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Ins offene Messer

Ins offene Messer

Titel: Ins offene Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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sie. «Barry. Magische Stimme, finden Sie nicht auch?» I
    «Sollte ich den Namen kennen?»
    Sie schüttelte den Kopf. «Jetzt kennen Sie ihn», sagte sie.
    «Ich dachte immer, Gurus wären ausnahmslos Inder», sagte Sam. «Mit Namen wie Maharishi oder Bhagwan. Hab noch nie von jemandem namens Barry gehört.»
    «Er ist Australier», sagte sie. «Aber nichtsdestoweniger erleuchtet. Folgen Sie irgendwelchen Lehren?»
    «Ich respektiere Parkuhren.»
    Sie holte zweimal tief Luft und sagte: «Machen Sie Witze?»
    «Ich bin ein kleiner Scherzkeks», gab Sam zu.
    «Die Polizei war zweimal hier», sagte sie. «Ich weiß nicht, was ich Ihnen erzählen sollte, was wir denen nicht bereits gesagt haben.»
    «Wenn es Ihnen nichts ausmacht, alles noch mal durchzugehen», sagte Sam. «Es könnte etwas Nützliches dabei sein.»
    Sie bat ihn, Platz zu nehmen. «Wir sind eigentlich mit keinem aus der Hausgemeinschaft in Verbindung geblieben», sagte sie. «Wir haben einen anderen Weg gefunden, als damals alles auseinanderlief. Bob hat Barry gefunden, und er ist zu unserem ganzen Lebensinhalt geworden. Wir versuchen, nicht über die Vergangenheit nachzudenken. Es gibt nur die Gegenwart. Die Vergangenheit ist eine Belastung, die der persönlichen Entwicklung nur im Weg steht.»
    «Da kann ich Ihnen nur zustimmen», sagte Sam. Kurze Schnappschüsse von Donna und Brenda. Wanda mit Tränen in den Augen. «Wir sind hier nur eine halbe Meile entfernt von dem Haus, in dem Graham East mit seiner Freundin gelebt hat. Sind Sie den beiden irgendwann mal begegnet?»
    «Nein. Bob hat Graham einmal gesehen, vor ungefähr einem Jahr. Aber Graham hat ihn nicht erkannt. Vor drei Monaten haben wir Barry in Australien besucht. Wir haben von dieser ganzen Sache erst bei unserer Rückkehr erfahren.»
    «Wann war das?»
    «Vor drei, vier Tagen. Bob sagte, wir sollten uns raushalten, aber ich habe die Polizei angerufen. Wir sind die einzigen, die noch leben, abgesehen von Jane natürlich.»
    «Sie sollten vorsichtiger sein», sagte Sam. «Sie haben mich reingelassen, dabei kennen Sie mich doch gar nicht.»
    Jean Blackburn lächelte. «Man bekommt so ein Gefühl für Menschen», sagte sie. Sie legte eine Hand auf ihren Solarplexus. «Sie haben sich gut angefühlt. Barry hat vom Tonband gesprochen. Wenn irgendwas nicht in Ordnung ist, spüre ich es innerlich, genau hier.»
    Sam beugte sich vor. «Dieser Barry», sagte er. «Besitzt er übersinnliche Kräfte?»
    «Er ist erleuchtet», sagte Mrs. Blackburn. «Er steht in Verbindung mit sich selbst.»
    «Ja, aber er weiß alles, richtig?»
    «Oh, ganz bestimmt weiß er das», sagte sie.
    «Dann könnten Sie ihn auch fragen, wo Graham East ist?»
    «Ich glaube kaum, daß Barry daran interessiert wäre, solche Spielchen zu spielen.»
    «Spielchen?»
    «Räuber und Gendarm», sagte sie. «So etwas ist nur eine Ablenkung.»
    «Genau», sagte Sam. «Haargenau das versuchen wir zu tun. Den Typen abzulenken.»
    Ihr Blick war auf einen weit entfernten Punkt gerichtet. «Sie verstehen das nicht.»
     
    Als Bob Blackburn nach Hause kam, wirkte er abgespannt und müde, lächelte aber freundlich, als er Sam vorgestellt wurde. Er war ein großer Mann mit einem deutlichen amerikanischen Akzent, den Sam sofort Ohio zuordnete.
    «Nahe dran», sagte Blackburn. «Genaugenommen ist es Kentucky. Sie scheinen die Staaten zu kennen?»
    «Nicht so besonders», gab Sam zu. «Ich war ungefähr acht Jahre drüben. Drei davon in LA, ein Jahr bin ich herumgereist, die letzten vier habe ich dann in San Francisco verbracht.»
    «Frisco! Jesus, ich hab selbst ein paar Jahre dort gelebt», sagte Blackburn. «Hab ganz in der Nähe vom Fillmore gewohnt.»
    «Ich war das erste Jahr in einem besetzten Haus in Berkeley», sagte Sam. «Dann sind wir nach Oakland umgezogen. Tolles Klima.»
    «Ja», sagte Blackburn. «Wir haben damals immer am Fenster gesessen und zugesehen, wie der Nebel versuchte reinzukommen.»
    Sam lachte. Er erinnerte sich an etwas, das angeblich Mark Twain gesagt haben sollte, etwas in der Richtung, daß er den schlimmsten Winter seines ganzen Lebens im Juli in San Francisco verbracht hatte. «So was hab ich noch nie gesehen», sagte er. «Riesige Nebelbänke, die vom Pazifik hereinkamen und die Stadt häppchenweise fraßen. Wann waren Sie da?»
    «Ende der Sechziger», sagte Blackburn. «Unmittelbar bevor ich hierhergekommen bin. Und Sie?»
    «Ein bißchen früher», sagte Sam. «Die Erschießungen auf dem Campus.»
    «Sie

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