Insektenstachel
noch nicht zu spät ist.«
»Wovon sprechen Sie?« Der zweite Detektiv zog einen Zollstock aus der Seitentasche seiner Hose und begann bereits damit, das Küchenfenster auszumessen.
»Laura rief mich doch heute Vormittag an, nachdem sie aus dem Krankenhaus entlassen worden war. Sie hatte in der Klinik ein Gespräch zwischen zwei Ärzten belauschen können. Die beiden standen auf dem Flur und sprachen über die Hornissenstiche. Laura hat dabei etwas Furchtbares in Erfahrung gebracht!«
Parasiten
Durch den Mund atmend begann Mrs Hazelwood unruhig in der Küche umherzulaufen. »Einer der Ärzte meinte, dass Laura wohl großes Glück hatte, von den Hornissen gestochen worden zu sein.«
»Wie hat er das gemeint?«, hakte Bob verwundert nach.
»Laura hat sich über diese Aussage des Arztes auch gewundert.« Mrs Hazelwood verharrte vor dem Küchentisch und stützte die Hände darauf. »Die beiden Ärzte auf dem Flur sprachen so leise miteinander, dass sie Schwierigkeiten hatte, überhaupt alles zu verstehen. Jedenfalls erwiderte der andere, er wäre erleichtert darüber, dass Laura nicht von den Moskitos gestochen worden wäre, die einen bis heute unbekannten Parasiten übertragen würden, der Auslöser einer gefährlichen Schlafkrankheit sei. Hier in Kalifornien hat es in diesem Jahr bereits zehn solcher Fälle gegeben, wobei die Opfer der Moskitostiche in einen komaähnlichen Zustand gefallen sind.«
»Bitte?«, wunderte sich der Erste Detektiv. »Davon habe ich bisher nicht das Geringste gehört.«
»Das ist es ja gerade.« Mrs Hazelwood rückte ihre Sonnenbrille zurecht. »Laura berichtete mir, dass daraufhin der andere Arzt seinem Kollegen etwas zuzischte. So in etwa: Wenn es an die Öffentlichkeit käme, würde sich eine Panik ausbreiten. Die zivile Bevölkerung dürfe auf gar keinen Fall darüber informiert werden, solange nicht geklärt sei, um welchen Krankheitserreger es sich handele.«
»Das ist’n Ding!« Peter war perplex. Aus reinem Reflex kratzte er sich am Unterarm. »Dann lasst uns nur schnell die Moskitonetze anbringen.«
»Ich ahne, dass sich Schreckliches ereignen wird. Ich kann die Gefahr förmlich riechen. Wie das ausströmende Gas aus einer defekten Leitung.«
»Behalten Sie die Nerven, Madam«, versuchte Justus Mrs Hazelwood zu beruhigen. »In weniger als einer halben Stunde werden wir Ihr Haus in eine Festung verwandelt haben, in die es von außen keinem Moskito gelingen wird, zu Ihnen vorzudringen.«
Die Dame ließ sich voller Unruhe wieder auf dem Stuhl nieder. Während der nächsten halben Stunde, in der sich die drei Detektive akribisch ans Werk machten, sprach sie kein Wort mehr. Erst als Justus die Schere aus der Hand legte, mit der er die Netze auf die passende Größe zurechtgeschnitten hatte, und Mrs Hazelwood ein optimistisches ›Alles erledigt!‹ zurief, löste sich ein Teil ihrer Anspannung. Dankbar schloss sie die drei Jungen nacheinander in die Arme.
»Wir müssen jetzt leider aufbrechen«, meinte Justus nach einem kurzen Blick auf die Uhr. »Mein Onkel und meine Tante warten nämlich mit dem Abendbrot auf mich.«
»Lasst euch nicht aufhalten, Jungs«, gab Mrs Hazelwood gelassen von sich, obwohl jeder der drei Detektive spürte, dass sie sich nur ungern von ihnen trennte. »Wir sehen uns ja morgen wieder.«
»Jetzt haben wir uns gar nicht über die Abwicklung der Versteigerung Ihrer Bücher unterhalten, Madam«, erinnerte sich Bob und trank den letzten Schluck aus seiner Teetasse. »Immerhin müssen wir ja auf der Auktionsseite im Internet für jeden Buchtitel ein Mindestgebot angeben. Ich denke mal, dass Sie die Höhe bestimmen sollten.«
Mrs Hazelwood winkte gelassen ab. »Darüber zerbreche ich mir heute nicht mehr den Kopf. Ich bin froh, dass ich mal jemandem mein Herz ausschütten konnte. Jemandem, der auch zuhören kann.«
»Hört Ihnen Laura denn nicht zu?«, fragte Peter geradeheraus.
Mrs Hazelwood zuckte mit den Schultern. »Laura interessiert sich nur für sich selbst. Sie erledigt zwar alle Dinge im Haushalt für mich, aber persönlich auf einen Menschen einzugehen, ist nicht unbedingt ihre Stärke. Ich habe ihr schon beim Einstellungsgespräch angeboten, bei mir einzuziehen, da ich mich in diesem Haus doch hin und wieder recht einsam fühle. Das hat sie aber strikt abgelehnt. Sie bewohnt ein kleines Appartement in Santa Monica.«
»Und wer war die Dame, die uns heute so schroff empfangen hat?«, versuchte Justus noch in Erfahrung zu bringen.
»Du
Weitere Kostenlose Bücher