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Insektenstachel

Insektenstachel

Titel: Insektenstachel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Minninger
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meinst Jennifer White?«, vergewisserte sich Mrs Hazelwood. »Sie lehrt mich die Blindenschrift und erteilt mir einmal die Woche Privatunterricht. Sie war ziemlich ungehalten darüber, dass ich vergessen hatte, ihr für heute abzusagen. Ich habe ihr das Honorar trotzdem gezahlt. Dennoch ist sie ziemlich unangenehm geworden. Jennifer ist der Meinung, dass ich zu langsam lerne. Ich verstehe nicht, weshalb sie sich so aufregt. Je schleppender wir vorankommen, desto länger ist doch ihre Einnahmequelle gesichert.«
    Justus schmunzelte. Mrs Hazelwood hatte es ihm irgendwie angetan. Nachdem er und seine Freunde sich von ihr verabschiedet hatten, drehte er sich vor der Tür noch einmal um und lächelte ihr zu. Ihm war klar, dass sie diese Geste nicht sehen konnte. Doch insgeheim hatte er das Gefühl, dass sie es dennoch spürte …
     
    »Ich habe gestern noch lange wach gelegen. An Schlaf war nicht zu denken. Immer wieder gingen mir diese unheimlichen Albträume von Mrs Hazelwood durch den Kopf.« Peter hatte sich am nächsten Nachmittag mit Justus in der Zentrale verabredet, bevor sie gemeinsam die zweite Ladung Bücher bei Mrs Hazelwood abholen wollten. Bob hatte keine Zeit. Er musste zu Hause auf den Stromableser warten, da seine Mutter einen Termin beim Frisör hatte.
    Der Erste Detektiv schälte eine Orange und reichte seinem Freund eine Hälfte davon.
    »Sieh es als Nervennahrung an, Zweiter. Auch ich muss gestehen, dass Mrs Hazelwood seit vorgestern in meinen Gedanken in der ersten Reihe sitzt.«
    »Vor allem traue ich keiner Stechmücke mehr über den Weg. Glaubst du eigentlich an den Kram, den sie uns erzählt hat? Ich meine, hältst du es für logisch nachvollziehbar, dass sich eintretende Katastrophen mit einer üblen Vorahnung ankündigen können?« Unbemerkt wischte Peter seine Finger, die von der Apfelsine klebrig waren, am Sessel ab.
    »Dieses Phänomen ist in der Natur nicht neu«, klärte Justus ihn auf. »Denk doch nur mal an das Zitat ›Die Ratten verlassen das sinkende Schiff‹.«
    »Ist mir zwar geläufig, aber ehrlich gesagt ist mir der Hintergrund dieses Ausspruchs nicht bekannt.«
    »Ratten verfügen angeblich über einen sechsten Sinn. Sie sollen die Fähigkeit besitzen, ein nahendes Unglück rechtzeitig zu spüren. Daher stammt auch das Zitat. Wenn sich Ratten auf einem Schiff befinden, das durch ein Unwetter dem Untergang geweiht ist, ergreifen diese Tiere rechtzeitig die Flucht. Meist im letzten Hafen, den das Schiff ansteuert, bevor es im Sturm auf offener See versinkt.«
    Peter horchte auf. »Glaubst du denn, dass Menschen diese Gabe auch besitzen? Allen voran Mrs Hazelwood?«
    »Ehrlich gesagt bin ich mir da nicht hundertprozentig sicher, Zweiter. Du weißt, dass ich ein Freund von logischen Schlussfolgerungen bin. Dingen, die sich rational nicht erklären lassen, stehe ich recht skeptisch gegenüber.« Justus machte ein nachdenkliches Gesicht. »Mrs Hazelwood hat in ihrem bisherigen Leben eine Menge durchmachen müssen. Doch ich bin überzeugt, dass wir ihren Worten Glauben schenken können.«
    »Du meinst, trotz ihrer abstrusen Vorahnungen hat sie noch alle Zacken in ihrer Krone?«
    »Vielleicht gerade deshalb«, zog Justus in Erwägung. Aus unerklärlichen Gründen fieberte er einem weiteren Besuch entgegen. Mrs Hazelwood faszinierte ihn. Er war sich nur noch nicht ganz im Klaren darüber, weshalb er sich derart zu dieser Dame hingezogen fühlte. Auf jeden Fall musste er mit ihr über den Hitchcock-Bildband verhandeln. Denn schon am Vorabend hatte er das lang ersehnte Buch aus einer der Kisten, die nun sicher in Onkel Titus’ Lagerschuppen untergebracht waren, entnommen und ihm einen Ehrenplatz in seinem Regal zugeteilt.
    Peter warf einen kurzen Blick auf die Uhr. »Wenn wir pünktlich sein wollen, sollten wir gleich losfahren.«
    »Ich bin bereit, Zweiter.« Von innerer Unruhe gepackt erhob sich Justus aus dem Sessel und setzte die Schirmmütze auf. Ihn beschlich der Verdacht, dass jemand mit den Ängsten und düsteren Vorahnungen von Mrs Hazelwood ein gefährliches Spiel trieb.

Isolierung
    Das Erste, was Justus wahrnahm, als er vor Mrs Hazelwoods Haus dem MG entstieg, war ein sich bewegender Schatten hinter einem Hibiskusstrauch im Garten. Nach längerem Hinsehen erkannte er, dass es sich um Laura handelte. Mit einem Besen fegte sie über den schmalen Steinplattenweg, der zum Geräteschuppen führte. Justus trat ihr, gefolgt von Peter, freundlich entgegen.
    »Hallo, Laura! Schon

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