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Insektenstachel

Insektenstachel

Titel: Insektenstachel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Minninger
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obwohl Ihre Hausangestellte das Opfer war.«
    Mrs Hazelwood setzte sich wieder zu den drei Detektiven an den Tisch. »Ich gerate jedes Mal in Panik, sobald sich mir nur eine Stechmücke nähert. Ihr müsst wissen, dass sich das Unheil, auch nach diesem Sturz ins Wespennest, noch lange nicht von mir abgewendet hatte.«
    »Was ist denn noch passiert?« Peter schenkte sich eine weitere Tasse ein. Der Lapacho-Tee schmeckte ihm außerordentlich gut.
    »Nachdem ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, es war etwa eine Woche später, saß ich nach Unterrichtsschluss in der Schule und kam nicht mehr vom Stuhl hoch.«
    »Sie kamen … was?« Bob schaute Mrs Hazelwood entgeistert an.
    »Ich hatte plötzlich heftigste Schmerzen in der Hüfte und konnte mich nicht mehr vom Stuhl erheben. Der Hausmeister musste den Krankenwagen verständigen und ich wurde wieder ins Hospital eingeliefert.«
    »Und wie lautete die Diagnose?«
    »Seltsamerweise konnten die Ärzte nichts Außergewöhnliches feststellen, Justus. Zwei Tage später wurde ich wieder entlassen. Allerdings brauchte ich beinahe ein halbes Jahr, um wieder halbwegs vernünftig gehen zu können. Meine Eltern nannten mich seitdem nur noch ›Hypochonder‹, wenn ich über irgendein körperliches Leiden klagte. Ihr wisst, was ein Hypochonder ist?«
    »Ein schwermütiger Mensch, der sich einbildet krank zu sein«, gab Justus sein Wissen preis. »Aber warum haben Ihre Eltern Ihnen nicht geglaubt?«
    »Zu dem Zeitpunkt, als ich direkt von der Schule ins Krankenhaus eingeliefert wurde, wollten meine Eltern ursprünglich zu zweit eine Reise nach Europa unternehmen, um dort ihren zehnten Hochzeitstag zu verbringen. Da die Ärzte bei den Untersuchungen nichts feststellen konnten, waren meine Eltern davon überzeugt, dass ich die Schmerzen nur vortäuschte, um nicht allein gelassen zu werden.«
    »Eine Frechheit sondergleichen, solch eine Vermutung überhaupt laut auszusprechen«, empörte sich Bob.
    Als fürchte sie belauscht zu werden, begann Mrs Hazelwood plötzlich zu flüstern. »Die Insekten sind die Vorreiter des Unheils. Wann immer etwas Schreckliches in meinem Leben passierte, kündigte es sich durch ein einschneidendes Erlebnis mit diesen Krabbeltieren an. Das ist kein Zufall. Selbst in der Nacht, in der ich auf meinen Mann wartete, um ihm mitzuteilen, dass ich mich von ihm scheiden lassen wollte, sah ich mir im Fernsehen einen aufwühlenden Dokumentarfilm über Insektenphobien an. Am nächsten Morgen überbrachte man mir die Nachricht von Jills tödlichem Autounfall.«
    »Aber das alles kann doch auch ein bedauernswerter Zufall sein«, gab Peter zu bedenken. Insgeheim musste er sich aber eingestehen, dass er Mrs Hazelwood mit dieser Theorie kaum vom Gegenteil überzeugen konnte.
    Erregt ließ die Dame ihre Faust auf die Tischplatte sausen. »Ein halbes Jahr später kehrten die Albträume zurück. Nach fast fünfzig Jahren! Ich wurde in einem dieser Albträume von Heuschrecken heimgesucht, die mir die Haare vom Kopf fraßen. Zwei Tage darauf teilte mir mein Augenarzt bei einer Routineuntersuchung mit, dass ich mich wohl damit abfinden müsse, in naher Zukunft zu erblinden! Und da sprichst du noch von einem Zufall?«
    »Mrs Hazelwood«, sprach Justus nun ruhig auf die Dame ein. »Jetzt begreife ich endlich, weshalb Sie so erschüttert sind. Der gestrige Vorfall mit den Hornissen im Geräteschuppen: Sie glauben, dass dies der Auftakt einer neuen Unglückswelle ist, die über Sie hereinbricht. Habe ich Recht?«
    Die Dame nickte stumm. Für einen Moment herrschte in der Küche absolute Stille.
    »Können wir Ihnen irgendwie helfen?«, brach Bob das Schweigen.
    Wieder nickte Mrs Hazelwood. »Habt ihr an die Moskitonetze gedacht?«
    Peter erhob sich vom Stuhl. »Sie liegen in meinem Wagen. Ich hole sie.« Er verließ die Küche und kehrte schon kurz darauf wieder zurück. In seinen Händen hielt er zwei Einkaufstüten. Den Inhalt schüttete er auf den Tisch.
    Mit ihren Händen ertastete Mrs Hazelwood die Pappschachteln. »Wie spät ist es?«, erkundigte sie sich.
    »Gleich sieben.« Justus ahnte, worauf sie hinauswollte, und kam ihr zuvor. »Sollen wir Ihnen die Netze gleich anbringen, Madam?«
    »Ihr würdet mir damit einen großen Gefallen tun und eine schwere Last von der Seele nehmen.« Sie öffnete eine der Schachteln, zog das zusammengefaltete Netz heraus und strich mit den Fingern darüber. »Auf die Idee hätte ich schon viel früher kommen müssen. Ich hoffe nur, dass es

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