Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum
verzweifelt. Du gehst in sein Zimmer, der Bastard verstummt. Wie ein Roboter wiederholst du, dir deiner Sache immer noch sicher: »Mein Liebling, deine Mama hat dich sehr ...« Und gehst hinaus.
21.11 Uhr. Drüben schreit er, unüberhörbar aufgewühlt. Eduard sagt dir, dass du vor dem nächsten Hinübergehen zehn Minuten warten musst. In diesen zehn Minuten hast du das Gefühl, dein Kind leide Höllenqualen, und bist überzeugt, dass er sich dieser Augenblicke noch als alter Mann im Rollstuhl erinnern wird.
21.20 Uhr. Du gehst hinüber, mit zusammengebissenen Zähnen. Obwohl du dir unsäglich dumm vorkommst, wiederholst du den idiotischen Satz. Er hört dich nicht einmal. Wie wild wirft er sich hin und her. Du hast den Eindruck, er leide an einer tödlichen Krankheit und a) nimmst ihn mit Tränen in den Augen auf den Arm, wo er sich natürlich beruhigt, verfluchst Estivill, verbrennst sein Buch und denkst, lieber ein paar schlaflose Nächte als dieser höllische Sadismus; oder b) gehst hinaus und wiederholst das entzückende Spielchen, bis das Ungeheuer erschöpft einschläft und du einen Nervenzusammenbruch erleidest.
Es funktioniert. Nach drei oder vier Nächten ist das Untier gebändigt. Du selbst leidest jetzt an Panikattacken, unbezwinglichem Zittern und Schlaflosigkeit und wirst von Schuldgefühlen zerrissen. Aber das ist dein Problem, Eduard hat damit ganz und gar nichts zu tun.
MÄRZ
Samstag, 3. März
Ich schenk dir einen Gärtner
Oma K weiß immer, was sie will.
Oma K hatte einen Lebensplan im Kopf, und sie hat ihn realisiert. Sie ist Managerin. Sie ist wie ein Panzer, im positiven Sinne (?). Sie lebt in einem eleganten, nüchternen Haus, Unordnung und Schmutz gibt es dort nicht. Und sie hat den grünen Daumen. Sie braucht bloß vorbeizugehen, und Bonsais beginnen wie Mammutbäume zu wachsen.
Oma K ist der Meinung, bei ihrer Tochter seien Hopfen und Malz verloren.
Bei Elasti-Mama ist chronische Verwirrung der Normalzustand.
Elasti-Mama weiß immer noch nicht, wer sie eigentlich ist, und noch viel weniger, was sie will. Sie würde gern in einer Kommune leben und arbeiten. Andererseits hat sie panische Angst davor, anderen auf die Pelle zu rücken. In ihrem seltsamen Zuhause ist alles bunt zusammengewürfelt, hier regiert das Chaos. Sie hat den schwarzen Daumen. Sie braucht bloß vorüberzugehen, und die Pflanzen begehen Selbstmord.
Elasti-Mama weiß, dass es ohne Oma K noch viel, viel schlimmer wäre.
Oma K ist zu Besuch.
»Ich weiß schon, was ich dir zum Geburtstag schenke. Etwas ganz Wunderbares«, erzählt sie aufgeregt.
»Mein Geburtstag ist erst in gut einem Monat«, gibt Elasti skeptisch zurück.
»Macht nichts. Ich habe bereits alles in die Wege geleitet«, erwidert Oma K voller Begeisterung.
»Gibst du mir einen kleinen Hinweis?«, fragt Elasti zweifelnd.
»Ich schenk dir einen Gärtner. Für deine Terrassen.« Oma K lächelt zufrieden.
»Meine Terrassen? Ich habe drei Balkone, auf denen es aussieht wie in der Wüste. Mir gefallen sie so«, entgegnet Elasti-die-Destruktive.
»Zu spät. Der Gärtner ist schon zu einem Ortstermin hier gewesen, gestern, als du nicht da warst. Er hat für die Terrassen einen kleinen Plan gemacht. Es ist alles schon entschieden. Nächste Woche kommt er, um Pflanzen und Blumen einzusetzen, und im Nu hast du deinen Garten Eden im Haus«, sagt sie im Brustton der Überzeugung. Widerspruch zwecklos.
»Aber du weißt doch, dass es nur ein paar Tage dauern wird, bis alle Pflanzen eingegangen sind. Ich brauche bloß den Balkon zu betreten, das von deinem Gärtner angelegte Eden zu betrachten und bum, schon gibt es einen Massenselbstmord,« fährt Elasti-die-Undankbare in ihrem Zerstörungsdrang fort.
»Auch für diesen Fall habe ich Vorsorge getroffen. Alle vierzehn Tage wird der Gärtner kommen, um den Zustand der Pflanzen zu überprüfen. Er ist ein netter Kerl. Du wirst ihn bestimmt mögen.«
»Sieht er denn auch gut aus?«, fragt Elasti-die-Lässige. »Sehr gut sogar«, entgegnet Oma K siegesgewiss.
Elasti-Mamas Miene hellt sich auf. »Also schön. Schenk mir den Gärtner. Aber was ich mit ihm mache, entscheide ich selbst.«
»Elasti, werd nicht vulgär und hör auf mit diesem Blödsinn«, bringt Oma K sie zum Schweigen. »Ach komm, Mama, das kann dir doch egal sein! Er kommt vorbei, und dann schaue ich ihn mir mal an ...«
»Das ist überhaupt nicht komisch ... Und außerdem ... ist er schwul.«
»Du hast mit Absicht einen Schwulen
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