Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum
sich wortlos aus.
»Stell dich vor den Spiegel und schau geradeaus.« Vor einem Spiegel zu stehen, während der unglaubliche Hulk sie von hinten beobachtet, rangiert in Elastis Hitliste der Vergnügungen nicht gerade auf Platz eins. Und wenn der Spiegel dann auch noch in kleine Quadrate eingeteilt ist wie ein riesiges Millimeterpapier und der unglaubliche Hulk Stift und Papier zückt, um mit manischer Pingeligkeit jeden einzelnen Haltungs- und Schönheitsfehler zu dokumentieren, ist die Versuchung, den Olivenkopf zu ohrfeigen und den Wellnesstempel zu verdammen, doch ziemlich groß.
Aber Elasti-Mama beißt die Zähne zusammen und hält durch.
»Hohlkreuz, X-Beine und Halswirbelsäulenversteifung«, lautet das Urteil des Mausgesichts.
Elasti würde ihn am liebsten auf dem gerasterten Spiegel zu Brei zerquetschen.
Als sie überzeugt ist, der Blödsinn sei endlich vorbei, greift er zur Geheimwaffe. Die Körperfettmesszange, Gipfel der Erniedrigung.
Bei der Körperfettmessung wird mittels einer großen Zange, Eingeweihten als »Caliper«, bekannt, an allen Stellen, an denen ein bisschen Speck zu entdecken ist, das Körperfett gemessen.
Elasti-Mama lässt sich von der Zange des unglaublichen Hulk kneifen. Er gibt die Daten der Körperfettmessung in den Computer ein.
»Dein Körperfettanteil beträgt 21«, erklärt er streng.
»Das heißt?« Du Olivenköpfchen-Mausgesichtchen???
»Das heißt, wenn du hart trainierst, könntest du es schaffen. Du darfst dich jetzt wieder anziehen.«
Klassenziel erreicht. Elasti-Mama ist am Tiefpunkt, jetzt kann es nur noch aufwärts gehen.
Freitag, 23. Februar
Kleine Opfer, kleine Ungeheuer und die Macht des Dialekts
»Mama, ich habe fünfzig Verlobte, aber ich weiß nur von sechs den Namen«, sagt der große Hobbit.
»Letztes Mal waren es erst fünf, wer ist die sechste?«
»Giada, die, die mich gefragt hat, als ich im Kindergarten serviert habe, und der ich gesagt habe, ich hätte keine Zeit, ihr Verlobter zu sein. Erinnerst du dich?«
Arme Giada, dann hat das kleine Ungeheuer also auch dich seinem Harem einverleibt.
»Klar erinnere ich mich an Giada. Wie läuft es denn so mit ihr?«
»Na ja ... Sie hat mir ein paar Ohrfeigen verpasst ...«
Gut gemacht, Giada! Ich wusste ja, dass ich auf dich zählen kann. Du hast meinen Rat beherzigt. Gemeinsam - du mit Ohrfeigen und ich ohne - werden wir unsere unmöglich scheinende Mission, aus dem Hobbit einen brauchbaren Mann zu machen, zum Erfolg führen.
»Und du?«
»Ich habe erst mal nichts gemacht. Und dann hat mir Papa den Dialekt von Bari beigebracht.«
»Und dann?«
»Als ich wieder dort war, habe ich bei der nächsten Ohrfeige, die sie mir verpasst hat, gesagt: ›Bellabè, calm' calm'. Mò i' ti a' romb' la cap'‹.«
»Du hast zu ihr gesagt: ›Ich schlag dir den Schädel ein‹??? Und sie?«
»Sie hat Angst bekommen, und jetzt gibt sie mir keine Ohrfeigen mehr.«
Liebe Giada ... ich kann mich meinen Mutterpflichten nicht entziehen. Aber du, du hast die Wahl. Vergiss ihn.
Montag, 26. Februar
Elasti-Nächte und die Anti-Hobbit- Pulle
Mister Wonder ist ständig unterwegs. Als echter Superheld bevorzugt er ungewöhnliche Reisezeiten. So verlässt er zum Beispiel am Sonntag um 3.30 Uhr nachts das Haus. Er steht auf, duscht sich, frühstückt einen Kaffee mit Keksen und wagt sich hinaus in die Dunkelheit - das härtet Körper und Geist ab.
Mister Wonder merkt nicht, dass er damit eine unaufhaltsame Kettenreaktion auslöst. Jede Nacht von Sonntag auf Montag läuft so ab. Auch die vergangene.
3.00 Uhr. Driiiing, der Wecker. Er hört ihn nicht. Elasti-Mama hingegen ist sofort hellwach.
Nachdem er das Bad unter Wasser gesetzt, die Küche in ein Schlachtfeld verwandelt und auf der Suche nach Boxershorts und Socken den Schrank total ausgeräumt hat, will Mister Wonder nicht länger stören und verschwindet nach vier geräuschvollen Schlüsselumdrehungen.
3.45 Uhr. »Mama ... Wo ist Papa?«, fragt der große Hobbit mit einer Stimme, als sei er Waise geworden.
»Er ist weggefahren, aber er kommt ganz bald zurück. Und jetzt schlaf«, antwortet Elasti gebieterisch.
»Alles klar. Ich muss also ins große Bett kommen«, sagt er entschieden.
Das Familienoberhaupt ist seit fünf Minuten weg, und schon verwandelt sich der Kobold in das Alpha-Männchen des Rudels. Elasti-Mama ist zu müde, um ihm zu erklären, dass sie das Sagen hat. Der Hobbit klettert ins Bett und klammert sich an sie wie eine Muschel an
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