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Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum

Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum

Titel: Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia de Lillo
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einen kleinen Bruder bekommt, weißt du, Mama?«
     
Montag, 30. April
    Wartezeiten und Begegnungen
     
    Onkel Carlo ist Architekt und liebt die Toskana.
    Onkel Carlo ist eigentlich kein richtiger Onkel, aber es ist, als wäre er einer. Er ist immer auf dem Sprung und kommt immer zu spät. Sein Blick auf die Welt ist naiv und scheinheilig.
    Onkel Carlo hat tausend Herzen gebrochen, ein bisschen auch das von Elasti-Mama. Er wirkt hart, ist es aber nicht.
    Onkel Carlo war krank und brauchte eine neue Leber. Seit zwölf Monaten wartete er auf einen Anruf, genauso lange, wie der - inzwischen gar nicht mehr so kleine - kleine Hobbit auf der Welt ist.
    Gestern Abend läutete das Telefon und Onkel Carlo begab sich sofort ins Krankenhaus.
    Irgendjemand hatte die Welt verlassen und sich vorher dafür entschieden, anderen die Möglichkeit zum Bleiben zu schenken.
    Vielleicht muss Onkel Carlo jetzt nicht mehr warten.
    Im Krankenhaus gaben sie ihm einen weißen Morgenrock und wiesen ihm ein Zimmer zu. Und sagten, er möge warten, ein wenig noch.
    Bei ihm war Matilde, die die Hobbits Oma nennen, obwohl sie keine Oma ist. Was sie zueinander in jenem dunklen, stillen Zimmer sagten, weiß man nicht.
    Vielleicht sprachen sie über ihre Kindheit, vielleicht über die Zeit, in der sie gemeinsam alt werden. Vielleicht lachten und weinten sie, wie Komplizen oder Geschwister unter sich. Vielleicht redeten sie auch gar nicht; das kommt oft vor, wenn bedeutungsschwere Worte angebracht wären.
    Mitten in der Nacht, es war schon nach eins, kam eine Signorina mit grünem Kittel und Häubchen auf dem Kopf. »Was ist, Herr Architekt, kommen Sie mit mir?«, fragte sie freundlich lächelnd.
    Es blieb totenstill im Raum.
    Mit Ihnen kommen? Nein, danke, Signorina. Ich habe es mir anders überlegt. Vielleicht ist es besser, alles zu lassen, wie es ist. Es geht mir gut. Ich hatte sogar schon überlegt, jetzt nach Hause zu fahren, es ist nämlich spät und ich bin sehr müde.
    »Herr Architekt?«, wiederholte die freundliche Signorina.
    »Ja, ich komme. Ich bin bereit.«
     
    Seit dem heutigen Tag hat Carlo eine neue Leber.
    Aber vielleicht weiß er es noch nicht, denn er schläft noch.
    Matilde wird es ihm sagen, wenn er aufwacht.
    Elasti-Exkurs 4
    Weinen wir ein wenig, Momo
     
    Momo richtete Katastrophen an.
    Momo aß heimlich Süßigkeiten, spuckte auf den Boden und gebrauchte Schimpfwörter. Er ging nicht in die Schule, weil er keine Lust dazu hatte. Er berührte Elektrozäune und schlief auf dem Fensterbrett.
    Momo war ein schwarzes Phantom, das Wärme und Geborgenheit vermittelte.
    »Weinen wir ein wenig, Momo«, bat Elasti mit tränenfeuchten Augen.
    Momo breitete seine gewaltigen Arme aus und hüllte sie ein, bis sie nicht mehr zu sehen war. Momo begriff ihre Angst, ihre Einsamkeit, ihre Sehnsucht. Momo hatte Verständnis für Enttäuschungen, Misstrauen und Schüchternheit.
    Momos Lachen war ordinär, aber ansteckend. Er traute sich dorthin, wo ihr schwindelig wurde.
    Momo gehörte nur ihr allein und war immer für sie da.
    Momo wohnte hinter dem Kühlschrank. Er war ein duftender Hauch, eine wohlgesonnene Wolke. Er bedeutete für sie Rebellion und Trost.
    Momo war Elastis Fantasiefreund.
     
    Eines Tages verschwand Momo, ohne vorher Bescheid zu sagen. Vielleicht floh er aus dem Fenster.
    Hinter dem Kühlschrank blieb nur die nackte Wand zurück.
    Manchmal denkt Elasti heute noch an ihn und verspürt leise Sehnsucht.

MAI
     
Dienstag, 1. Mai
    Arbeiten macht müde, erst recht am ersten Mai
     
    Der große Hobbit erwacht im Morgengrauen und kotzt, nein, er potzt. Er kotzt ununterbrochen bis drei Uhr nachmittags und schläft dann erschöpft ein. Zwei Stunden später fühlt er sich stark wie ein Löwe, hat Energie für tausend Kobolde und ist hungrig wie der Oger aus Der kleine Däumling.
    Der kleine Hobbit ist bester Laune. Seinen Bruder leiden zu sehen hat eine anregende Wirkung auf ihn. Er ist den ganzen Tag über in einer unerträglichen Hochstimmung. Als einmal die ganze Familie anderweitig beschäftigt ist, setzt er das Bad unter Wasser, indem er am Bidet den Hahn voll aufdreht.
    Mister Wonder hat entschieden, dass er bis zum Abend ein ökonometrisches Modell gefunden haben muss, welches das seit vielen Jahren bestehende Problem der Auffächerung des Anteils an der Umweltverschmutzung zwischen den Generationen löst. Die Familie stört seine Konzentration, und er ist frustriert und nervös. Er hat den Wecker auf 4.30 Uhr gestellt, um mit

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