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Ins offene Messer

Ins offene Messer

Titel: Ins offene Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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zusammen, lachten über die Witze des anderen, lachten mit Geordie, erzählten vom Meer. War so was wie eine Familie. Sam und Jane so was wie Vater und Mutter, und Geordie so was wie der Sohn, der bei ihnen wohnte, zu ihnen gehörte. Der es schaffte, daß sie so heftig lachten, daß sie sich fast sogar berührten. Und Celia, die war dann so was wie eine Großmutter, kam mit ihnen zum Meer, und Gus war dann so was wie Geordies Bruder, nur daß er immer in der Nähe war, nicht mit einem Schiff ins Ausland verschwand und nie mehr zurückkam.
    Sie würden glücklich sein, wie ganz normale Familien, würden keinen Scheiß machen und alles versauen. Außer wenn sie Mörder schnappten, Observierungen machten, all das.
    Ja, Sam war okay. Sogar Barney mochte ihn.
    Dann kommt der Typ in dem Overall raus und steigt in seinen Wales Glaserei -Lieferwagen und fährt weg. Geordie malte wieder ein Bild von der Uhr. Er war noch damit beschäftigt, als Sam zurückkehrte.
    «Irgendwas passiert?» fragte Sam.
    «Mensch», sagte Geordie. «Wollen Sie meinen Bericht nicht lesen?»
     
    Wieder in der Wohnung im ersten Stock, räumte Geordie Lebensmittel in den Schrank. Eier, Speck, ein Beutel Möhren, Reis, Dosensuppen, Hundefutter. Machte eine Dose auf und gab es Barney auf einer Untertasse. Barney dachte, es ist Weihnachten, schlang das Zeug in zwei Minuten runter. Leckte die Untertasse ab und sah nach, ob’s vielleicht noch mehr gab.
    Und was jetzt? Von unten hörte er Musik, aber du kannst da jetzt nicht runter, einfach in den Raum von einem anderen eindringen. Setz dich aufs Sofa, leg die Füße hoch und entspann dich. Ja, das ist ein Leben... nichts zu tun. Halt den Mund auf und guck mal, ob du nicht ein paar Fliegen fangen kannst. Warte eine Stunde, dann geh runter und sieh mal nach, ob noch was Raum übrig ist oder ob der Mann alles aufgebraucht hat.
    Scheiße, dachte Geordie. Wenn ich ein paar Cassetten hätte und ein Ding, womit ich sie mir anhören könnte, wär das schon nicht schlecht. Könnte Musik hören, wie andere Menschen auch. Könnte sie mir den ganzen Tag reinziehen, würde keinen in die Wohnung lassen und sagen, leckt mich, Leute, das hier ist mein Raum.
    Was macht man mit einem Raum, Mann?
    Drin parken, Mann.
    Könnte ein paar Worte für Celia lernen. Er holte seinen Block raus und warf einen Blick auf die Übungen, die er für morgen fertig machen mußte. Schrieb ein paar Worte und schlug sie sogar im Wörterbuch nach. Scheiße, war alles viel einfacher, wenn er das unten bei Sam machen könnte, dabei Musik hören, darauf warten, daß das Telefon klingelte, und dann zuhören, wie Sam redete. Sam, der würde jetzt einfach da unten sitzen, hätte die Füße hochgelegt und hörte Musik, sah sich vielleicht eine Illustrierte an oder starrte auf das große Bild von Jane Deacon, das er sich an die Wand gehängt hatte. An Geordies Wänden hing gar nichts. Waren einfach nur beschissen große Wände mit einer Scheißtapete, die sich oben in einer Ecke zu lösen begann.
    Man war echt zu Tode gelangweilt, hatte null zu tun, man könnte sich die Tapete da oben greifen und einfach mal dran ziehen. Könnte gut sein, daß die ganze Wand mit runterkam, vielleicht sogar das ganze Haus. Sam saß da unten mit geschlossenen Augen und hörte sich das Geklimper auf der Gitarre an, Herr im Himmel, er macht die Augen auf und sitzt mitten in einem Haufen Ziegelsteine, nichts ist mehr übrig außer dem Cassettendeck, alles futsch, Leute auf der Straße glotzen ihn an und sagen: «’n Abend, Sam. Wie geht’s denn so?» Sam schaut sich um, steht auf und sagt: «Scheiße, wo ist mein Raum, Mann?»
    Dann würde er hier raufkommen, bei Geordie wohnen wollen, gegen die Tür hämmern. «He, laß mich rein, Mann. Ich weiß nicht, wo ich sonst hin soll.» Und Geordie stand mit dem Schlüssel in der Hand auf der anderen Seite der Tür und sagte nichts, tat so, als wäre er gar nicht da, dachte: «Scheiße, was ist hier los? Wer ist das? Versucht der Typ von unten vielleicht, in meinen Raum einzudringen?»
    Aber Geordie würde ihn reinlassen. Will’s ja gar nicht anders, als beklaut zu werden. Als er dann das nächste Mal nach Hause kommt, hat Sam die Biege gemacht. Er rennt mit Geordies Eiern und seiner Lederjacke, seiner Air Jordan-Mütze die Straße runter. Blödes Arschloch, weiß nicht, wann er auf der Gewinnerseite ist.
    Geordie wuchtete sich vom Sofa hoch und ging runter in Sams Wohnung. Sam saß in seinem Sessel, hatte die Füße hochgelegt

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