Insel der glühenden Sonne
fühlte sich so erschüttert, dass ihm der genaue Wortlaut nicht mehr einfiel. Gewiss würde Seine Exzellenz kein System befürworten, das Sklaven durch billige Gefangene ersetzte, oder?
Kopfschüttelnd verließ er den erzbischöflichen Palast. »Ich muss ihn missverstanden haben«, murmelte er vor sich hin. Doch sein Unbehagen wollte nicht weichen.
Die Pensionierung erschwerte Pastor Cooksons Mission. Ihm blieben jämmerliche dreißig Shilling pro Jahr, und er würde so bald wie möglich das Pfarrhaus verlassen müssen.
Sein Sohn war außer sich. »Du musst dich entschuldigen und deine Brandreden endlich einstellen.«
»Ich spreche ja nicht immer von Deportation und der Behandlung der Gefangenen«, protestierte der Pastor. »Nur wenn ich etwas Neues erfahre, wie von dem Schiffskapitän, der mir letztens …«
»Hör auf damit. Du musst dem Bischof dein Wort geben, dass du die Angelegenheit nicht mehr erwähnst. Dann wird er dich wieder in Amt und Würden setzen.«
»Man hat mir aber auch verboten, die Gefangenen auf den Hulks und in Portsmouth zu besuchen.«
»Weil sie nicht zu deiner Gemeinde gehören, Papa.«
»Und auch zu keiner anderen, Leo. Und genau darum benötigen sie dringend meinen geistlichen Beistand.«
»Schön, aber du hast deinen Teil getan. Jetzt sind jüngere Männer an der Reihe.«
»Das geht nicht. Wenn du ihr tiefes Elend erblickt hättest, würdest du mich verstehen, aber du wendest ja den Blick ab, genau wie meine Vorgesetzten. Und deshalb werde ich bald hier ausziehen.«
»Jetzt schon?«
»O ja, der Marschbefehl kam bereits vor Wochen. Ich muss mir eine andere Bleibe suchen.«
»Eine Bleibe? Natürlich ziehst du zu mir, auch wenn es mit den Kindern eng wird.«
»Danke, Leo, aber Oxford ist zu weit weg. Ich suche mir etwas in Portsmouth, da ich mir die Reisen dorthin bald nicht mehr leisten kann. Dann werde ich eine Deportiertenmission gründen.«
»Womit?«, fragte Leo. »Du hast nicht einmal genügend Geld für dich selbst, und ich weigere mich, dich dabei zu unterstützen. Es ist einfach unmöglich, Papa. Da du hier ausziehen musst, werde ich dir beim Packen helfen, und dann nehme ich dich gleich mit. Deine übrigen Sachen können wir uns nach Oxford nachschicken lassen.«
Sein Vater sah ihn liebevoll an. »Das ist gut gemeint, mein Junge, aber es wäre mir wirklich lieber, wenn du sie nach Portsmouth kommen ließest.«
»Dann bist du ja noch weiter von uns entfernt.«
»Ich weiß, aber es ist meine Aufgabe.«
Zufällig erfuhr Patrick O’Neills Anwalt von der Deportiertenmission in Portsmouth und benachrichtigte seinen Mandanten umgehend, da er hoffte, O’Neill werde ihn nicht mehr wegen seines aussichtslosen Falls behelligen.
O’Neill war ein entschlossener Mann und machte sich binnen Tagen auf den Weg, um die Mitglieder der Mission kennen zu lernen und mehr über ihre Tätigkeit zu erfahren.
Auch ein anderer Mann war unterwegs nach Portsmouth.
Colonel Rothery war seit dem ersten Briefwechsel mit dem Pastor in Verbindung geblieben und wollte der Mission beitreten, sowie er von deren Gründung gehört hatte.
Zu O’Neills Enttäuschung waren es billige Räume in der Nähe des Hafens, und das einzige Mitglied war Pastor Cookson, der Gründer, der nicht viel über die juristische Seite der Deportationen wusste. Andererseits erkannte Patrick, dass die Arbeit des alten Mannes wichtig war und beglückwünschte ihn zu seinen menschenfreundlichen Bemühungen.
Noch während er dort war, traf auch Colonel Rothery ein.
Erstaunt sah er sich nur zwei Männern gegenüber, doch O’Neill fand die Situation ganz amüsant und forderte ihn auf, sich als drittes Mitglied zu ihnen zu gesellen.
»Sie dürfen auch sofort in den Vorstand, Colonel«, meinte er grinsend. »Da wir beide einen Sohn dort drüben haben, steht uns das wohl zu.«
Zwei Tage später lief ein Sträflingstransport ein, und nachdem er dem Kapitän einen Korb mit frischem Obst als Spende des Colonels überreicht hatte, erhielt der Pastor die Erlaubnis, mit seinen beiden
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