Insel der blauen Delphine
Teufelsfisch im tiefen Wasser vor der Höhle angelangt war. Er war jetzt dem Eingang so nahe, dass ich stehen bleiben musste, selbst auf die Gefahr hin, dass die Leine riss und ich ihn verlor. Ich nahm meine ganze Kraft zusammen, stemmte die Füße gegen einen Stein und blieb, nach hinten gelehnt, stehen. Tropfen spritzten von der Schnur. Sie war jetzt aufs Äußerste gespannt, ich konnte sie geradezu ächzen hören und ich war überzeugt, dass sie im nächsten Augenblick reißen würde. Blut tropfte von meinen Händen, aber ich spürte nichts. Plötzlich ließ die Spannung nach. Ich dachte schon, der Fisch sei entwischt, als die Schnur unvermutet einen weiten Bogen ins Wasser schnitt. Der Fisch hatte sich wieder von der Höhle entfernt. Er schwamm jetzt auf ein paar Felsblöcke zu, die etwa zwei Schnurlängen weiter westlich aus dem Wasser ragten. Dort hoffte er, in Sicherheit zu sein, denn zwischen den Blöcken gab es viele Stellen, wo er sich verstecken konnte. Während er sich auf die Felsen zubewegte, zog ich die Schnur zur Hälfte herein; ich musste sie jedoch bald wieder loslassen, da sie sich von Neuem zu strecken begann. Das Wasser war hier nicht sehr tief, es würde mir kaum bis zu den Hüften reichen. Ich kletterte vom Riff herunter. In der Nähe der Felsblöcke befand sich eine Sandbank. Vorsichtig die Löcher im seichten Grund umgehend, hielt ich darauf zu. Rontu schwamm neben mir her. Ich erreichte die Sandbank, bevor der Teufelsfisch sich zwischen den Felsblöcken verstecken konnte. Die Schnur hielt seinem Gewicht stand und er schwamm in einem Bogen wieder auf die Höhle zu. Dies tat er noch zweimal. Jedes Mal holte ich die Leine ein Stück weit herein. Als er zum dritten Mal im seichten Wasser auftauchte, schritt ich rückwärts auf die andere Seite der Sandbank, damit er mich nicht sah, und zog mit aller Kraft an der Schnur. Bäuchlings glitt der Riese auf den Sand. Er lag mit ausgebreiteten Armen halb im Wasser, halb auf festem Grund, und ich glaubte, er sei tot. Dann sah ich, wie seine Augen sich bewegten. Rontu war über ihm, ehe ich einen Warnruf ausstoßen konnte. Er packte ihn irgendwo mit den Zähnen, doch der Teufelsfisch war kein Ding, das man einfach vom Boden aufheben und schütteln konnte. Während Rontu einen besseren Halt für seine Zähne suchte, wanden sich drei lange Arme um seinen Nacken. Die Teufelsfische sind nur im Wasser gefährlich. Die vielen Arme sind an der Unterseite mit langen Reihen von Saugnäpfen versehen und damit können sie einen unter Wasser ziehen und dort festhalten, bis man ertrinkt. Aber auch an Land kann einem der Teufelsfisch üble Wunden zufügen, denn er ist ungemein stark und stirbt nicht schnell. Mit den Armen wild um sich schlagend, versuchte der Riese ins Wasser zurückzugleiten. Bei jedem Ruck zerrte er Rontu mit sich. Mit der Schnur konnte ich jetzt nichts mehr anfangen, da Rontus Beine sich darin verstrickt hatten. An meinem Gürtel hing noch das Messer aus Walfischbein, mit welchem ich Abalonen von den Steinen schnitt. Vorn war es stumpf, aber es hatte eine scharfe Schneide. Ich ließ die Schlingen meiner Leine fallen und band das Messer im Laufen los. Ich lief am Teufelsfisch vorbei ins Wasser, um ihm den Rückzug abzuschneiden. Einer seiner fuchtelnden Arme traf mich am Bein. Es brannte wie ein Peitschenhieb. Ein anderer Arm, den Rontu abgebissen hatte, wand sich am Rand des Wassers, als suchte er nach einem Halt. Der Kopf ragte wie ein riesiger Stängel aus dem Gewirr der zuckenden Glieder. Die goldenen Augen starrten mich aus ihren schwarzen Rändern an. Sein Schnabel, der schärfer war als das Messer in meiner Hand, klappte auf und zu und dieses Geräusch übertönte das Klatschen und Tosen der Wellen und Rontus wütendes Gebell. Ich bückte mich und stieß ihm das Messer in den Leib. Fast im gleichen Augenblick war mir, als saugten sich unzählige Blutegel an meiner Haut fest. Ein Glück, dass ich eine Hand frei hatte, die Hand, die das Messer hielt. Damit stieß ich zu. Blindlings stach ich auf die zähe Haut des Riesen ein. Nach einer Weile lockerte sich der Druck der Saugnäpfe, die sich an mir festklammerten und mir große Schmerzen bereiteten. Die Arme begannen zu ermatten und sanken, einer nach dem anderen, kraftlos zu Boden. Meine Kräfte reichten nicht mehr aus, um den Teufelsfisch aus dem Wasser zu zerren. Auch das Kanu ließ ich liegen, wo es war. Ich nahm nur den Schaft und den Speerkopf mit, der mich so viel Arbeit gekostet hatte.
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