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Insel der Freibeuter

Insel der Freibeuter

Titel: Insel der Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa
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würde.
    Auf der Insel ging das Gerücht um, daß die fett und welk gewordene Emiliana Matamoros schon vor
    einiger Zeit zum bitteren Schluß gekommen war,
    daß ihre früheren Reize die Leidenschaft des Ge-
    sandten der allmächtigen Casa de Contratación von Sevilla nicht mehr zu wecken vermochten, und sie
    fürchten mußte, von einer der zahlreichen attraktiven Mulattinnen, die auf der Insel ihren Körper zu Mark-te trugen, aus dem schönen Palast am Rand von La
    Asunción, den sie seit Jahren bewohnte, verdrängt zu werden. Deshalb war sie offensichtlich entschlossen, die Angelegenheit innerhalb der Familie zu regeln und ihre Rolle als herrische Geliebte mit der einer unterwürfigen Kupplerin zu vertauschen.
    »Wer den Luxus kennengelernt hat, will nicht zu-
    rück in die Armut«, tuschelten die bösen Stimmen.
    »Vor allem dann nicht, wenn die Armut nicht einmal Würde hat.«
    Hauptmann Sancho Mendana fragte sich, was eine
    noch so würdevolle Armut sollte, wenn sie nur, wie die seine, traurige Erinnerungen nährte, und ebenso fragte er sich, ob Sebastián Heredia nicht recht hatte, dem es lieber war, ein einziges Mal aufgehängt zu werden, statt das ganze Leben mit dem Strick um
    den Hals zu verbringen.
    Wenn er nicht binnen zwei Jahren zum Komman-
    danten befördert wurde, mußte er, das sahen die
    Dienstvorschriften des Königs vor, seinen Abschied nehmen und Reservist werden, und Hauptmann
    Mendana wußte nur zu gut – er hatte es bei vielen Waffengefährten gesehen –, daß in diesen Fällen der kärgliche Sold die meisten Monate nicht ausgezahlt wurde.
    Die Krone, die unzählige Male grausame Opfer
    verlangt hatte, vergaß die geleisteten Dienste nur zu schnell, und Hunderte von Veteranen mußten ihren
    Lebensabend als Bettler unter Bettlern verbringen.
    Er ließ seine Vergangenheit Revue passieren, warf einen Blick auf seine Gegenwart und versuchte sich vorzustellen, wie seine Zukunft aussehen mochte.
    Über der schönen Bucht von Juan Griego wurde es
    langsam hell.
    Vielleicht wäre es das Vernünftigste gewesen, alles aufzugeben und dem unbesonnenen Jungen als Seeräuber zu folgen, doch seine moralischen Überzeu-
    gungen hatte Hauptmann Sancho Mendana stets
    über seine eigenen Interessen gestellt. Daher verwarf er diese Idee sofort, denn sie ging gegen alle Prinzipien, die er stets verteidigt hatte.
    Die Krone haßte die Piraten, daher war es seine
    Pflicht, sie zu bekämpfen, wo immer sie sich ver-
    bergen mochten, selbst wenn einer von ihnen der
    einzige Freund war, der ihm auf dieser Welt geblieben war.
    Zurück auf der Jacare ließ Sebastián Heredia Lucas Castano holen und teilte ihm mit, daß er in Manzanillo an Land gehen wollte, um von dort bis nach La Asuncion die Suche nach seinem Vater fortzusetzen.
    »Du bringst das Schiff zu den Frailes-Inseln. Dort gehst du bis Samstag nacht vor Anker und nimmst
    mich wieder an Bord.«
    »Keine gute Idee«, entgegnete der Panamese sofort.
    »Warum?«
    »Weil die Männer unruhig sind«, lautete die ehrliche Antwort. »Seit der Fahrt nach England, dem
    Aufenthalt auf Lanzarote und der Geschichte mit der Four Roses haben wir keinen roten Heller mehr gesehen. Mit Seeräuberei hat das nichts mehr zu tun, finden sie.«
    »Was kann ich denn dafür, daß wir auf unserem
    Weg nur ein Sklavenschiff getroffen haben?«
    »Wir hätten die Schwarzen verkaufen können«, be-
    fand sein Stellvertreter überraschend unbefangen.
    »Ich handle nicht mit Sklaven.«
    »Die meisten Männer sehen das nur als Verkauf
    einer Ladung. Wir haben vorher auch nicht mit Pi-
    ken und Schaufeln gehandelt, doch dann war’s ein
    großartiges Geschäft, und nur das zählt.«
    »Für dich auch?«
    »Meine Meinung tut nichts zur Sache«, gab der an-
    dere ungeniert zurück. »Ich gehöre zu den Offizieren, schlafe in einer guten Kajüte und muß nur Befehle erteilen.« Er schüttelte den Kopf. »Doch die meisten Männer müssen mit einer Hängematte in
    einem heißen Verschlag unter Deck vorliebnehmen,
    stehen Wache oder klettern auf die Mäste und
    scheuern sich dabei die Hände wund, und der einzi-ge Grund, warum sie dieses Leben ertragen, ist die Hoffnung auf eine gute Beute. Und wenn die aus-bleibt, werden sie rebellisch.«
    »Verstehe…«
    »Verstehen allein genügt nicht. Du mußt es verin-
    nerlichen. Jetzt bist du der Kapitän, und zunächst einmal mußt du die Besatzung bei Laune halten,
    wenn du nicht riskieren willst, daß man dich über Bord wirft.«
    »Ich werde daran

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