Insel der glühenden Sonne
und für viele unmögliche Dinge betete. Eines davon war vielleicht nicht so ganz unmöglich. Seine Schwester hatte ihm geschrieben, Glenna Hamilton, verheiratete und verwitwete Fogarty, sei angeblich nach Amerika ausgewandert, doch sie argwöhne, dass die Frau stattdessen nach Van Diemen’s Land aufgebrochen sei. Er hatte noch am selben Tag zurückgeschrieben, doch die Antwort würde ein Jahr brauchen, ein qualvolles Jahr, falls Glenna ihn nicht vorher hier entdeckte.
»Wie kannst du einen Mann so unter der Ungewissheit leiden lassen, Herr?«, flüsterte er, als die Messe vorüber war und die Leute sich draußen im Sonnenschein zum allwöchentlichen Plausch versammelten. »Ist sie über den Atlantik gesegelt, oder überquert sie in dieser Stunde den südlichen Ozean, der viel gefährlicher ist? Gott schütze sie und ihren Jungen.«
Er versuchte, den Gedanken an Glenna zu verdrängen, um die Enttäuschung zu vermeiden, wenn sie sich doch für New York entschieden hatte.
»Und ich habe gar keinen Einfluss«, beklagte er sich beim Herrn. »Hast du mich noch nicht genug gestraft? Warum kannst du nicht einmal auf meiner Seite stehen?«
Eine Frau in leuchtend grünem Kleid und passender Satinhaube kam durch den Mittelgang, zündete eine Kerze an und wollte die Kirche wieder verlassen. Da erkannte er Bobbee Rich.
»Mein Gott, ich habe gehört, du bist auf Bewährung frei«, meinte sie grinsend.
»Ja, der Gouverneur hat gesagt: ›Geh hin, Shanahan, und sündige fortan nicht mehr.‹ Und da bin ich nun.«
»Vermutlich hat er dir gleich den Stadtschlüssel überreicht.«
»Woher weißt du das?«
»Ich habe meine Quellen.«
Sean nahm seine Mütze und ging mit ihr nach draußen. Belustigt sah er, wie sich die Menge vor ihnen teilte, als wäre er Moses am Roten Meer.
Bobbee schien das Naserümpfen nicht zu bemerken, vielleicht war es ihr auch egal. »Wohin jetzt?«
»Ich wollte mal runter ans Wasser.« Das war die einzige Hoffnung, die er sich gönnte. Aufs Meer hinauszusehen und auf ein Schiff zu warten, das seine geliebte Glenna zu ihm bringen würde. Er hoffte immer auf große Ozeansegler, die womöglich Passagiere aus der alten Heimat an Bord hatten. Nie ließ er seine Tagträume weiter gedeihen, da er fürchtete, das Glück herauszufordern.
»Kommst du mit ins Krankenrevier? Vielleicht lassen sie dich rein, wenn ich dabei bin.«
»Freiwillig möchte ich da nicht so gern hin. Es ist innerhalb des Lagers.«
»Aber Zack ist dort drin.«
»Was ist passiert?«
»Er war Vorarbeiter bei Flood. Hat mit dem Boss gestritten und würde dafür verprügelt.«
»Herrgott, damit hatte ich schon länger gerechnet. Ein Wunder, dass er die Stelle überhaupt angenommen hat. Er war doch so gegen Flood und alles, wofür er steht.«
»Aber es hat ihn sicher aufgeheitert, selbst mal der Vorarbeiter zu sein, der etwas zu sagen hat.«
»Das kann ich gut verstehen.«
Zack hatte bei dem aussichtslosen Kampf ein Auge verloren. »Sag Bobbee, es war nett von ihr, dass sie mich besuchen wollte. Unverschämt, dass sie sie nicht reingelassen haben.«
»Ich richte es ihr aus.« Sean wühlte in seiner Tasche. »Hätte ich beinahe vergessen, sie schickt dir diese Zitronenbonbons. Aber hör mal, Zack, warum rufst du nicht die Polizei? Ich bringe Sergeant Budd und Gander zu dir, dann kannst du gegen Flood aussagen. Wegen des Schnapsschmuggels und so weiter. Was hast du schon zu verlieren?«
»Noch ein Auge! Nein, Shanahan, wenn ich hier rauskomme, bitte ich Mr. Warboy um meine alte Stelle und rühre mich nicht mehr vom Fleck. Immerhin bin ich dort sicher.«
»Angus war es nicht«, knurrte Sean.
»Dafür kann ich nichts.«
»Und wenn ich einen Zollbeamten hole? Er wird keine Uniform tragen, niemand merkt was.«
»Gib’s auf, Shanahan, Flood würde davon erfahren. Wenn du dich nützlich machen willst, hol mir meinen Seesack von der Farm. Da sind meine Gartenbücher drin und eine Viehpeitsche, die ich für Singer hüte.«
»Gartenbücher? Wie schick. Woher hast du die?«
»Singer hat sie
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