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Insektenstachel

Insektenstachel

Titel: Insektenstachel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Minninger
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Eindruck habe ich aber nicht«, verlieh der Zweite Detektiv seiner Frage Nachdruck.
    Mrs Hazelwood rieb sich den Handrücken. »Ich habe in meinem Leben ein Vermögen für Ärzte, Psychologen und Heilpraktiker ausgegeben! Aufs Geld waren sie alle scharf. Aber im Gegenzug konnte mir von denen nicht mal einer auch nur im Ansatz helfen. Ich brauche keinen Arzt. Nur ein wenig Zuversicht.«
    »Und woher wollen Sie die nehmen?«, hakte Peter nach. Dabei ließ er Mrs Hazelwood nicht aus den Augen.
    »Das weiß ich noch nicht. Hauptsache, sie kehrt wieder in meine Seele zurück.«
    In diesem Moment ertönte die Hausklingel, doch Mrs Hazelwood schien sie zu ignorieren. Sie zeigte keinerlei Regung.
    »Soll ich öffnen?«, erkundigte sich Justus verunsichert. Es klingelte nun schon ein zweites Mal.
    Mit einer Geste deutete sie in Richtung Haustür. Der Erste Detektiv trat ohne zu zögern in die Vorhalle und öffnete das Eingangsportal. Vor ihm stand Mrs Hazelwoods Lehrerin für Blindenschrift.
    »Guten Tag, Mrs White.« Er bemühte sich um einen neutralen Tonfall.
    Ohne die Begrüßung zu erwidern, musterte sie ihn mit kalten Augen. »Ich möchte mit Mrs Hazelwood sprechen.«
    »Dann treten Sie ein. Sie sitzt in der Küche. Wir trinken gerade Tee.«
    Mit forschen Schritten rauschte Mrs White an Justus vorbei, wobei ihr langer Seidenschal über den Boden schleifte.
    »Janet!«, rief sie aufgebracht. »Meine Brieftasche! Hast du sie gefunden?«
    »Wovon sprichst du, Jennifer?« Überrascht wandte sich Mrs Hazelwood in Richtung Türrahmen.
    »Als ich gestern hier war, hatte ich sie noch. Das weiß ich genau. Ich war eben gerade zufällig im Einkaufszentrum hier in der Nähe. Als ich an der Kasse stand und nicht bezahlen konnte, wäre ich beinahe wahnsinnig geworden. In der Brieftasche sind alle meine Papiere: Ausweis, Führerschein, Kreditkarten und zweihundert Dollar. Ich habe sie seit gestern nicht mehr benutzt. Sie muss hier sein!« Suchend sah sie sich in der Küche um.
    »Sollen wir uns mal danach umsehen?«, schlug Peter vor.
    »Das könnte euch so passen. Ihr seid wohl scharf auf die zweihundert Dollar. Wenn ihr euch die Brieftasche nicht bereits unter den Nagel gerissen habt.«
    Entgeistert fuhr der Zweite Detektiv die Lehrerin an. »Was erlauben Sie sich eigentlich?«
    Doch Mrs White ging gar nicht darauf ein. »Du hast doch nichts dagegen, Janet, wenn ich mal kurz selbst nachschaue?«
    »Kein Problem. Vielleicht sollten wir auch Laura fragen, ob sie sie gesehen hat.«
    »Fehlanzeige. Ich habe sie draußen schon getroffen und gefragt.« Erst jetzt bemerkte Mrs White, dass ihr Schal auf dem Boden hing. Rasch korrigierte sie diesen Makel. »Allzu viele Möglichkeiten gibt es ja nicht. Oben die Bibliothek, die Vorhalle und die Toilette. Hier in der Küche scheint sie ja nicht zu sein.«
    »Viel Glück!«, rief Justus ihr sarkastisch hinterher. Er wartete, bis Mrs White über die Treppe in der ehemaligen Bibliothek verschwunden war. Dann gab er einen lauten Seufzer von sich.
    »Und mit dieser Person geben Sie sich einmal die Woche freiwillig ab, Madam? Bewundernswert!«
    »Sie hat auch ihre guten Seiten«, versuchte Mrs Hazelwood ein nettes Wort für sie einzulegen. »Ich glaube, sie hat nur keinen besonderen Draht zu Jugendlichen.«
    Der Zweite Detektiv nippte kurz an seinem Tee und rutschte unruhig auf dem Stuhl herum. »Wir sollten gleich mal die restlichen Kisten in den Wagen laden, Just. Ich muss noch für die Mathearbeit pauken und möchte nicht so spät zu Hause sein.«
    Jetzt hörte man Schritte im Obergeschoss. Mrs White kam die Treppe hinab. Kurz darauf klappte die Toilettentür. Offenbar war die Lehrerin in der ehemaligen Bibliothek nicht fündig geworden.
    »Die Bahn ist frei«, forderte Justus Peter auf. »Machen wir uns ans Schleppen. Auf zum Endspurt!«
    Innerhalb einer Viertelstunde hatten die zwei Detektive die restlichen Umzugskisten in Peters MG verstaut. Als sie sich von Mrs Hazelwood verabschiedeten, suchte Mrs White auf dem Boden kriechend noch immer nach ihrer Brieftasche. Das Glück schien nicht auf ihrer Seite zu sein.
    »Wir bleiben in Kontakt, Madam.« Justus drückte der Dame die Hand. »Sobald sich auf der Internetseite etwas tut, melden wir uns.«
    Mrs Hazelwood ging erst ins Haus zurück, als der MG nicht mehr zu hören war. Geistesabwesend kratzte sie sich den Mückenstich.
     
    Es war noch immer unerträglich schwül. In der Zentrale auf dem Schrottplatz war es trotz Ventilator nicht

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