Insel, aus Traeumen geboren
dolmadakia. Der Junge schlang das Ganze so schnell hinunter, dass Olivia sich fragte, wann er zum letzten Mal etwas in den Magen bekommen hatte und ob er möglicherweise ein Waisenkind war. Doch das war nicht ihre Angelegenheit.
Während sie die Rechnung bezahlte, sammelte Elias Olivias Einkäufe ein und pfiff am Straßenrand ein Taxi herbei. Nachdem die beiden Frauen in dem Wagen Platz genommen hatten, reichte er Olivia ihre Tüten und schaute dabei so verloren drein, dass sie ihn fragte, wohin er gehen würde.
Er zuckte nur die Schultern.
„Komm, steig ein“, forderte sie ihn daraufhin auf.
Grinsend kletterte er ebenfalls ins Taxi.
„Was haben Sie mit ihm vor?“, fragte Marilyn stirnrunzelnd.
„Ihn mit zu unserem Hotel mitnehmen.“
„Die Rezeptionistin sagte doch …“
„Das interessiert mich nicht“, gab Olivia zurück. „Wenn ich jemanden zum Einkaufen und für Besichtigungstouren engagieren will, ist das meine Sache.“
Als sie wenig später vor dem Hotel das Taxi verließen, trug der Junge nicht nur Olivias, sondern auch Marilyns Einkäufe die Stufen hinauf, um dann so schnell wieder zu verschwinden, wie er aufgetaucht war.
„Mrs. Oakley“, wandte Elena sich an Olivia. „Ich habe jetzt ein Einzelzimmer für Sie. Oder besser gesagt, ein Cottage.“
„Oh, wirklich?“ Olivia atmete erleichtert auf. Sie war gerettet! Ein Cottage ganz für sich allein, mitten im Pinienwäldchen, mit Blick aufs Meer – im sicheren Abstand zu Jack. Dann würde sie eben jeden Tag mit dem Taxi zur Ausgrabungsstätte fahren. Zwar hatte sie dort auch nachts bleiben wollen, doch was war wichtiger, ihre Karriere oder ihr Seelenfrieden? „Danke, das ist ja fantastisch“, sagte sie.
„Wo bist du gewesen?“, empfing Jack sie, als Olivia kurz darauf ihr gemeinsames Zimmer betrat. Dabei machte er eine ungeduldige Geste, als wäre sie tagelang weg gewesen und nicht nur ein paar Stunden. Auch das war typisch für ihn.
„Ich war einkaufen, hast du das vergessen?“
Anerkennend ließ er den Blick über ihr neues weißes Top schweifen, das ihr plötzlich viel zu eng erschien, dann über die dunkelgrünen Shorts und ihre nackten Beine und die neuen Sandalen. Olivia hatte dabei das Gefühl, in Flammen zu stehen. Auch das brachte Jack fertig. Erst als er zu sprechen begann, merkte sie, dass sie unwillkürlich den Atem angehalten hatte.
„Nicht übel“, meinte er mit funkelnden Augen. „Deine neuen Sachen gefallen mir.“
„Hoffentlich auch die, die ich für dich besorgt habe“, erwiderte sie betont locker.
Sie warf die Einkaufstüten aufs Bett, wobei ihr BH und einige Höschen herausfielen, und wünschte sich, vorsichtiger gewesen zu sein, weil Jack den winzigen BH aus Seide und Spitze aufnahm und an einem Träger von seinem Finger baumeln ließ.
„Deiner?“, fragte er.
„Nein, der ist für meine Großtante Alyce“, gab sie zurück und riss ihm den BH aus der Hand.
„Nicht schlecht. Das alte Mädchen hat Stil und Geschmack. Wenn ich daran denke, was du sonst immer getragen hast …“
„Das geht dich nichts mehr an.“
„Ich habe nur eine Feststellung gemacht. Immerhin ist es mein Beruf, zu forschen und Fakten zu sammeln.“ Jack begutachtete den Inhalt der nächsten Einkaufstüte. „Sollen die für mich oder auch für Tante Alyce sein?“
„Für dich. Obwohl es ihr durchaus zuzutrauen wäre, dass sie sich solche Designerjeans kauft.“
Ungeniert streifte er seine Hose ab und zog die neuen Jeans an. Sie passten ihm wie eine zweite Haut. Olivia brachte es nicht fertig, wegzusehen, denn Jack hatte eine Figur wie ein griechischer Gott.
Sie war froh, dass er nicht auf die Idee kam, auch die neuen Slips an Ort und Stelle anzuprobieren, zumal sie schon jetzt Probleme hatte, ruhig und gleichmäßig zu atmen. Außerdem spürte sie, wie ihr Schweißperlen auf die Stirn traten. Plötzlich hatte sie das Gefühl, unbedingt ins Freie zu müssen.
„Wie geht es ihr eigentlich?“, erkundigte sich Jack.
„Wem?“
„Deiner Tante.“
„Oh.“ Olivia setzte sich auf die Bettkante und versuchte sich so normal wie möglich zu geben. „Gut. Sie wird dieses Jahr neunzig.“ „Der Spitzen-BH passt auf jeden Fall gut zu dem Hut, den sie bei unserer Hochzeit getragen hat.“
„Das habe ich auch gedacht.“
„Ich kann mich noch gut an sie erinnern. Sie war eine hervorragende Tänzerin. Richte ihr meine besten Grüße aus.“
„Das werde ich tun, sobald ich wieder zu Hause bin.“
„Hat sie mal nach mir
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