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Insel der blauen Delphine

Titel: Insel der blauen Delphine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott O Dell
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offen und reichte nur bis zu den Knien. Den Gürtel schnitt ich aus weichem Seehundfell; vorn band ich ihn zu einer Schleife. Ich schnitt mir auch ein Paar Sandalen aus Seehundfell, in denen ich über die Dünen wandern konnte, wenn die Sonne heiß auf den Sand niederbrannte. Sie passten gut zu meinem Yuccafasernrock. Oft zog ich mir das Kleid und die Sandalen an, um mit Rontu auf den Klippen spazieren zu gehen. Wenn mich die Lust ankam, flocht ich mir einen Kranz aus Sandblumen und setzte ihn mir aufs Haar. Nach dem Tode unserer Männer hatten sich alle Frauen unseres Stammes zum Zeichen der Trauer das Haar abgesengt. Auch ich hatte mein Haar über den brennenden Span gehalten, bis nur noch kurze Büschel übrig geblieben waren. Jetzt aber war es nachgewachsen und reichte mir wieder bis zum Gürtel. Ich trug es in der Mitte gescheitelt und lose nach hinten gekämmt, aber wenn ich mir den Kranz aufsetzte, flocht ich es zu Zöpfen, die ich mit langen Nadeln aus Walfischbein im Nacken befestigte. Ich hängte auch Rontu einen Kranz um den Nacken, obwohl er sich dagegen sträubte. Und so spazierten wir auf den Klippen und es war eine glückliche Zeit. Das Schiff der weißen Männer kam auch in diesem Frühjahr nicht, aber die Luft roch nach Blumen und Vögel sangen überall.

Kapitel 19
    Mittlerweile war es Sommer geworden und noch immer hatte ich den Teufelsfisch nicht fangen können. Tag für Tag gingen Rontu und ich zur Höhle, um ihm aufzulauern. Ich schob das Kanu ins Wasser und paddelte langsam von einer Öffnung zur anderen, bisweilen mehrere Male. Dort, wo das schwarze Wasser vom Tageslicht erhellt wurde, tummelten sich viele Teufelsfische, aber der große war nicht darunter. Des Wartens müde, gab ich die Suche auf und begann, Abalonen für den Winter zu sammeln. Die roten Schalen enthalten das süßeste Fleisch. Diese Sorte eignet sich auch am besten zum Trocknen. Aber die grünen und die schwarzen Muscheln schmecken nicht minder gut. Auf das Fleisch der roten Abalone ist der Sternfisch besonders erpicht. Dieses sternförmige Tier lässt sich auf der Abalone nieder, stemmt seine fünf Arme gegen den Stein, an welchem die Abalone klebt, zieht die Schale mit seinen Saugnäpfen an sich und richtet sich langsam auf, indem es mit den Beinen nachhilft, bis die schwere Schale sich vom Muschelkörper löst. Das dauert manchmal mehrere Tage. Eines Morgens paddelten wir zum Riff hinaus, das unter Wasser mit dem Festland verbunden ist. Ich hatte seit vielen Tagen in der Korallenbucht nach Schalentieren gesucht, dabei aber immer das Riff im Auge behalten, um den richtigen Zeitpunkt für die Ernte nicht zu versäumen. Dieser Augenblick kommt, wenn sich nur noch wenige Sternfische blicken lassen, denn solange sie in Scharen über die Abalonen herfallen, kann man nicht viel ausrichten. Es ist viel mühsamer, einen Sternfisch von einer Abalone loszureißen, als eine Abalone von einem Stein zu lösen. Es war Ebbe und das Riff ragte hoch aus dem Wasser. Eine Menge roter Abalonen klebte an den nassen Felsen, doch Sternfische waren fast keine zu sehen, und so konnte ich das Kanu füllen, ehe die Sonne zu heiß herniederbrannte. Der Tag war windstill. Nachdem ich so viele Abalonen gesammelt hatte, wie ich zu tragen vermochte, machte ich das Kanu am Riff fest und kletterte mit Rontu auf die gezackten Felsen, um nach Fischen für unser Abendbrot Ausschau zu halten. Jenseits der Salzkrautbänke schlugen blaue Delfine ihre Purzelbäume. Auf den Bänken selbst trien die unermüdlichen Otter ihre Späße. Und rings um mich her jagten die Möwen nach Kammmuscheln, von denen es in diesem Sommer erstaunlich viele gab. Die Kammmuscheln wachsen auf den schwimmenden Salzkrautblättern. Sie waren so zahlreich, dass sich das Salzkraut längs des Riffs unter ihrem Gewicht bis auf den Meeresgrund bog. Daneben blieben jedoch genügend Muscheln an Stellen übrig, wo die Möwen sie aufpicken konnten. Die Möwen nahmen die Muscheln in ihre Schnäbel, flogen damit hoch über das Riff und ließen sie auf die Felszacken fallen. Dann stürzten sie hinter ihrer Beute her und pickten das Fleisch aus den zerbrochenen Muschelschalen. Es regnete geradezu von Kammmuscheln. Ich hatte meinen Spaß daran, aber Rontu knurrte. Er wurde nicht klug aus dem Treiben der Möwen und das ärgerte ihn. Unter dem Muschelregen lief ich geduckt bis ans Ende des Riffs, wo sich die großen Fische aufhalten. Mit einer Sehnenschnur und einem Haken aus Abaloneschalen fing ich zwei

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