuch zurück, das allem Anschein nach in Samt gebunden war. «Er ist Architekt. Lebt in London.» Sie gab Sam die Anschrift und eine Telefonnummer.
    «Es gibt noch zwei andere Leute, an die ich mich wenden kann», sagte er. «Jean Granger und Bob Blackburn. Wissen Sie, was aus denen geworden ist?»
    Miss Allison schüttelte den Kopf. «Ich habe das Gefühl, die zwei waren zusammen - Sie wissen schon, ein Pärchen. Bob war Amerikaner. Jean war eine südafrikanische Inderin, eine wunderschöne junge Frau. Alle jungen Männer sind ihr nachgelaufen. Ich weiß nicht, was aus den beiden geworden ist.»
    Sam erhob sich zum Gehen. «Es war mir eine ausgesprochene Freude», sagte er und meinte es auch so.
    Sie lächelte ihn an, wobei ihre Augen funkelten wie kleine Juwelen. «Sie meinen die Ingwerplätzchen.»
    «Nein, alles. Ich begegne nicht besonders vielen echten Damen. Nicht vielen, die denken können. Und lachen. Und phantastisch aussehen.»
    «Sie sind ein kluger Mann», sagte sie. «Sie wissen, daß Sie mit schönen Worten alles erreichen. Sie müssen mich wieder besuchen kommen. Es war schön, Sie kennenzulernen.»
    «Das mache ich», sagte er. «Wenn Sie mich einladen, werde ich kommen. Wir könnten über etwas anderes reden. Vielleicht über Sex.»
    Das löste einen wahren Lachanfall aus, und ihre dürren Arme flatterten wie bei einem Pinguin. Sam drückte ihr einen Schmatzer auf die Wange. «Ach du meine Güte!» sagte sie und riß eine Hand hoch, um den Kuß dort zu halten, ihn nicht mehr wegzulassen. «Ach du meine Güte, Mr. Turner. Sie sind mir einer!»
    «Allerdings», erwiderte er. «Und nennen Sie mich Sam, okay?»
    «Okay», sagte sie. «Also

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