Insel der glühenden Sonne
gelungen war, sich irgendwie zu rächen. Sie war fast eingeschlafen, als sie Penn weinen und rufen hörte.
»Ich hab Angst. Komm zu mir ins Bett. Ich hab Angst, Marie. Daddy würde mich nie im Sturm allein lassen, er würde in mein Bett kommen und mich trösten. Ich vermisse ihn so.«
Marie sprang auf und schlug die Tür zu.
Nachdem Sean die Stelle sicher hatte, konnte er sich besser auf seine Pflichten konzentrieren und gewann an Durchblick.
Vorher hatte er wie eine Marionette gehandelt, jetzt arbeitete er selbstständig und unterhielt sich zwanglos mit den Klienten, ohne neugierig zu wirken.
Er war verblüfft, wie viele Geheimnisse man einem einfachen Sekretär anvertraute. Und auch das geschenkte Buch, das er gerade studierte, faszinierte ihn.
Dazu kamen andere unerwartete Gedanken. Seit der Begegnung mit Marie hatte das Schicksal es gut mit ihm gemeint. Zunächst erhielt er einen Brief von Josie, in dem sie sich für ihre Grobheit und das mangelnde Vertrauen in seine guten Absichten entschuldigte. Vor allem aber wollte sie ihm danken, dass er Louise glücklich gemacht hatte.
Meine Tochter hat Dr. Roberts sehr gern. Wir kennen seine Gefühle nicht, aber Sie haben ihnen die Gelegenheit zu einem Wiedersehen gegeben, was wir sehr zu schätzen wissen.
Sean grinste. Gewiss, er hatte Roberts hingebracht, um Miss Harris eine Freude zu machen, wollte sich aber gleichzeitig auch wieder in Josies Gunst stehlen.
Und dann der vergangene Samstag, der die größte Überraschung von allen brachte. Josie und Louise waren in die Stadt gekommen, um sich die Militärkapelle bei einem Konzert im Hafen anzuhören. Das Regiment verabschiedete sich, es würde nach England zurückkehren. Kein großer Verlust, dachte Sean, genoss aber die Musik.
Um sieben war das Konzert zu Ende, doch Louise, die nie zufrieden war, wollte unbedingt noch das Puppentheater sehen, und Josie ging vor, um Plätze in dem Fischrestaurant am Salamanca Square zu besorgen.
Das Gedränge war so groß, dass er Josie schützend in eine Nische zog. Plötzlich spürte er ihre Arme um den Hals und ihre Lippen auf seinen! Der Kuss war so leidenschaftlich, dass ihm die Luft wegblieb. Als sich die Menge zerstreut hatte, trat Josie zurück und rückte ihren Hut zurecht, während er sie verlegen anlächelte.
Sean ergriff ihren Arm, führte sie zum Restaurant und überlegte dabei fieberhaft, wie er nun reagieren sollte. Vermutlich hatte er falsche Erwartungen geweckt, doch er musste die Sache gütlich aus der Welt schaffen.
Als sie in einer gemütlichen Ecke saßen, wollte er ihre Hand nehmen, doch Josie zog sie weg.
»Das hätte ich nicht tun sollen, oder?« Eine blonde Strähne fiel ihr ins Gesicht. »Sie interessieren sich gar nicht für mich. Das war deutlich zu merken.«
»Hm …« Er zögerte, suchte nach einer taktvollen Entgegnung, doch Josie preschte voraus.
»Es ist wegen Louise, oder?«
»Was soll mit Louise sein?«
»Sie hätten lieber sie als mich.«
Sean stöhnte. »Glauben Sie das wirklich?«
»Warum nicht? Warum sonst kommen Sie uns ständig besuchen? Ich dachte, Sie mögen mich, aber es war immer …«, sie holte ein Taschentuch hervor, »immer nur wegen Louise.«
»Gott steh mir bei, ich bin nicht auf Freiersfüßen, wenn ich zu Ihnen komme. Ich dachte, wir wären Freunde.«
»Waren wir auch. Aber Sie haben alles verdorben.«
Gott erspare mir ihre Logik, dachte er. »Ach so, verstehe. Haben Sie denn so viele Freunde, dass Sie es sich leisten können, mich wegen eines einzigen Kusses zu verstoßen?«
Josie wandte sich ab.
»Wissen Sie, was mir hier am meisten fehlt? Familie. Ein Heim. Ich habe viele Kameraden, aber ich habe mich nach Menschen gesehnt, die mich in ihre Küche einladen, ganz normale Leute, und Sie waren so nett, mir diesen Wunsch zu erfüllen. Falls ich dadurch falsche Erwartungen geweckt habe, bedauere ich dies sehr und hoffe, dass Sie mir verzeihen.«
»Außerdem bin ich eine verheiratete Frau, nicht wahr?«, schniefte sie.
»Das auch«, meinte er augenzwinkernd. »Möchten Sie sich mit mir
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