Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum

365 Tagen im Jahr kalt duscht und bei offenem Fenster schläft, weil »man sonst verweichlicht«.
    5. Eine an Irrsinn grenzende Leidenschaft für Herr der Ringe, Star Wars und Comics hegt und von letzteren eine zehntausend Bände umfassende Sammlung besitzt, die irgendwann die Herrschaft über die Elasti-Familie an sich reißen wird.

AUGUST
     
Mittwoch, 1. August
    Rentiere, Schweine und Schuldgefühle
     
    Im Jahre 1944 verbrachte ein Herr aus Schweden seine Flitterwochen in Schottland. Die vielen Wälder und Seen erinnerten ihn an seine Heimat.
    »In diesem Land muss es einfach Rentiere geben!«, rief er in aller Entschiedenheit aus.
    Gesagt, getan.
    Der schwedische Herr beschloss, in den folgenden Jahren Rentiere aus Schweden in den zentralen Highlands anzusiedeln.
    Die Elasti-Familie lernte gestern Vormittag einige Rentiere, sanftmütige, sympathische Tiere, ganz aus der Nähe kennen. Die Hobbits fütterten sie und ließen sich von Kopf bis Fuß ablecken. Mister Wonder und Elasti-Mama auch.
    Nach dem Ausflug zu den Rentieren brach die Elasti-Familie zu ihrem gewohnten Mittags-Picknick auf, diesmal an einen lausig kalten Ministrand an einem der unzähligen schottischen Seen.
    »Ich bin der Herr des Strandes«, rief Mister Wonder übermütig, während er die Brötchen für die Elasti-Familie belegte.
    Nach Beendigung des reichhaltigen Festmahls bestehend aus Parmaschinken, Felino-Salami, Parmesan, Brot, Müller-Joghurt mit Zitronengeschmack und Äpfeln aus dem Trentino (schottische Spezialitäten hat die Familie inzwischen definitiv vom Speiseplan gestrichen) erbleichte der Herr des Strandes. »Nein! Wir haben uns nicht die Hände gewaschen, nachdem wir bei den Rentieren waren! Wir sind richtige Dreckschweine und absolut verantwortungslos«, erklärte er, von Schuldgefühlen gepeinigt.
    Es ist nicht auszuschließen, dass in den kommenden Stunden die Rentiergrippe mit tödlicher Gewalt zuschlägt und die schmuddelige Elasti-Familie dahinrafft.
     
Donnerstag, 2. August
    Hypochondrie und Panik
     
    SMS von Elasti-Mama an die kluge Frau Doktor Tic Tac, die Kinderärztin der Hobbits: »Die Hobbits haben sich in Schottland von Rentieren ablecken lassen und anschließend gepicknickt, ohne sich die Hände zu waschen. Ich weiß schon, das tut man nicht. Wir haben als Eltern versagt. Mister Wonder ist seit zwei Tagen in heller Panik. Er fürchtet, die Rentiergrippe könnte die Hobbits befallen und Hackfleisch aus ihnen machen. Können wir irgendetwas tun?«
    SMS der klugen Frau Doktor Tic Tac an Elasti-Mama: »Es ist bestimmt nichts passiert. Nur keine Aufregung. Denkt einfach nicht mehr daran und genießt euren Urlaub.«
    Endlich kann Mister Wonder wieder frei atmen.
    Elasti-Mama hätte größte Lust, diesen überängstlichen und hypochondrischen Mann zu verlassen und stattdessen Frau Doktor Tic Tac zu heiraten.
    Bilanz zum Reiseende
     
    Der Urlaub in Schottland ist zu Ende. Heute ist die Elasti-Familie nach Italien zurückgekehrt. Das Experiment »Reise mit den Hobbits« kann als gelungen bezeichnet werden. Mit Kindern im Vorschulalter zu reisen ist möglich, ab und zu sogar unterhaltsam, vorausgesetzt dass:
    1. man nicht vorhat, sich zu erholen.
    2. man nicht vorhat zu lesen.
    3. man nicht vorhat, Sex zu haben.
    4. man nicht wünscht, freie Entscheidungen treffen zu können.
    5. man nicht vorhat, in Museen den Audio-Führer zu nutzen.
     
Freitag, 3. August
    Alle ans Meer
     
    Die Elasti-Familie befindet sich im Aufbruch nach Harmony Beach. Sie wird einen Monat mit Towanda und Mister Brown verbringen, und zwar an einem seltsamen Ort, wo die Straßen nach Blumen benannt sind, alle Häuser leuchtend weiß sind und jeder jeden kennt. In Harmony Beach:
    1. geht man an den Strand.
    2. genießt man die Kühle des Pinienhains.
    3. sitzt man auf der kleinen Piazza herum und sieht den Hobbits beim Spielen zu.
    4. tratscht man über die anderen Feriengäste.
    Und das ist auch schon alles.
     
Samstag, 4. August
    Keltische Kreuze und Integralismus
     
    In Harmony Beach kennt jeder jeden, aber auch wirklich jeden.
    Dieses Jahr entdeckte Mister Wonder, dass in der Via della Concordia gegenüber dem Haus Nummer 23, das die Elasti-Familie gemietet hat, die »Bestie« nebst Frau und kleinen Bestien wohnt.
    Die Bestie ist ein ausgesprochen muskulöser Koloss mit stumpfem, grausamem Blick. Er trägt die Haare raspelkurz und um den Hals ein keltisches Kreuz. Seine arische Frau namens Jessica macht einen gequälten Eindruck und hat