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Ins offene Messer

Ins offene Messer

Titel: Ins offene Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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Gus. «Auf uns wartet Arbeit.»
    «Der Typ ist reif fürs Krankenhaus», sagte Gus.
    «Was hast du erwartet?» fragte Sam. Er blieb stehen und trat gegen das Schaufenster des Viking Museum. Ein amerikanisches Paar mittleren Alters begann die Straße hinunterzulaufen. «Jesus», sagte Sam. «Wenn keiner einen Profit aus dir schlagen kann, schiebt man dich in einen beschissenen Hauseingang ab. Wenn du ganz viel Glück hast, kriegst du einen Hund namens Barney.»
    Gus nahm seinen Arm und zog ihn weiter. «Und wenn du alle Schaufenster dieser Welt eintrittst», sagte er, «wird das weder ihm noch dem Hund helfen. Wenn du Sozialarbeiter werden willst, solltest du dir eine bessere Taktik überlegen.»
    Sam spuckte in die Gosse und ging mit grimmigem Gesicht weiter. Als sie sich Bishophill näherten, hellte sich sein Gesicht wieder auf. «Ich stell dich nur kurz vor», sagte er. «Dann kannst du gehen. Komm gegen zwei zurück und lös mich ab.»
    Er klopfte an die Tür, und die Blondine ließ sie herein. Die verquollenen Augen waren verschwunden. Sie strahlte übers ganze Gesicht. Trug ein kastanienbraunes Kostüm, enger Rock, weiße Bluse mit einem Kragen wie eine Halskrause. «Ich dachte, Sie kämen früher», sagte sie.
    «Tut mir leid», sagte Sam. «Der Wagen hatte eine Panne.»
    «Oh», sagte sie. «Sie können Terrys benutzen, wenn Sie mögen. Die Polizei hatte ihn, aber ich habe ihn heute zurückbekommen. Für mich ist er zu groß.»
    «Der Volvo?» fragte Sam.
    Gus lächelte breit. «Könnte sehr nützlich sein», sagte er. «Bis wir unseren wieder auf der Straße haben.»
    «Das hier ist Gus», sagte Sam. «Mein Partner. Er wird zeitweise hier sein. Er wird hier sein, wenn Sie morgens aufstehen.»
    Jane Deacon schüttelte Gus die Hand. «Freut mich, Sie kennenzulernen», sagte sie mit ihrem winzigen Mund.
    «Ja», sagte Gus. «Mich auch.»
    «Okay», sagte Sam zu Gus. «Wir sehen uns dann später.»
    Gus ging zur Tür, drehte sich um und kehrte zurück. «Haben Sie die Schlüssel?» fragte er.
     
    «Wie geht’s Ihnen?» fragte Sam, nachdem Gus fort war.
    «Es geht», sagte sie. «Nach der Beerdigung war es schwierig. Jetzt fühle ich mich besser.»
    «Wie ist es, hierher zurückzukommen?»
    «Komisch.» Sie lächelte, dann wurde sie nachdenklich. «Nicht so schlimm, wie ich erwartet hatte. Ich werde es schaffen. Ich denke, ich werde mich dran gewöhnen.»
    Sam sah sie zum ersten Mal direkt an. «Wenn Sie reden wollen, ich bin hier», sagte er.
    «Danke. Wahrscheinlich werde ich auf Ihr Angebot zurückkommen. Ich werde versuchen, Ihnen nicht im Weg zu stehen.»
    Sam lachte. «Wenn eine Dame wie Sie mir im Weg steht», sagte er, «ist es ein guter Tag.»
    Errötete sie? Sam konnte es nicht sagen. Nein, verdammt, sie würde wahrscheinlich dauernd Komplimente von Typen zu hören kriegen. Und sie wie lästige Fliegen wegwischen.
    «Kann ich Ihnen irgend etwas holen?» fragte sie. «Ich dachte, ich könnte vielleicht einen Kaffee machen.»
    «Echten Kaffee?»
    «Filterkaffee. Was anderes haben wir... ich... nicht.»
    «Ja», sagte Sam. «Dieses Instant-Zeug kann ich nicht trinken. Schmeckt wie P... Also, ich krieg’s einfach nicht runter.»
    Jane Deacon lächelte. «Sie dürfen ruhig Pisse sagen, wenn Sie wollen», sagte sie. «Ich werde Ihnen schon nicht auf die Finger hauen.»
    Sam zuckte die Achseln. «Pisse», sagte er. «Und falls Ihnen mal danach ist, mir auf die Finger zu hauen, müssen Sie nur fragen.»
    «Ich denke, wir werden gut miteinander auskommen», sagte Jane. «Ich mache jetzt den Kaffee.»
    «Während Sie das machen», sagte Sam, «werde ich mich mal im Haus umschauen. Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich mal eine Runde mache?»
    «Nur zu, gehen Sie, wohin immer Sie möchten.»
    Er ging in den zweiten Stock, fing ganz oben an und arbeitete sich von dort nach unten vor. Oben gab es zwei Zimmer, beide mit Betten. Doppelbetten mit gleichen Bettdecken in verschiedenen Zimmern. Mußten wohl Gästezimmer sein. In den Schränken und Kommoden nichts.
    In der erste Etage nach vorne hinaus lag ihr Zimmer, war vor gar nicht so langer Zeit ihr Zimmer gewesen. Ein Teppichboden, in dem man seine Füße verlieren konnte. Eine nierenförmige Frisierkommode mit drei Spiegeln, Parfumflaschen, Mascara, rosa Kosmetiktücher, eine kleine Flasche Drei-Sterne-Cognac. Die Kleiderschranktür nur angelehnt, eine blaue Kaschmirjacke schaute heraus, zwei Dutzend andere Kostüme und vielleicht fünfzig Paar Schuhe

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