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Ins offene Messer

Ins offene Messer

Titel: Ins offene Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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weiß», sagte Sam. «Ich hätte nicht so reagieren sollen. Das nächste Mal werde ich offener sein.»
    Sie sah ihm fest in die Augen, während er sprach. Sam hielt dem Blick stand. Es bewegte sich etwas zwischen ihnen. Es fing damit an, daß sie ihm zuhörte, er ihr sagte, daß er offener sein würde. Einen oder zwei Augenblicke später sagte sie ihm etwas, auch wenn sie nicht sprach, und dann antwortete er ihr das gleiche. Sam zögerte, schaute einen Sekundenbruchteil fort, und als sein Blick zurückkehrte, war der Moment dahin.
    Jane öffnete den Mund und suchte nach etwas, um die Leere zu füllen. «Ich sollte jetzt ins Bett gehen», sagte sie. «Habe morgen einen vollen Tag.» Die Arme hingen locker an ihren Seiten, und während er hinsah, ballte sie die Fäuste und öffnete sie wieder.
    «Ja», sagte er. «Morgen.»
    Sie ging die Treppe hinauf. Sam wartete etwa eine halbe Stunde, rechnete damit, daß sie wieder runterkam und ihm etwas sagte. Aber so war es nicht. Er widmete sich Simenon.
     
    Gegen Mitternacht schnitt er sich sechs Scheiben Brot und machte Sandwiches aus Käse und Schinken, die er im Kühlschrank fand. Chutney auf den Käse. Er entdeckte einen Gefrierbeutel und legte die Sandwiches hinein. Dann las er weiter Simenon, bis Gus um zwei kam.
    Er zeigte Gus, wo die Walther PPK gebunkert war. «Wenn jemand an die Tür kommt, soll ich ihn dann erschießen?» sagte Gus.
    «Handle nach deinem Ermessen», sagte Sam. «Es könnte auch der Milchmann sein.»
    «Willst du den Volvo nehmen?» fragte Gus und ließ die Wagenschlüssel baumeln.
    «Ich gehe zu Fuß», erwiderte Sam. «Könnte ihn morgen aber brauchen. Nimm ihn mit nach Hause. Ich hol ihn mir ab, falls ich ihn brauche.»
    Eine klare Nacht, schon okay, zu Fuß zu gehen, aber auch wieder ganz schön frisch, wenn man im Eingang eines Geschäfts kauerte. Sam ging zum Coppergate Centre und fand den Hauseingang mit dem Geordie und seinem Hund. Beide drängten sich aneinander. Sam beugte sich vor, um den Plastikbeutel mit den Sandwiches zwischen sie zu legen. Zwei Augenpaare beobachteten ihn. Weder der Hund noch der Junge rührten sich, ließen Sam keine Sekunde aus den Augen.
    «Etwas zu essen», sagte Sam.
    Nicht die geringste Reaktion auf die Tatsache, daß er da war, daß er etwas gesagt hatte, nur die Augen. «Okay?» fragte er. «Hoffe, ihr mögt Chutney.»
     



Kapitel 26
     
    Kurz nach acht wachte Sam durch das Klingeln des Telefons auf. Er schwang die Beine aus dem Bett und ging nackt an den Apparat.
    «Was ist?»
    Es war der Mann vom Fernsehen, Clive Desmond. «Hab ein paar Neuigkeiten für Sie», sagte er. «Das vermißte Pärchen ist aufgetaucht. Sie wohnen zusammen in Leeds.»
    «Sekunde bitte», sagte Sam. «Ich hole mir einen Kuli.»
    Er notierte die Adresse von Jean Granger und Bob Blackburn, heute Mr. und Mrs. Blackburn. «Haben Sie sie gesehen?» fragte er Desmond.
    «Ja, aber wir dürfen nichts senden. Die Polizei glaubt, daß sie in Gefahr sind, falls Graham East ihre Anschrift erfährt.»
    «Manchmal hat die Polizei recht», sagte Sam. «Ich werde heute noch zu ihnen fahren.»
    «Haben Sie gehört, daß es in Crimewatch UK gebracht werden soll?»
    «Ja», sagte Sam. «Ich habe an den Aufzeichnungen mitgewirkt. Begleitkommentar dafür und für das gleiche Programm in Neuseeland und Schweden. Wäre nett zu erfahren, welche Reaktionen sie erhalten.»
    «Keine Angst. Sobald ich etwas höre, werde ich es Sie wissen lassen. Ach, da ist noch was», sagte Desmond. «Ich habe wieder Post für Sie. Sie bekommen eine Menge Aufträge durch diese Geschichte.»
    «Können Sie’s vorbeibringen? Oder soll ich’s abholen?»
    «Ich schick’s Ihnen vorbei», sagte Desmond. «Kann gut sein, daß: ich einen Lieferwagen mieten muß.»
     
    Jean Blackburn kam an die Tür. Eine winzige Frau mit olivefarbener: Haut und so schwarzen Haaren, daß sie schon fast blau waren. Sam sagte, daß er für Jane Deacon arbeite, und sie führte ihn in ein vollgestopftes Wohnzimmer. Zwei riesige Lautsprecherboxen beherrschten den Raum, und eine charismatische Stimme sprach aus ihnen, irgendwas über die Einheit aller Dinge, den unsichtbaren Faden, der von allen Lebewesen des Universums ausging, das Ganze mit dem Einzelnen verband, das Einzelne mit dem Ganzen. Es roch nach Dope. Eine Küchenschabe im Aschenbecher. Sam nahm heute kein Dope mehr. Aber das war auch schon mal anders gewesen.
    Jean Blackburn schaltete das Cassettendeck aus. «Das ist unser Guru», sagte

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