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Ins offene Messer

Ins offene Messer

Titel: Ins offene Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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Wachstropfen. Es sei denn, es gibt noch einen Keller.»
    In der Mitte des Küchenfußbodens fand Gus dann die Falltür. Sie zogen sie auf, und Sam stieg als erster die Holztreppe hinunter, richtete den Taschenlampenstrahl vor sich. «Sei vorsichtig», sagte Gus. «Hier wimmelt es wahrscheinlich von Monstern.»
    «Ho, ho, ho», sagte Sam.
    Abgesehen von einem Tisch und Stuhl war der Keller leer. «Das ist ja interessant», sagte Sam.
    Gus schüttelte sich. «Da drüben steht Wasser auf dem Boden», sagte er. «Wahrscheinlich ein kaputter Kanal oder so was.»
    «Und ein Kerzenstummel auf dem Tisch», sagte Sam. «Hierher kommt sie also immer. Aber warum?»
    «Vielleicht sind wir zu spät», sagte Gus. «Er war hier, aber jetzt ist er ausgezogen. Ist woandershin gegangen.»
    Sam zog den Stuhl zurück und setzte sich an den Tisch. Richtete die Taschenlampe vor sich auf eine Ziegelwand. «Moment mal», sagte er. Er stand auf und ging zur Wand. «Die hier ist eingerissen und neu aufgemauert worden.»
    Gus trat zu ihm und tastete die Wand ab. «Und zwar vor nicht allzu langer Zeit. Neue Ziegel und frischer Mörtel.»
    «Meinst du, dahinter ist jemand begraben worden.»
    «Es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden», sagte Gus.
    «Wir brauchen einen Bohrer. Oder wenigstens Hammer und Meißel?»
    «Ja. Kommen wir mit ein paar Werkzeugen noch mal her.»
    «Aber nicht mehr heute», sagte Sam. «Ich will Geordie nicht den ganzen Abend allein lassen. Wir versuchend morgen wieder.»
    Gus schüttelte sich und nieste. «Können wir jetzt verschwinden?» fragte er. «Es ist so verflucht kalt hier.»
    Auf der Rückfahrt nach York sagte Gus: «Ich setz dich gleich in der Sackgasse ab. Anschließend fahre ich bei diesem Schulmädchen vorbei. Was mache ich, wenn sie nicht nach Hause will?»
    «Zwingen kannst du sie nicht», sagte Sam. «Sorg dafür, daß sie ihre Mutter anruft, versuch, ein Treffen mit ihren Eltern zu arrangieren. Viel mehr können wir nicht tun.»
     
    Geordie und Jane waren auf dem Dachboden. Sam betrat das Haus mit seinem Schlüssel und konnte niemanden finden. Er rief, doch keiner schien ihn zu hören, fragte sich kurz, ob er in Panik geraten solle. Dann hörte er sie dort oben herumwühlen. Geordie kam mit einem alten Verstärker herunter, und Jane folgte ihm mit einem Lautsprecher. «Sehen Sie sich das an!» sagte Geordie. «Da ist auch noch ein Cassettendeck und ein Plattenspieler und noch eine Box und stapelweise Platten.»
    «Unsere alte Anlage», sagte Jane. «Ich dachte, eigentlich könnte Geordie die haben. Sie steht da oben ja nur nutzlos rum.»
    «Verdammt, Geordie», sagte Sam. «Du kriegst alles, was du brauchst.»
    Jane stieg wieder auf den Speicher und reichte den Rest der Anlage herunter. Dann trugen sie alles ins Erdgeschoß und stapelten es im Flur auf.
    «Wir haben die Nachrichten gesehen», sagte Geordie. «Es ist eine hohe Belohnung für denjenigen ausgesetzt worden, der den Mörder findet. Fünftausend Pfund.»
    «Noch mehr», sagte Jane. «Terrys Bruder Donald hat fünftausend ausgesetzt, aber Angehörige der anderen Opfer haben noch was draufgelegt. Ich glaube, Donald hat das organisiert. Alles in allem sind es an die zwölftausend.»
    Sie trug fliederfarbene Leggings und eine weite Bluse. Auf der Schulter hing Spinngewebe vom Speicher. Ihr Haar war zerzaust vom vielen Rauf und Runter, und auf der Wange hatte sie einen Schmutzfleck. Mal was anderes, dachte Sam. Meistens wirkt sie, als wäre sie noch nie von etwas berührt worden.
    «Kriegen wir sie, Sam?» fragte Geordie. «Die Belohnung, meine ich.»
    «Vielleicht», sagte Sam. «Wir sind heute abend ein ganzes Stück weitergekommen. Ich glaube, wir wissen jetzt, wo Graham ist.»
    Jane sah ihn an. «Aber du wirst uns nicht verraten, wo.»
    «Noch nicht», sagte er. «Es bleiben noch ein paar Dinge, die vorher geklärt werden müssen.»
    Sie tranken Kaffee in der Küche, und Sam merkte, daß er sie beobachtete. Konnte noch nicht genau den Finger darauf legen, was außer dem Fleck auf ihrer Wange anders an ihr war. Sie erwiderte seine Blicke, lächelte mit diesem kleinen Mund. Sie war schlanker, als er dachte, hatte praktisch keinen Busen und lange Beine. Sie war bislang immer so distanziert gewesen, doch die letzten paar Tage war sie richtig aus sich herausgekommen, als sie Geordie all die Kleidungsstücke schenkte und jetzt die Stereoanlage. Vielleicht war es das, vielleicht mußte sie Deacons Besitztümer loswerden. Da, schon wieder,

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