Insel, aus Traeumen geboren
wirst dich in Sachen, die dir passen, bestimmt auch wohlerfühlen. Außerdem wird der Fischer bestimmt sein Zeug wiederhaben wollen.“
Jack blickte an sich hinunter, als hätte er vergessen, dass er am Vortag alles verloren hatte. Das war typisch für ihn. Niemals zurückschauen, sondern immer nur nach vorn. Er schien das Fährunglück ebenso vergessen zu haben wie den Grund für ihr Scheidungsbegehren. Und hatte er sie etwa vermisst, als er nach Kalifornien gegangen war?
Abgesehen davon, dass sie sich wirklich neu einkleiden musste, ertappte sie sich auch dabei, dass sie die Dinge absichtlich hinauszögerte. Fürchtete sie sich etwa davor, zu der Ausgrabungsstätte zu fahren, wo ihre Liebe begonnen hatte? Nein, sie würde damit fertig werden. Es blieb ihr auch gar nichts anderes übrig. Sie würde sich selbst und ihm beweisen, dass sie die Vergangenheit ebenso hinter sich lassen konnte wie er.
„Du hast recht“, stimmte er ihr zu. „Warum bringst du mir nicht ein paar Sachen wie Jeans, T-Shirts, Schuhe, einen breitkrempigen Hut und ein Sonnenschutzmittel mit? In der Zwischenzeit werde ich mich mit Robbins besprechen, unsere Ausrüstung überprüfen und ein Auto mieten. Ich weiß, dass du es ebenso wenig wie ich erwarten kannst, mit den Ausgrabungen anzufangen. Es ist unsere letzte Chance.“
Und bevor Olivia widersprechen oder ihn nach Einzelheiten fragen konnte, verschwand er.
Die letzte Gelegenheit, bevor die Stätte geschlossen wurde. Aber war es nicht auch für sie beide die letzte Chance?
Zum Teufel mit Jack! Glaubte er im Ernst, sie erinnerte sich noch an seine Kleidergröße und was für Unterwäsche er gern trug? Würde er das von ihr wissen? Er hatte ihr auch nie Dessous gekauft und regelmäßig ihren Geburtstag vergessen. Wenn sie ihn darauf aufmerksam gemacht hatte, hatte er ihr meist ein Buch gekauft, vorzugsweise eins, das er selbst hatte haben wollen.
Olivia seufzte. Nie hatte sie vergessen, was für eine fantastische Figur er in karierten Boxershorts und in engen Jeans machte und wie attraktiv er in dem Smoking auf ihrer Hochzeit ausgesehen hatte. Und wie schnell er ihn in ihrem Hotelzimmer ausgezogen hatte!
Ebenso konnte sie sich noch bestens daran erinnern, wie rasch sie durch Jack ins Hintertreffen gekommen war. Von dem Moment an, in dem sie in der Universität von Santa Clarita eingetroffen waren, galt er als der Experte in Sachen griechischer und römischer Kultur. Nicht, dass er die Anerkennung nicht verdient gehabt hätte. Doch Olivia hatte sich von ihm in den Schatten gestellt gefühlt.
Plötzlich verspürte sie keinen Appetit mehr und stand auf. Dann warf sie sich ihre Tasche über die Schulter und ging in die Lobby.
„Als ich das letzte Mal hier war, gab es in diesem Ort noch nicht sehr viele Geschäfte“, sagte sie zu Marilyn, die sich von der Rezeptionistin gerade den Weg dorthin hatte beschreiben lassen.
„Hermapolis ist zwar nicht Korfu, es hat sich aber in den letzten Jahren zu einem Anziehungspunkt für Touristen entwickelt“, erklärte Elena. „Ich bin sicher, dass Sie alles finden werden, was Sie brauchen.“
„Ach, übrigens“, wandte Olivia sich an sie, „könnte ich die Bademäntel aus unserem Zimmer käuflich erwerben?“ Sie wollte ihren gern behalten und Jack seinen vermutlich auch.
„Selbstverständlich. Ich werde sie Ihnen einpacken lassen.“
„Wollen wir uns zusammen ein Taxi nehmen?“, schlug Marilyn vor, als sie und Olivia zum Ausgang gingen.
Olivia stimmte zu. Sie war froh, auf diesem Einkaufsbummel Gesellschaft zu haben – solange Marilyn nicht über ihre Beziehung zu Jack zu reden anfing.
Vor dem Hotel entdeckte Olivia einen kleinen Jungen, der auf einem Mäuerchen saß. Er trug Shorts, ein T-Shirt und Sandalen. Als er sie sah, sprang er auf und fragte: „Wollen Guide für Stadtbesichtigung? Ruinen sehen? Ich kann Englisch. Ganz billig.“
Olivia schüttelte den Kopf. „Wir wollen einkaufen.“
„Ich kann helfen“, erbot er sich eifrig. „Kann englischen Ladies zeigen, wo es preiswerte Sachen gibt.“
„Nein, danke“, erwiderte Olivia lächelnd. „Außerdem sind wie Amerikanerinnen.“ Natürlich hätte sie den Jungen nicht über ihre Nationalität aufzuklären brauchen, aber er war so niedlich, dass sie ihn nicht einfach abwimmeln wollte.
Als er sie schrecklich enttäuscht ansah, öffnete Olivia ihre Handtasche, um ihm einen Dollar zu geben. Dabei fiel ihr ein, dass sie noch Geld umtauschen musste, wenn sie im Ort
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