Insel der glühenden Sonne
genügend Polizisten haben, um die Arbeitgeber zu überwachen. Die berittene Polizei ist ständig damit beschäftigt, entflohene Sträflinge zu jagen.«
»Ein Hund, der sich in den Schwanz beißt«, murmelte Allyn wütend vor sich hin. Auf Höhe der Einfahrt zur Warboy-Farm sagte er sich, wenn er schon in der Gegend sei, könne er auch unter dem Vorwand, die Gesundheit der Sträflinge zu überprüfen, hineinschauen und sich bei Shanahan bedanken.
Der runde Vorplatz war mit wunderbaren Blumen bepflanzt, die niedrige steinerne Terrasse von mehreren Reihen Stiefmütterchen gesäumt. Einfach, aber wirkungsvoll.
Ein Diener lief herbei, um den Buggy zu übernehmen.
»Ist dein Herr zu Hause?«
»Ja, Sir. Dossie kümmert sich um Sie.«
Schon öffnete sich die Haustür, und Allyn stellte sich vor. »Dr. Roberts, Amtsarzt, ich würde gern mit Mr. Warboy sprechen.«
»Ja, Sir«, sagte die Haushälterin, lief hinein und ließ ihn in der Kälte stehen. Er fragte sich, wie diese schmucklosen Häuser ohne Vordach und Portikus, bei denen man Wind und Wetter ausgesetzt war, so beliebt werden konnten.
Sie kam zurück. »Mr. Warboy ruht gerade. Er bittet Sie, mir zu sagen, worum es geht.«
»Ich möchte überprüfen, ob alle ihm zugewiesenen Sträflinge bei guter Gesundheit sind.«
»Das sind sie. Aber ich frage trotzdem nach.«
Er verbeugte sich gutmütig.
Sie kam mit der Erlaubnis zurück, Allyn einzulassen.
»Mr. Warboy mag es eigentlich nicht, wenn Inspektoren kommen, aber ich habe gesagt, dass Sie es nur gut mit uns meinen. Da war er einverstanden. Ich bin Dossie Dawkins. Sie können mich als gesund abhaken.«
Allyn holte ein Notizbuch hervor. »Sehr schön, Miss Dawkins. Und die anderen?«
»Sie können nach hinten zu den Unterkünften gehen und die Männer befragen. Mr. Warboy hätte übrigens gern eine Abschrift Ihres Berichts.«
»Wird gemacht«, erwiderte er ernst und fragte sich unterwegs, was Mr. Warboy wohl zu verbergen hatte, dass er keine Inspektoren mochte.
Er fand einen Arbeiter, der die übrigen herbeirief, und unterhielt sich einzeln mit jedem Mann in der rohen Holzbaracke, die ihnen als Küche diente. Alle befanden sich in recht guter körperlicher Verfassung, litten höchstens unter Erkältungen oder Blasen, die mit einer Lanzette geöffnet und desinfiziert werden mussten. Eins war jedoch allen gemeinsam: der misstrauische Blick, mit dem sie Vertretern der Obrigkeit begegneten.
»Es freut mich, Sie wieder zu sehen«, sagte er zu Shanahan, als dieser die Hütte betrat.
»So ein Zufall.«
»Nicht ganz. Ich wollte mich bedanken, dass Sie mich vor diesen Schurken gerettet haben.«
»Hat die Polizei sie erwischt?«
»Nein. Kennen Sie die Männer?«
»Ich? O nein. Wir sind alle rechtschaffene Leute hier draußen. Aber Sie wollten sich nach meiner Gesundheit erkundigen, Doc.«
»Sie sehen ganz ordentlich aus. Kann ich etwas für Sie tun?«
Shanahan stieß einen Seufzer aus. »Ja. Ich sterbe in diesem Rattenloch von Kolonie. Sorgen Sie für meinen Heimtransport. Ich könnte der erste Sträfling sein, den man wegen schlechten Benehmens nach Hause schickt.«
Allyn schaute sich in der Hütte um. »Erhalten Sie die vorgeschriebenen Rationen?«
»Sicher doch.«
»Irgendwelche Beschwerden? Ich könnte Ihnen helfen.«
»Nein. Warboy ist ein Gentleman. Man könnte sogar sagen, er hat noch alle Sinne beisammen, was an diesem Ort ein Wunder ist. Viele drehen einfach durch. Wie lange sind Sie schon hier?«
»Fast vier Monate.«
Shanahan nickte. »Bei Gott, dann bleibt Ihnen ja noch Zeit.« Er wollte gehen, doch Allyn rief ihn zurück.
»Einen Moment noch. Beim Nachbarn gab es einen Unfall. Ein Mann erlitt schwere Verbrennungen …«
»Hab davon gehört.«
»Und ich habe flüstern hören, dass es gar kein Unfall gewesen sein soll. Wissen Sie etwas darüber?«
Es war, als hätte sich ein Vorhang geschlossen. Sie hätten sich ebenso gut diesseits und jenseits einer Ziegelmauer befinden
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