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Insel der blauen Delphine

Titel: Insel der blauen Delphine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott O Dell
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die Stelle, wo der Pfad am Fuß der Klippe in eine kleine Wiese mündete. Auf dieser Wiese hatten meine Leute einst einen Sommer verbracht. Sie hatten sich dort fast ausschließlich von Muscheln ernährt, deren Schalen mit der Zeit einen ansehnlichen Hügel bildeten. Jetzt war der Muschelhügel mit Gras bewachsen und da und dort wucherte ein Kraut mit fleischigen Blättern, das wir Gnapan nennen. Auf der Spitze des Hügels, zwischen den Gräsern und Gnapan-Kräutern, stand Rontu, den Rücken der Küste zugewendet. Die wilden Hunde bildeten einen Halbkreis um ihn. Erst dachte ich, das Rudel habe ihn gegen die Klippe gedrängt und werde nun von allen Seiten über ihn herfallen, doch dann erblickte ich die beiden Hunde, die zwischen Rontu und dem Rudel standen, und ich sah das Blut an ihren Schnauzen. Einer der beiden Hunde musste der neue Anführer des Rudels sein. Er hatte Rontus Nachfolge angetreten, nachdem dieser zum Feind übergelaufen war. Der Feind war ich. Den anderen Hund hatte ich noch nie gesehen. Sein Fell war scheckig braun. Der Kampf fand zwischen Rontu und diesen beiden Hunden statt. Die anderen warteten, bis sie über den Besiegten herfallen konnten. Das Pack vollführte einen solchen Lärm, dass es mich nicht kommen hörte und mich auch nicht sah, als ich am Rand der Wiese stehen blieb. Bellend hockten die Hunde im Kreis, die Blicke unverwandt auf die Kämpfenden gerichtet. Und doch musste Rontu meine Nähe gespürt haben, dann ein paarmal hob er witternd den Kopf. Die beiden Hunde liefen am Fuß des Hügels auf und ab, ohne Rontu aus den Augen zu lassen. Ich vermutete, dass der Kampf oben an der Quelle begonnen und dass die wilden Hunde Rontu bis hierher gehetzt hatten, wo er sich ihnen stellte. Hinter Rontu ragte der Küstenfelsen empor. Da sie ihm von dieser Seite nicht beikommen konnten, versuchten sie es auf andere Weise. Für Rontu wäre es ein aussichtsloser Kampf gewesen, wenn seine beiden Feinde ihn gleichzeitig von hinten und von vorn hätten angreifen können. Er schien dies gewusst und den Platz mit Bedacht ausgesucht zu haben. Er rührte sich nicht von der Stelle. Dann und wann senkte er den Kopf, um eine Wunde an seinem Bein zu lecken, doch auch während er dies tat, behielt er seine beiden Gegner scharf im Auge. Ich hätte Rontus Angreifer mit Pfeilen töten können, sie waren mir nahe genug. Ich hätte das ganze Rudel verjagen können. Aber ich tat nichts dergleichen. Ich stand hinter einem Busch und schaute gespannt zu. Dies war ein Kampf zwischen den wilden Hunden und Rontu. Wenn ich jetzt dazwischentrat, würden sie bestimmt ein andermal auf ihn losgehen, an einem Platz, der für ihn vielleicht weniger günstig war. Wieder leckte Rontu seine Wunde und dabei schien er die beiden Hunde für kurze Zeit vergessen zu haben. Sie taten erst, als merkten sie es nicht. Ich ahnte jedoch gleich, dass dies nur eine Finte war, und ich täuschte mich nicht, denn plötzlich schnellten sie herum und sprangen mit zurückgelegten Ohren und entblößtem Gebiss von beiden Seiten des Hügels auf Rontu los. Rontu wartete den Angriff nicht erst ab. Mit einem Satz warf er sich herum und schnappte mit gesenktem Kopf nach dem Vorderbein seines ersten Gegners. Das Rudel war verstummt. In der Stille hörte ich das Geräusch zersplitternder Knochen und dann wich der erste Angreifer auf drei Beinen humpelnd zurück. Inzwischen aber hatte auch der scheckige Hund die Anhöhe erreicht. Rontu ließ von dem verwundeten Gegner ab und drehte sich um. Aber er war nicht schnell genug, um dem ersten Anprall auszuweichen. Spitze Zähne gruben sich erst in seine Kehle, dann in seine Flanke, und er stürzte zu Boden. Ohne zu wissen, was ich tat, legte ich einen Pfeil an die Bogensehne. Rontu lag im Gras, von seinem Gegner bewacht, während das Rudel sich langsam in Bewegung setzte. Drei Schritte trennten Rontu von seinem Angreifer und ich konnte dem Kampf ein Ende machen, noch ehe ihm weitere Wunden zugefügt wurden und das Rudel sich auf ihn stürzte. Doch auch jetzt schoss ich den Pfeil nicht ab. Dergefleckte Hund setzte von Neuem zum Sprung an. Diesmal warf er sich von hinten auf Rontu. Rontu lag noch immer mit angezogenen Pfoten im Gras und ich fürchtete schon, er habe den Angriff nicht kommen sehen, doch im gleichen Augenblick schnellte er hoch und packte den anderen Hund an der Gurgel. Beide rollten in einem Knäuel den Abhang hinunter. Rontu ließ nicht locker. Das Rudel bewegte sich unruhig im Gras. Bald kam Rontu

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