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Insel der Freibeuter

Insel der Freibeuter

Titel: Insel der Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa
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sondern lockt die Verfolger
    immer tiefer ins Dickicht, bis sie der Suche müde sind. Dieser Kontinent ist sehr groß, und wenn ihr es schafft, daß sie euch vergessen, ist genügend Platz für alle da.«
    »Wähle du unseren Anführer«, bat der älteste der
    Sklaven, wobei er bedeutungsvoll auf Moises blick-te. »Keiner wird deine Entscheidung in Frage stellen.«
    Der junge Kapitän wandte sich den Gefährten des
    Schwarzen zu.
    »Seid ihr damit einverstanden?«
    Schweigend nickten sie.
    »Na schön! Wenn das so ist, wähle ich Moises. Er
    hat viel Mut bewiesen, als er sich über Wasser hielt, während die Haie um ihn kreisten, und ich bin sicher, daß er euch mit ebensoviel Mut zum Sieg führen wird. Gott mit euch!«
    »Welcher Gott?«
    Jacare Jack musterte verblüfft den kleinen Mann,
    der eine so merkwürdige Frage gestellt hatte, und zuckte schließlich die Schultern.
    »Alle Götter. Je mehr, desto besser. Ihr werdet sie brauchen.«
    Am Abend gingen sie in einer stillen und einsamen Bucht vor Anker, die von dichter Vegetation umgeben war. Dann brachte man die Sklaven der Reihe
    nach an Land. Viele aber zogen es vor, sich kopf-
    über ins Wasser zu stürzen und fröhlich zum Strand zu schwimmen. Nachdem man ihnen alles übergeben hatte, was man an Waffen, Munition und Provi-
    ant gefahrlos entbehren konnte, setzte die Jacare ihre Fahrt fort, nach wie vor mit der langsamen und stinkenden Four Roses im Kielwasser.
    Ohne seine menschliche Fracht erinnerte das Skla-
    venschiff an eine auf dem Wasser schaukelnde Nuß-
    schale. Sie hatte so wenig Tiefgang, daß man so gut wie keine Segel setzen konnte aus Angst, das wie
    eine Feder im Wind manövrierunfähig treibende
    Schiff würde kentern.
    Nach vier mühsamen Tagen ließ man den unförmi-
    gen Pott mitten in der Bucht von Porlamar vor An-
    ker gehen. Auf dem einzigen Segel, das er gehißt
    hatte, stand mit riesigen ungelenken Buchstaben
    geschrieben zu lesen: »Pedrárias, Sklavenhändler.
    Das ist dein Schiff.«
    Sofort strömten fast alle Einwohner am Strand zu-
    sammen.
    Über Stunden hinweg verharrte die Roses an Ort
    und Stelle, damit auch die Bewohner der benachbarten Dörfer herbeieilen konnten, um sie zu sehen. Die Kanonen der Jacare – die in sicherer Entfernung
    beigedreht hatte – sorgten in der Zwischenzeit dafür, daß niemand das riesige Segel bergen konnte. Kurz vor Sonnenuntergang feuerten die gleichen Kanonen auf das Schiff, und wenige Augenblicke später
    brannte der düstere Sarg wie Zunder.
    Seine vier Mann Besatzung stürzten sich rechtzeitig ins Wasser und schwammen langsam zur Küste, wo
    sie unverzüglich von einer Abteilung Soldaten abge-führt wurden. Als der stinkende Pott schließlich
    vollständig untergegangen war, lichtete die Jacare die Anker und ging auf Kurs Nordost.
    In der folgenden Nacht näherte sich eine Schaluppe in aller Stille der Festung La Galera. Mit drei seiner besten, bis an die Zähne bewaffneten Männer sprang Sebastián Heredia an Land, stieg still und leise die breite Steintreppe empor und klopfte diskret an die Pforte von Hauptmann Sancho Mendana.
    Der Offizier schien nicht überrascht zu sein, ihn zu sehen.
    »Hab dich schon erwartet«, murmelte er lächelnd.
    »Ich habe mir gedacht, daß du vorbeikommen wirst
    nach all dem Zirkus, den dein Schiff in Porlamar
    veranstaltet hat.«
    »Hat sich ja schnell herumgesprochen.«
    »Auf der ganzen Insel redet man von nichts ande-
    rem mehr.«
    »Pedrárias, der Sklavenhändler.«
    »Wenn das stimmt, ist er seinen Posten los.«
    »Es stimmt…«, befand der Margariteno, um un-
    vermittelt das Thema zu wechseln und gespannt zu
    fragen: »Habt Ihr meinen Vater gesehen?«
    Hauptmann Mendana nickte.
    »Eines schönen Tages stand er vor eurem alten
    Haus und wollte die jetzigen Bewohner hinauswer-
    fen. Ich habe es geschafft, daß sie ihn nicht angezeigt haben, und ihn mit einem Freund nach Boca
    del Rio geschickt, doch seit zwei Wochen ist er verschwunden.«
    »Glaubt Ihr, daß er meine Mutter sucht?«
    »Gut möglich.«
    »Weiß Pedrárias, daß er wieder auf der Insel ist?«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, aber dieser
    gottverdammte Hurensohn hat seine Augen und Oh-
    ren überall. Früher oder später erfährt er es doch.«
    »Ich muß meinen Vater vor Pedrárias finden.«
    Der Offizier machte es sich in einem zerschlissenen Lehnstuhl bequem, zündete sich bemerkenswert
    bedächtig seine riesige Pfeife an, und als der Tabak richtig brannte, erwiderte er.
    »Ich

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