Insel der glühenden Sonne
darüber unterhalten?«
»Nein!«
»Dann eben nicht. Sind wir noch Freunde?«
»Kann schon sein«, murmelte sie.
»Versuchen Sie es mit Ja. Das macht es uns allen leichter.«
»Na gut, ja.«
»Und was darf ich Ihnen bestellen, Mylady?«
Auf dem Heimweg kam er am Gefängnis vorbei, das ihn erneut an Marie erinnerte.
In der Nacht, in der Matt gehängt wurde, hatte Sean die Erlaubnis erhalten, mit einem anderen Menschen eine Totenwache in der Gefängniskapelle abzuhalten, und Marie gewählt. Es war die schlimmste Nacht seines Lebens, doch sie hatte ihm geholfen, sie durchzustehen.
Sie beteten gemeinsam den Rosenkranz, sprachen die Litaneien, jedes Gebet, das sie kannten, um für Matts Seele zu bitten, bis die Zeit vorüber war. Dann hatten sie in der kalten, verlassenen Kapelle geweint, in der nicht einmal eine Kerze brannte.
Marie Cullen, eine echte Freundin. Sie hatte jetzt ihre Küche, ihren Herd, ihr Heim. Er würde er sie bald wieder besuchen.
Er spürte, dass er inzwischen an Matt denken konnte, ohne dass sich sein Herz verkrampfte, und empfand an diesem eigenartigen Samstag eine seltsame Zufriedenheit.
Natürlich war sie nicht von Dauer, dachte er, als er am Küchentisch des Arztes saß und zum zweiten Mal mit Willem über dessen Plänen brütete.
Absolut narrensicher, erklärte dieser.
»Das gibt es nicht«, knurrte Sean.
»Unterbrich mich nicht, ich erkläre dir alles. George und Angus werden dort sein«, er zeigte auf die Karte, »und zwar am nächsten Sonntag während der Messe. Ich sage ja nicht, dass es nicht schief gehen kann, es liegt nur an ihnen. Aber wir warten auf jeden Fall mit dem Boot. Ich bleibe außer Sicht, bis ich sie entdecke. Sollten sie es nicht bis zum Strand schaffen, muss ich es ein anderes Mal versuchen. Ein Fischer namens Mort wird mitkommen.«
»Ist das der Sohn von diesem Henry?«
»Ja, ein starker Kerl, der rudert mühelos von South Point bis Port Arthur. Können höchstens ein paar Meilen sein.«
»Aber es könnte schwere See herrschen.«
Willem funkelte ihn an. »Sie müssen nicht durch die Storm Bay, wir rudern sie zurück nach South Point. George und Angus ziehen sich im Gebüsch um, dann laufen wir durch den Busch zur Fähre und gehen in aller Ruhe an Bord. Sie bringt uns nach Westen zu einem Meeresarm an der Mündung des Derwent.«
»Wo soll das sein?«, fragte Sean skeptisch.
»Sieh dir die Karte an. Wir brauchen gar nicht die Storm Bay selbst zu durchqueren, wir nehmen den Weg durch die Meeresarme. Von dort aus gelangen wir zu einer Fähre, die Anlegestellen am Fluss bedient. Wir sind legitime Fahrgäste und können aussteigen, wo es uns gefällt.«
Sean zeigte sich dann doch beeindruckt. Willem hatte alles ohne seine Hilfe ausgearbeitet.
»So einfach?«
»Ein paar Dinge sind schon schief gelaufen. Henry hatte seinen Preis, und Mort wollte auch noch ein neues Boot.«
Sean pfiff durch die Zähne. »Ganz schön teuer.«
Willem antwortete mit einem Achselzucken. »Was sollte ich machen? Schließlich erklärte ich mich bereit, ihm fünfzehn Shilling zu zahlen, nachdem meine Freunde gelandet seien. Und ich musste ein neues Pferd kaufen.«
»Deine Gauner haben Land und Boot! Kriegen sie auch noch ein Pferd?«
»Nein, aber Freddy Hines hat meins gestohlen.«
Sean prustete los. »Dieser miese Kerl, wie konntest du ihm bloß vertrauen? Kennt er deine Freunde von der Fähre?«
»Gott sei Dank nicht. Ich glaube, die hätten ihm die Hand abgeschnitten, wenn er bei ihnen lange Finger gemacht hätte.«
»Wo ist er jetzt?«
»Keine Ahnung. Aber weiter. Wenn ich sie erst mal in Hobart habe, bekommen sie falsche Papiere.«
»Wie willst du sie von der Insel schaffen?«
»Ich kenne den Kapitän eines Walfängers. Der nimmt uns drei mit, er segelt über Sydney nach Neuseeland. Angeblich ist hier die Konkurrenz zu groß.«
»Zugegeben, Willem, ein toller Plan.«
»Mit einer Ausnahme. Ich habe
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