Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Insel der glühenden Sonne

Titel: Insel der glühenden Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
Vom Netzwerk:
durch seine Kleidung. Die Sachen hier habe ich bei Sam Pollard gekauft. Meinen Sie, die passen? Sehe ich gut darin aus?«
            »Sie stehen Ihnen sehr gut. Ich war richtig überrascht, als ich Sie eben den Weg entlangkommen sah …«
            »Haben Sie mich etwa nicht erkannt?«
            »Zuerst nicht, Mr. Shanahan, bedauere.«
            »Nennen Sie mich Sean. Und Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Es ist ja nur Bewährung, frei bin ich noch nicht.«
            Er war ein wenig verwirrt, weil sie plötzlich sehr zurückhaltend und still wirkte, als hätte er etwas Falsches gesagt. Er zermarterte sich den Kopf, ohne Ergebnis. Aß sein Brot mit Butter auf und brach schließlich das Schweigen.
            »Wirklich, Ihre Tomaten sind hervorragend. Sie sollten viel mehr davon anbauen und auf dem Markt verkaufen.«
            Sie sah ihn besorgt an. »Sean, ich vermute, Sie haben es bereits geahnt. Mein Mann ist in Port Arthur, er wurde ebenfalls deportiert.«
            Er nickte. »Der Gedanke ist mir gekommen. Aber Sie müssen es niemandem erzählen, es geht nur Sie etwas an.«
            »Ich bin es leid, mich zu verstecken. Zuerst schien es eine gute Idee zu sein, doch inzwischen ist es mir egal. Es ist nicht recht, unsere Freunde zu täuschen. Ich habe es Mr. Warboy erzählt, und es hat ihm gar nichts ausgemacht.«
            »Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
            »Nein. Ich verkaufe die Farm und fahre nach Hause.«
            »Verstehe. Ihr Mann wird bald entlassen?«
            »Lester? Nein, seine Strafe wurde sogar verlängert, aber ich vermisse meine Familie.«
            Die nächste Enttäuschung. Sie würde mit ihrer Tochter heimkehren. Erst da begriff er, was sie soeben gesagt hatte: Lester Harris, Bull Harris! Bei allem, das heilig war, wie konnte der Kerl eine so attraktive Frau erwischen? Die beiden mussten doch wie Feuer und Wasser sein.
            »Das kann ich verstehen. Wie geht es Louise?«
            »Gut, sehr gut. Diese jungen Mädchen sind entweder himmelhoch jauchzend oder zu Tode betrübt.«
            »Ist das wirklich so? Und wo befindet sie sich gerade?«
            »Im Himmel.« Mrs. Harris sah aus dem Fenster. »Da ist sie ja.« Sie ging zur Tür und rief ihre Tochter. »Wir haben Besuch, Mr. Shanahan ist da!«
            Louise kam herein und legte ihre Schürze ab. »Ich hatte mich schon gewundert, wem das Pferd gehört. Wie geht es Ihnen, Mr. Shanahan? Die Männer sagen, Sie sind auf Bewährung frei und wollen allein Ihr Glück versuchen. Das hätten Sie uns aber vorher erzählen können.«
            »Darum bin ich hier. Und ich muss sagen, Mrs. Harris, Ihre Tochter sieht glücklich und gesund aus wie ein Maikäfer.«
            »Warum wohl?«, lachte diese.
            »Viele Verehrer, nehme ich an«, neckte Sean, und Louises Wangen färbten sich rosig, als sie sich eine Scheibe Brot abschnitt.
            »Kann schon sein«, sagte sie schüchtern, worauf Sean vermutete, dass sie einem bestimmten Herrn den Vorzug gab.
            »Und der Glückliche?«
            Sie überlegte. »Ich kann Ihnen sagen, dass er kein Farmarbeiter ist«, meinte sie dann keck, und Sean wandte sich an ihre Mutter. »Na bitte, ich bin schon aus dem Rennen. Noch einen Hinweis.«
            »Nein, Sie tragen es nur weiter. Was machen Sie jetzt eigentlich so?«
            »Nicht viel, ich überlege noch.«
            »Mutter, du solltest Mr. Shanahan hier eine Arbeit geben –«
            »Sean«, unterbrach er sie.
            »Sean wäre zehnmal besser als der Idiot, den wir jetzt haben. Die Männer nehmen überhaupt keine Notiz von ihm.«
            Um eine peinliche Situation zu vermeiden, warf Sean rasch ein: »Eigentlich hatte ich an eine Arbeit im Büro gedacht.«
            »Tatsächlich?«, fragte Mrs. Harris gelassen. »Und in welchem Büro?«
            Nun war es an ihm zurückzurudern. »Ach, bisher ist noch nichts entschieden, vielleicht verläuft es auch im Sand.«
            »Na los, einen Hinweis, bitte«, konterte Louise lachend.
            Er zögerte, doch ihre Mutter stimmte ein. »Ja, Sean, verraten Sie es uns.«
            »Wie gesagt, noch ist nichts entschieden. Es könnte da eine Stelle in einer Anwaltskanzlei geben, obwohl ich früher …«
           

Weitere Kostenlose Bücher