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Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum

Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum

Titel: Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia de Lillo
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melodramatisch aus. »Bitte, bitte, ein letzter Kuss. Geh nicht einfach so fort«, fügt das kleine Liebesentzugs-Opfer hinzu.
    »Hier, fünf Küsse, dann hast du noch Vorrat. Ciao, bis später.« Elasti-Mama will nur noch weg.
    An der Tür hebt der große Kobold den Blick zu seinem Elasti-Opfer und reißt die Augen auf. »Mama! So kannst du nicht gehen!«
    »Mein Schatz, jetzt reicht es mit dem Theater. Wieso kann ich so nicht gehen?«
    »Weil du dich nicht geschminkt hast!«
    Ich habe mich nicht geschminkt? Seit wann merkt er so was? Warum ist es ihm aufgefallen? Wenn ein Kind von nicht einmal vier Jahren mir vorwirft, ich sei nicht geschminkt, dann heißt das, ich sehe aus wie ein Zombie ... Ich muss etwas unternehmen.
    Elasti-Mamas Selbstbewusstsein gerät ins Wanken und sackt in den Keller. »Aber ich schminke mich doch fast nie ...«, entgegnet sie zögernd.
    »Hm ... wie du willst. War nur ein guter Rat ...«
    Heute Morgen in der U-Bahn trug Elasti-Mama auf das Risiko hin, sich dabei ein Auge auszustechen, Lidstrich auf ... und schuld war nur ein Kobold, der sich ein Urteil anmaßt.
     
Donnerstag, 15. März
    Ich dachte, wir wären Freunde
     
    Von: Freund Enrico, dem Anthropologen
    An: Elasti-Mama
    Betreff: Annas Doktorarbeit
    Anna Buonanotte, eine meiner Studentinnen kurz vor dem Abschluss, muss für ihre Diplomarbeit Interviews mit Journalistinnen führen, die Kinder haben. Du wärest genau die Richtige. Das Gespräch dauert anderthalb, maximal zwei Stunden. Ich rechne mit deiner unbedingten Bereitschaft.
     
    Von: Elasti-Mama
    An: Freund Enrico
    Betreff: Vergiss es
    Ausgeschlossen, dass ich zwei kostbare Stunden meines kurzen Lebens mit einer deiner unglücklichen, verwirrten Studentinnen verbringe. Wie du weißt, ziehe ich nicht nur fast allein meine Kinder groß, sondern arbeite auch Vollzeit und bin außerdem sehr chaotisch. Ich habe keine Zeit für eure blöden Interviews. Trotzdem danke, dass du an mich gedacht hast.
     
    Von: Freund Enrico
    An: Elasti-Mama
    Betreff: Ich dachte, wir wären Freunde
    Ich werde bis ans Ende meiner Tage Groll gegen dich hegen. Ciao.
     
    Von: Elasti-Mama
    An: Freund Enrico
    Betreff: Ich erwarte die Nervensäge morgen um 17 Uhr in Felicity Place
    Du sollst wissen, dass ich sie jetzt schon hasse. Sag ihr, dass ich einen abgrundtief schlechten Charakter habe und gewalttätig werde, wenn sie mir idiotische Fragen stellt.
     
Freitag, 16. März
    Gebt mir eine Anna und meine Laune wird sich bessern
     
    Anna Buonanotte trifft Punkt fünf Uhr bei Elasti zu Hause ein. Sie hat ein Lippenpiercing, ein Palästinensertuch um den Hals und eine wilde Lockenmähne. Lächelnd streckt sie ihr eine blaue Primel entgegen.
    »Für die Störung, und weil Sie so nett sind ...«, sagt sie.
    »Danke. Entschuldige, könntest du bitte die Schuhe ausziehen? Ich habe ein kleines Kind, das überall herumkrabbelt ...«, bittet Elasti-Mama zögerlich.
    Anna zieht ihre Springerstiefel aus. Sie trägt Ringelsocken, und ihre Augen lachen.
    Elasti-Mama kauert sich schutzsuchend in eine Ecke des Sofas.
    Anna macht es sich in der anderen Ecke gemütlich. Ganz in ihrem Element, fragt sie, was Elasti-Mama als Kind werden wollte, wie sie dorthingekommen ist, wo sie jetzt steht, wo sie sich in zehn Jahren sieht. Ob es schwierig ist, ob es Spaß macht, was sie gerne anders hätte. Sie fragt, was sie tun würde, wenn sie mehr Zeit hätte, wer ihr hilft, wer ihr helfen müsste, es aber nicht tut, wen sie als nah empfindet und wen als fern. Sie fragt, was sie sich wünscht und was sie denkt.
    Sie fragt, ob sie glücklich ist.
    Elasti-Mama antwortet, schwafelt, stammelt. Sie ist ein Hochwasser führender Fluss.
    Anna hört schweigend zu, schreibt mit, kritzelt, nickt. »Wir sind fertig. Danke«, sagt sie nach zwei Stunden.
    »Schon?«
    Elastis Logorrhö scheint sie nicht anzufechten, oder sie überspielt es gekonnt. Elasti-Mama fühlt sich ganz leicht.
    Anna schlüpft wieder in ihre Springerstiefel.
    Elasti-Mama bietet ihr ein Glas Fruchtsaft an und schenkt ihr zum Abschied ein Überraschungsei, das eigentlich dem großen Hobbit gehört.
    »Danke, ciao. Das hat wirklich Spaß gemacht. Jetzt muss ich aber los. Ich will heute Abend ins Theater.«
    Anna gefällt ihr. Vielleicht braucht Elasti-Mama ab und zu eine Anna.
    »Anna, warte! Könntest du nicht hin und wieder bei mir babysitten? Ich meine, bei den Hobbits natürlich, wenn Valentina Diolabenedica nicht kann ...«
    »Ich denke darüber nach und sag dir Bescheid.«

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