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Insel der Freibeuter

Insel der Freibeuter

Titel: Insel der Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa
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herausgefunden?«
    »Ich habe dir schon gesagt, daß du es bald wissen wirst.«
    »Und warum nicht jetzt?« quengelte Jacare Jack.
    »Warum so geheimnisvoll?«
    »Ich mag einfach jetzt noch nicht davon sprechen«, lautete die ausweichende Antwort. »Hast du Hunger?«
    Er hatte einen alten Kasten geöffnet, in dem Käse und Wurst verstaut waren, und da sein Vater entschlossen schien, keine Erklärungen zu geben, be-
    gnügte sich sein immer verdutzterer Sohn damit,
    schweigend zu essen, bis es an der klapprigen Tür klopfte und ein Mädchen mit riesigen blauen Augen eintrat.
    Sebastians Herz machte einen Hüpfer.
    »Gütiger Gott…!« rief er mit zitternder Stimme.
    »Bist du…?«
    Das Mädchen ließ ihm keine Zeit, die Worte zu be-
    enden, sondern fiel ihm um den Hals und küßte ihm das ganze Gesicht ab, während der Vater lächelnd
    dabei zusah.
    »Verstehst du jetzt? Das ist meine große Überra-
    schung.«
    Nach neuen Küssen, Umarmungen und langen
    Blicken, mit denen sich die Geschwister davon zu
    überzeugen schienen, daß sie sich tatsächlich nach so vielen fahren wiedergefunden hatten, entschloß sich Celeste dazu, ihrem Bruder haarklein und nicht ohne Humor zu erzählen, wie sie ihr Vater an einem Nachmittag während eines Ausritts in der Nähe des Hauses angesprochen und sie beschlossen habe, ihn in der armseligen Hütte zu verstecken, bis Sebastián auftauchen würde.
    »Und wenn ich nicht gekommen wäre?« wollte Se-
    bastián wissen.
    »Wir waren sicher, daß du kommen würdest!« lau-
    tete die bestimmte Antwort des Mädchens. »Wir
    wußten es ebenso, wie ich niemals die Hoffnung
    aufgeben wollte, auch wenn ich sehr bittere Augenblicke erlebt habe.« Sie nahm das Gesicht ihres Bruders in die Hände und gab ihm einen dicken Kuß.
    »Wie hübsch du bist, gütiger Himmel! Du bist im-
    mer noch der hübscheste Bruder auf der ganzen
    Welt.«
    »Und keine Schwester küßt so oft wie du.«
    »Hab ja auch seit ewiger Zeit keinen mehr geküßt!«
    Celeste machte eine bittere Pause. »Und keiner hat mich geküßt…«
    »Wie ist es dir all die Jahre ergangen?«
    Das Mädchen, dessen überschäumende Lebens-
    freude scheinbar durch nichts zu erschüttern war, zuckte mit den Schultern, als wolle sie ihren vielen leidvollen Tagen keine Bedeutung zumessen.
    »Was soll ich dir schon sagen? Am Anfang hab ich
    geheult wie ein Schoßhund, dann kam ich drauf, daß mir die Tränen nicht weiterhelfen würden, und beschloß, stark zu sein. Später gaben sie mir einen Hauslehrer, einen alten, sehr sympathischen Pfarrer, der mir über die schlimmsten Augenblicke hinweg-geholfen hat. Als mir Hauptmann Mendana dann
    erzählte, daß du mit den Leuten auf der Insel Ge-
    schäfte machst, hab ich gehofft, daß du bald kom-
    men würdest.« Sie kniff ihn fest in die Nase. »Aber dann sind Jahre vergangen!«
    »Ich konnte doch nicht«, gab ihr Bruder zurück.
    »Wir waren auf einem Piratenschiff gefangen.«
    »Ich weiß. Papa hat mir alles erzählt. Es gefällt mir nicht, daß du ihr Kapitän geworden bist. Doch da ich dich dadurch wiedergefunden habe, sei Gott dafür
    gedankt…Wann brechen wir auf?«
    »Willst du wirklich alles aufgeben und mit uns

kommen?« fragte der Margariteno erstaunt.
    »Immer schon! Und lieber heute als morgen, denn
    Don Hernando hat sich in den Kopf gesetzt, mich zu verführen. Jeden Tag fällt es mir schwerer, ihn mir vom Leib zu halten.«
    »Ich bringe ihn um«, sagte Kapitän Jacare Jack so kalt, daß es einen Augenblick lang selbst seine
    Schwester erstaunte. Schließlich ergriff sie seinen Arm, während sie ein ums andere Mal verächtlich
    den Kopf schüttelte.
    »Vergiß ihn. Er verdient es nicht einmal, daß man sich seinetwegen die Hände schmutzig macht.«
    »Wie kann ich ihn vergessen nach all dem Leid,
    das er uns angetan hat?«
    Celeste Heredia schaute ihren abwesend wirkenden
    Vater an, der sich aus dieser heiklen Angelegenheit lieber heraushielt, und wandte sich schließlich wieder ihrem Bruder zu.
    »Wir wissen alle, daß Mama die meiste Schuld
    trifft«, sagte sie. »Und für sie ist es schon Strafe genug, daß sie ihre Familie verloren hat, und bald ist sie auch ihr Haus und alle Privilegien los, denn ich bin sicher, daß Hernando sie schon seit einiger Zeit nicht mehr erträgt. Er hat sie nur noch nicht vor die Tür gesetzt, weil er sicher ist, daß sie mich früher oder später überreden wird, auf seine Avancen ein-zugehen.«
    »Sei’s drum«, sagte Sebastian, »ich werde

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