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Insel der Freibeuter

Insel der Freibeuter

Titel: Insel der Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa
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im Laufe der Jahre be-
    gangen!« fuhr schließlich Seine Exzellenz fort.
    »Leider viele, auch wenn ich felsenfest daran glau-be, daß die meisten ohne böse Absicht geschahen.
    Aber daß einer unserer Beamten nicht nur des Sklavenhandels und der Verführung Minderjähriger an-
    zuklagen, sondern darüber hinaus auch noch ein
    unfähiger Einfaltspinsel ist, das ist die Höhe. O
    Herr!« rief er aus und hob die Augen gen Himmel.
    »Ein Glück, daß Euer Vater, den ich so bewundert
    habe, das nicht mehr miterleben muß.«
    »Ich bin hier, um für meine Taten Rede und Ant-
    wort zu stehen und öffentlich die Verantwortung
    dafür zu übernehmen, Exzellenz«, murmelte Don
    Hernando Pedrárias schließlich fast tonlos. »Was
    noch kann ich tun?«
    »Verantwortung?« wiederholte sein Vorgesetzter
    mit knirschenden Zähnen und rang um Fassung.
    »Was hilft es mir, daß Ihr öffentlich Verantwortung übernehmt? Damit gießt Ihr nur mehr Öl ins Feuer
    und macht den Skandal noch größer, ohne daß wir
    unser Ansehen zurückerhalten, geschweige denn
    unsere Perlen.«
    Der hochgewachsene, hagere, ja asketisch wirken-
    de Mann, der geradewegs einem Gemälde El Grecos
    entstiegen zu sein schien, erhob sich, ging zum Fenster und blickte lange Zeit auf den ruhigen, dunklen Fluß hinaus, der nicht weit von hier in die kristallklare Karibische See mündete.
    Schließlich und ohne sich zu dem Mann umzudre-
    hen, der unentwegt auf seine Stiefelspitzen starrte, wies er mit einer leichten Kopfbewegung auf die
    massive Festung, die sich in der Ferne abzeichnete.
    »Meine Pflicht wäre es, Euch für den Rest Eures
    Lebens in den tiefsten Kerker der Festung San An-
    tonio werfen zu lassen, und ich gestehe, daß dies mein sehnlichster Wunsch ist, weil Ihr in mir nur Abscheu und Widerwillen erweckt.« Er blickte aus
    dem Fenster, bis ein schwerer Pelikan, der sich
    kopfüber ins Wasser gestürzt hatte, mit einem dik-ken Fisch im Schnabel wieder auftauchte und auf
    drollige Weise den Hals hin und her schüttelte, um den Fisch hinunterzuwürgen, ohne ihn dabei zu verlieren, und schließlich fügte er im gleichen Tonfall hinzu: »Dennoch ist es meine Pflicht, die Interessen der Casa vor alle anderen Überlegungen zu stellen.
    Im Augenblick verlangen es die Interessen der Casa, daß alle Welt erfährt, daß dieser Kapitän Jacare Jack und seine gesamte Besatzung schnell und streng
    bestraft worden sind. Aus diesem Grund werde ich
    Euch eine Gnadenfrist gewähren.«
    Er kehrte zu seinem Sessel zurück und richtete sei-ne bohrenden grauen Augen drohend auf den rötli-
    chen schütteren Bart des wieder Hoffnung schöp-
    fenden Don Hernando Pedrárias:
    »Kehrt zurück nach Margarita. Versetzt alle Eure
    Habe und rüstet auf eigene Kosten ein Schiff aus, mit dem Ihr diese Elenden bis ans Ende der Welt
    verfolgen könnt. Wenn Ihr binnen Jahresfrist mit
    ihren an den Masten baumelnden Köpfen zurück-
    kehrt, werdet Ihr begnadigt.« Wieder nahm er eine kleine Prise Schnupftabak. »Falls nicht, werden
    Euch meine eigenen Schiffe verfolgen, um mit Eu-
    rem Kopf zurückzukehren. Ist das klar?«
    »Völlig klar, Exzellenz!«
    »Dann macht Euch auf den Weg und denkt immer
    daran: Spätestens in einem Jahr möchte ich vor diesem Fenster Köpfe sehen, und ich versichere Euch, daß es mich wenig kümmert, ob Eurer dabei ist oder nicht.«
    Der nunmehr Ex-Gesandte der Casa de Contrataci-
    ón von Sevilla auf der Insel Margarita verließ tief beschämt das Gemach und ging langsam am Fluß
    entlang die anderthalb Meilen vom Palast Seiner
    Exzellenz Don Cayetano Miranda Portocarrero y
    Diaz de Mendoza in Cumaná zum Hafen zurück,
    ohne sich um die Sonne zu kümmern, die mörde-
    risch auf sein Haupt brannte. Erst gegen Abend hatte er seine Sprache teilweise wiedergefunden und
    betrat die einsame Schenke, in der seit Stunden sein treuer Sekretär Lautario Espinosa auf ihn wartete.
    »Du bleibst hier«, befahl er, als er ihm gegenüber Platz genommen hatte, »und schickst Boten in alle Häfen der Region, die dort verkünden sollen, daß ich für das bestbewaffnete Schiff dieser Meere bezahlen werde, was immer sie verlangen…« Er zeigte mit
    dem Finger auf ihn. »Was immer sie verlangen! Au-
    ßerdem zahle ich für jegliche Information, die zur Auffindung der Jacare beiträgt. Ich will ihre Routen wissen, welche Häfen sie anläuft oder wo sie vor
    Anker geht, wenn sie nicht auf Beutefahrt ist…« Er nahm einen tiefen Schluck aus dem Glas, das der
    andere vor

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