Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum
noch - zwischen bestickten Leintüchern.
Es klingelt.
Sie erwacht und geht, in einen seidenen Morgenrock gehüllt, zur Tür, um zu öffnen.
»George [Clooney], du schon wieder! Um diese Zeit! Du weißt doch, wenn ich nicht mindestens fünfzehn Stunden schlafe, kann die Haut ihre Feuchtigkeitsspeicher nicht auffüllen und ich bin den ganzen Tag schlecht gelaunt«, nörgelt sie und reibt sich die Augen.
»Entschuldige, Elasti-Liebste, aber ich wollte dir gratulieren und dir zum Zeichen meiner Verehrung diese Blumen hier überreichen«, sagt er zerknirscht und streckt ihr einen Strauß mit tausend roten Rosen hin.
»Na schön, komm rein.«
Hmm ... ganz so war es allerdings nicht.
Es ist 5.45 Uhr. Elasti-Mama hat heute Geburtstag. Der Wecker klingelt. Sie springt wie aufgezogen aus dem Bett und zieht im Dunkeln die nächstbesten Fetzen über, die sie im Schrank zu fassen bekommt. Leise schleicht sie sich hinaus, damit Valentina Diolabenedica und die Hobbits nicht aufwachen. Sie steigt aufs Fahrrad und schminkt sich an den Ampeln, denn an ihrem Ehrentag will sie vom Morgengrauen an ein bisschen Farbe im Gesicht haben.
Sie trifft in der Redaktion ein.
Außer ihr ist nur Angus da, der italo-kalifornische Volontär, der weniger wie ein künftiger Finanzjournalist aussieht, sondern eher wie ein Surfer von der amerikanischen Pazifikküste.
»Whas is that für ainä Schachtel?«, fragt er und zeigt auf eine Urne aus Karton.
»Eine Wahlurne«, brummt sie.
»Ah, interesting. Um was zu wählen?«, bohrt er weiter nach.
»Um dem neuen Chef das Vertrauen auszusprechen«, entgegnet sie lakonisch.
»Ah, kjuriooos. Warum?«
Lieber kalifornischer Surfer, draußen graut gerade mal der Morgen, und ich habe Geburtstag. Womit habe ich das bloß verdient?
»Weil es wichtig ist, dass die Redakteure den vom Herausgeber ernannten Chefredakteur bestätigen.«
»Ah, klar. Aber wenn die Dschörnalisten entscheiden, dass sie no Vertrauen haben? Geht dann der Chiefredaktor?«, fragt Angus unermüdlich weiter.
»Nein, aber es setzt ein deutliches Zeichen, das Herausgeber und Direktor nicht ignorieren können«, erklärt Elasti-die-Resignierte.
»Abär dann diese Wahl ist unnutzlich ... sältsam seid ihr Italiener, sähr kjuriööös ... was wählst du?«
Du impertinenter Jüngling, sagt dir das Wort Wahlgeheimnis etwas? Wo hast du dich herumgetrieben, ehe du hierher kamst, um etwas zu lernen? In Malibu, im Tequila-Dauerrausch?
Es war sieben Uhr morgens und Elasti-Mama fand, dass dieser Geburtstag richtig schlecht angefangen hatte.
Dann kam ihre Kollegin und Freundin Zeta mit einem großen Strauß gelber Tulpen an und Elasti-Mama änderte ihre Meinung.
Donnerstag, 19. April
Freund und Feind im Büro: Überlebenstipps
Die Bürokollegen bilden mehrere Gruppen.
1. Die Guten, auch »heldenhafte Freunde« genannt. Auf sie kannst du dich verlassen, du kannst ihnen private Sachen erzählen und sie auch um Hilfe bitten, wenn die Feinde dich angreifen.
2. Die Spione. Sie tun so, als wären sie wie du, aber sie sind anders. Sie ahmen dich nach, aber nicht, weil sie dich bewundern. Sie wollen dir nur Informationen entlocken und dich anschließend vernichten.
3. Die Nicht-Glücklichen. Sie können den Eindruck erwecken, sie seien dumm oder böse. In Wirklichkeit sind sie nur traurig. Vielleicht sind sie traurig, weil sie ihre Kinder verloren haben und nicht wiederfinden. Man muss nett zu ihnen sein, denn sie leiden.
4. Die Harpyien. Sie sind grausam und abgrundtief schlecht. Sie haben Flügel, und Krallen anstelle der Hände. Sie können fliegen, und sie sind auf dein Blut aus. Wenn du eine siehst, ruf sofort die heldenhaften Freunde.
Mama ... ich habe es mir überlegt, du darfst nicht mehr ins Büro gehen. Da ist es zu gefährlich für dich.
Diese bitteren arbeitspsychologischen Pillen wurden Elasti-Mama heute Abend vom großen Hobbit verabreicht, während dieser seine allabendliche Toilettensitzung abhielt.
Samstag, 21. April
Sind wir nicht alle ein bisschen Friseur?
Für Mister Wonder ist der einzige Friseur, der seinen Besuch verdient, »Il Califfo« in Bari, wo er schon in den siebziger Jahren mit seinem Opa hingegangen ist.
»Der Califfo ist der Beste. Er verlangt für einen Schnitt fünf Euro, mit Waschen sechs«, erklärt er.
Mister Wonder hat nicht zu bändigende Locken, und wenn sie eine bestimmte Länge erreicht haben, erinnert der Umriss seines Kopfes an einen Panettone. Gerät Mister
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