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Insel der Freibeuter

Insel der Freibeuter

Titel: Insel der Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa
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sich hatte, um in höchster Erregung hin-zuzufügen: »Und dann heuerst du eine Besatzung
    an, die es mit Tod und Teufel aufnehmen kann. Piraten, Banditen, Frauenschänder, Mörder! Was immer
    du auftreiben kannst!«
    »Wißt Ihr eigentlich, Senor, was Ihr da verlangt?«
    protestierte der andere, den der Tonfall sichtlich mehr beeindruckt hatte als die Worte selbst.
    »Natürlich weiß ich das!« tönte es brüsk zurück.
    »Ich bitte dich, mir dabei zu helfen, meinen Kopf zu retten und übrigens auch den deinen, denn wir beide wissen, wie hoch die Provision war, die dir für jeden Sklaven der Four Roses zustand.« Anklagend wies
    er mit dem Finger auf ihn. »Wir sitzen in einem
    Boot: Entweder kommen wir beide heil aus der Sa-
    che heraus, oder wir gehen gemeinsam unter… Ist
    das klar?«
    Lautario Espinosa nickte und schluckte heftig.
    »Völlig klar, Senor!«
    »Dann spute dich, denn noch heute abend breche
    ich nach La Asunción auf.« Er sprang auf. »Gib aus, was notwendig ist, doch bei meiner Rückkehr möch-te ich ein Schiff mit zweihundert Mann unter Deck im Golf von Paria sehen…« Er stieß einen Fluch
    aus: »So wahr meine Name Hernando Pedrárias ist,
    werde ich diesen verfluchten Schotten und seine
    verdammte Hure finden!«
    Zwei Tage später betrat er das Herrenhaus auf
    Margarita und stieg eilends in den Weinkeller hinab, in den er Emiliana Matamoros hatte einsperren lassen. Als er vor der inzwischen schmutzigen, zerzausten und angetrunkenen Frau stand, für die er früher soviel Leidenschaft empfunden hatte, konnte er eine verächtliche Geste des Abscheus nicht unterdrücken:
    »Du stinkst wie ein toter Hund, und heute kann ich mir nicht erklären, daß du mir einmal den Kopf ver-drehen konntest! Aber das ist vorbei. Heute sollst du mir lediglich sagen, was dieser Pirat mit deiner
    Tochter zu tun hat.«
    Sein Gegenüber musterte ihn mit geröteten Augen,
    berauscht von den Litern Sherry, mit dem sie ver-
    sucht hatte, ihren Hunger zu betäuben, und nachdem sie ewig lang darüber nachgedacht hatte, grunzte sie schließlich:
    »Ich hab verdammt noch mal keine Ahnung, wo-
    von du redest.«
    Als Antwort verpaßte ihr der Ex-Gesandte der Casa de Contratación von Sevilla eine schallende Ohrfeige. Ihre Unterlippe riß auf, und eine Blutspur lief über ihr Kinn.
    »So redest du nicht mit mir!« drohte er. »Und spiel mir nicht die Betrunkene vor. Das alles war viel zu gut geplant. Sie haben die Perlen mitgenommen und in der gleichen Nacht die Kutsche angezündet, um
    sich in Manzanillo einzuschiffen. Wie erklärst du dir das?«
    »Ich habe wirklich keine Ahnung!« beharrte sie erschreckt. »Ich schwör’s dir. Ich wußte ja nicht einmal, daß die Perlen im Keller waren. Woher sollte ich es auch wissen?«
    »Vielleicht hat es dir ja Celeste verraten.«
    »Glaubst du nicht, daß ich dann mit ihr gegangen
    wäre, statt hier darauf zu warten, daß du mich ein-sperrst und mir das Gesicht zerschlägst?«
    Don Hernando Pedrárias schwieg, denn genau das
    fragte er sich schon, seit er den Diebstahl entdeckt hatte. Wenn diese Frau, der schon seit geraumer Zeit klar war, daß sie an seiner Seite keine Zukunft mehr hatte, gewußt hätte, daß ein Vermögen an Perlen
    verschwunden war, hätte sie sich wahrscheinlich
    ihren Anteil an der Beute gesichert und sich für immer aus dem Staub gemacht.
    »Ich versteh’s nicht!« rief er schließlich aus und genehmigte sich ein großes Glas Riojawein aus seinem Lieblingsfaß. »Ich versteh’s nicht! Seit Jahren überfällt dieser Pirat unsere Frachtschiffe, um deren Waren zu verschleudern. Dann fällt ihm die Four
    Roses in die Hände, und statt sich ein riesiges Lösegeld zu sichern, läßt er die Sklaven frei, zündet das Schiff an und klagt mich an, ein Sklavenhändler zu sein.« Er stieß einen Fluch aus. »Zu guter Letzt ver-schwindet er mit Celeste und den Perlen. Wie ist das möglich? Und was hat dieser verfluchte Kapitän
    bloß gegen mich?«
    Er erhielt keine Antwort, denn Emiliana Matam-
    dros hatte offensichtlich nicht den blassesten
    Schimmer, und nachdem er sie angesehen hatte, so
    am Boden zerstört, wie er selbst es hätte sein können, schnaubte er schließlich:
    »Verschwinde! Mach dich aus dem Staub und
    komm nicht wieder!«
    »Wohin soll ich denn nur gehen?«
    »Was kümmert mich das?« lautete die brutale
    Antwort. »Von mir aus kannst du dich ins Meer
    stürzen, an einem Kapokbaum aufhängen oder in ein Bordell gehen, das fette stinkende Weiber

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