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Insel der glühenden Sonne

Titel: Insel der glühenden Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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entzündete sich die Verletzung nicht.
            Zurück blieb nur eine gezackte Narbe, umgeben von unregelmäßigen weißen Punkten, wo Jellicks Nadel eingestochen hatte.
            Shanahan ging, bevor die Operation beendet war, doch die Bedienung der Kneipe, die den unglaublichen Namen Majesta trug, sprach sehr lobend von ihm. Allyn erfuhr, dass sie eine stolze freie Siedlerin war, während es sich bei seinem Retter um einen Sträfling handelte. Er behielt die ganze Angelegenheit für sich, da Shanahan um diese Tageszeit eigentlich nicht mehr allein unterwegs sein durfte.
            Es gab so viele Vorschriften, die die Hackordnung unter den Häftlingen bestimmten und mit denen er sich erst seit kurzem vertraut gemacht hatte. Schon oft hatte ihm die Polizei vorgeworfen, dass er einen Patienten nicht gemeldet hatte, der sich unerlaubt entfernte, die falsche Kleidung trug, nach der Sperrstunde noch draußen war, keine Papiere bei sich hatte und so weiter, und so fort. Nie akzeptierte man seine Entschuldigung, er sei zu beschäftigt gewesen, um darauf zu achten. Man warnte ihn, es könnten Bußgelder gegen ihn verhängt werden, und die endlosen Vorschriften und Regeln waren das Einzige, das ihn womöglich zu einer Rückkehr nach Melbourne bewegen würde. Die Tatsache, dass er als Arzt im Auftrag der Regierung tätig war, schien Anlass zu Misstrauen zu geben.
             
            Einige Wochen später rief man Allyn zu Tom Floods Farm, wo er sich um einen Sträfling kümmern sollte, der schwere Verbrennungen an Gesicht, Armen und Brust aufwies.
            »Der Trottel ist beim Brandroden ins Feuer gefallen«, erklärte Flood, ein elegant gekleideter Flegel mit Hasenzähnen, der kein Mitleid mit seinem Arbeiter aufzubringen schien. »Er muss morgen abgeholt werden.«
            »Wo soll er denn hin? Im Krankenrevier können sie auch nicht mehr für ihn tun. Ich kümmere mich besser hier um den Mann.«
            »Das werden Sie nicht. Schicken Sie ihn zurück ins Gefängnis.«
            »Dort kann ich ihn nicht richtig versorgen. Seine Verbrennungen könnten sich infizieren. Sie kennen doch die sanitären Bedingungen.«
            »Ist mir egal. Bringen Sie ihn weg, er ist ein Nichtsnutz. Ich verlange Ersatz. Ist doch nicht meine Aufgabe, Männer durchzufüttern, die nicht arbeiten können.«
            Vermutlich hätte Allyn sich weigern können, den Transportschein für einen Patienten auszustellen, doch Flood konnte sich die Erlaubnis ohne weiteres von einem anderen Arzt holen. Also schickte er den armen Kerl zurück ins überfüllte Krankenrevier. So konnte er ihn wenigstens einige Tage vor der verdreckten Zelle schützen.
            Ein Dienstmädchen begleitete ihn zur Tür. »War nicht Georges Schuld, Sir«, flüsterte sie ihm zu.
            »Wer? Ach so, Sie meinen George Smith, den Patienten. Nein, wohl nicht«, sagte Allyn. »Unfälle kommen nun einmal vor.«
            Er schob sich das Haar aus der Stirn und griff nach seinem Hut, doch sie schüttelte den Kopf. »Nein, Sir, er wurde gestoßen. Der Boss ist jähzornig.«
            Nachdem sie ihr Teil gesagt hatte, was sie offenbar einigen Mut gekostet hatte, schloss sie rasch die Haustür hinter ihm.
            Allyn stand einige Minuten da, bevor er zu seinem Pferd und dem Buggy ging, den er Bertie Cross letztlich abgekauft hatte, nachdem dieser sich nicht in der Lage sah, Leder und Farbe für den bestellten Einspänner zu beschaffen. Selbst wenn das Dienstmädchen die Wahrheit sagte, konnte er nicht viel ausrichten. Sie würde ihren Boss niemals öffentlich beschuldigen und hatte das Wissen zudem wohl nur aus zweiter Hand.
            Er konnte nichts unternehmen, das sagte er sich immer wieder. Es war nichts Neues, dass Arbeitgeber die zugewiesenen Sträflinge misshandelten. Hunderte von ihnen flohen, verbargen sich in Dörfern oder im Busch oder wurden einfach zu Straßenräubern, was Polizei und Militär viel Arbeit verursachte. Er hatte einmal mit dem Polizeichef darüber gesprochen.
            »Wenn alle Arbeitgeber gesetzlich verpflichtet wären, ihre Arbeiter anständig zu behandeln, gäbe es auch nicht so viele Fluchtversuche.«
            »Aber sie sind doch dazu verpflichtet.«
            »Und warum werden die Gesetze dann nicht angewendet? Warum werden keine Bußgelder oder Haftstrafen verhängt?«
            »Weil wir nicht

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