Insel der glühenden Sonne
können.
»Nein.«
Bevor er ging, warf Allyn einen Blick in eine benachbarte Baracke, um die Schlafstellen zu inspizieren, die recht sauber wirkten. Pritschen auf nackten Dielen, dazwischen ein wenig Platz für Kisten oder Taschen, die vorgeschriebenen Rosshaarmatratzen und Decken … es war nichts Ungewöhnliches zu entdecken. Im Vergleich zu den von Läusen wimmelnden Gefängniszellen mit den stinkenden Eimern in der Ecke hatten es die Männer bei Warboy gut getroffen. Allyn hasste Zellenbesuche und dachte an das erste Mal, als er sich, naiv, wie er war, über die Eimer beschwert hatte. Die Wärter hatten ihn nur höhnisch angegrinst.
In der Stadt eilte er ins Krankenrevier und gab den Sanitätern Anweisungen für den nächsten Tag: Sie sollten mit dem Wagen, der für Krankentransporte eingesetzt wurde, zu Leutnant Floods Farm hinausfahren und George Smith abholen.
»Was ist mit George passiert?«, frage Willem, einer der Sanitäter.
»Er ist ins Feuer gefallen.«
»Der arme Kerl. Wir sind zusammen auf der Veritas hergekommen. Waren seitdem befreundet. Ist es schlimm?«
»Er braucht Pflege, Willem.«
»Wo legen wir ihn hin?«, wollte der andere Sanitäter wissen.
»Das entscheiden wir morgen«, sagte Allyn müde.
Es gab nur einen Krankensaal mit zehn Betten, die stets belegt waren. Nur wer wirklich krank war, erhielt einen Platz. Zwei an Lungenentzündung Erkrankte lagen im Sterben, ein anderer hatte bei einem Tumult im Steinbruch schlimme Kopfverletzungen davongetragen. Allyn konnte kaum mehr tun als die Sanitäter zu bitten, sie warm zu halten und nach einem Priester zu schicken. Es betrübte ihn, dass diese armen Burschen einsam sterben mussten, weit weg von ihren Familien und ohne den Trost der wenigen Freunde, die sie während ihres Exils gefunden hatten. Seit kurzem bemerkte er jedoch, dass sich die Dinge änderten. Familien folgten den deportierten Sträflingen und ließen sich als freie Siedler in der Kolonie nieder. In vielen Fällen mussten die Männer ihre Strafe nicht im Gefängnis verbüßen und konnten ihr Familienleben wieder aufnehmen. Manchmal wurden sie dabei auch von ehemaligen Sträflingen unterstützt, die eine lohnende Beschäftigung gefunden hatten.
Am nächsten Tag brachte man Smith und legte ihn auf eine Matratze auf den Boden. Die Vorschriften, die gerahmt neben dem Eingang hingen, waren eindeutig. Nur für bettlägerige Patienten. Also durften keine Klappbetten oder Matratzen benutzt werden, und »alles, was laufen konnte«, wie Oberaufseher Moxon es ausdrückte, musste in seine Zelle zurückkehren.
Willem war zutiefst besorgt um seinen Freund und sah ständig im Krankenrevier vorbei, bis er es nicht länger aushielt.
»Doktor, Sie schicken ihn doch nicht in die Zelle, oder?«
»Sieht aus, als ginge es nicht anders. Sie kennen die Regeln.«
»Aber das ist unmöglich«, flehte Willem. »Das darf nicht passieren. Sehen Sie nur, seine verbundenen Arme. Er ist völlig hilflos.«
»Ich weiß. Man wird ihn füttern müssen. Kümmern Sie sich um ihn. Ich komme sobald wie möglich wieder.«
»Aber Sie verstehen nicht …« Willem hatte Tränen in den Augen. »So kann er sich nicht verteidigen. Er ist ein großer Kerl und stark, dennoch wäre er vollkommen hilflos. Die Männer haben ihre eigenen Cliquen. Die meisten sind anständig, aber es gibt auch bösartige Typen unter ihnen. George hat uns immer gegen die anderen verteidigt, aber jetzt habe ich Angst um ihn.«
Allyn dämmerte allmählich, dass Willem und George mehr als nur Freundschaft verband.
»Bitte, Doktor, Sie müssen ihn hier behalten!«
»Es geht nicht.«
»Sie müssen! Unbedingt!«
Allyn schauderte. Willem hatte Recht. Falls George homosexuell war, würde man ihn im Gefängnis angreifen. Wenn er jedoch den Oberaufseher bat, deswegen die Regeln zu ändern, würde er sich selbst in größte Schwierigkeiten bringen.
Willem meldete sich wieder zu Wort. »Ich habe eine Idee. Könnten Sie nicht sagen, seine Verbrennungen seien so schlimm, dass er ständiger Pflege bedarf?«
»Dem ist tatsächlich so.«
»In diesem Fall werden Patienten häufig in
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