Insel der glühenden Sonne
private Pflege gegeben. Dr. Jellick übernimmt so etwas, wenn er dafür bezahlt wird. Ich wäre bereit, Ihnen das Geld zu geben, Doktor.«
Allyn schüttelte den Kopf. »Ich will kein Geld. Ist der Oberaufseher damit einverstanden?«
»Ihm ist alles egal, solange er weiß, wo sich die Gefangenen befinden und dass sie ins Gefängnis zurückkommen, sobald sie von der Liste der Schwerkranken gestrichen werden.«
»Muss ich mit ihm darüber sprechen?«
»Nein, Sie füllen einfach ein Formular aus. Ich hole es und bringe es dem Oberaufseher zum Unterzeichnen.«
»Läuft das wirklich so?«
»Ja. Fragen Sie doch Dr. Jellick. Er nennt sie seine ambulanten Patienten.«
»Aber wo könnten wir George unterbringen?«
»Bei mir. Ich kümmere mich um ihn. Ich habe ein Häuschen in der Macquarie Street.«
»Ein Häuschen? Wie kommen Sie dazu?«
Willem sah ihn traurig an. »Ich dachte, das wüssten Sie. Ich bin ein freier Mann, Dr. Roberts. Habe meine Zeit abgesessen und wurde vor einem Jahr offiziell entlassen. Wir sind nicht alle hoffnungslose Fälle.«
»Ich bitte um Verzeihung. Wenn es wirklich legal ist, werde ich gern unterzeichnen und George dort herausholen.«
Als das von ihm unterschriebene Formular vom Oberaufseher zurückkam, der es mit einem Erlaubnisstempel versehen hatte, gab Allyn seinen Patienten erleichtert in Willems Obhut.
Er ahnte jedoch nicht, dass Willem die Pflegeadresse in der Zwischenzeit geändert und seine durch die von Dr. Roberts ersetzt hatte. Daher hatte der Oberaufseher auch widerspruchslos die Erlaubnis erteilt, George im Haus des engagierten Arztes unterzubringen.
Nach seinem amtlichen Besuch auf der Warboy-Farm reichte Allyn einen Bericht über die Lebensbedingungen der Arbeiter ein und schickte eine Kopie davon an Mr. Warboy. Er erklärte darin, alles sei in Ordnung und vorschriftsmäßig, nur die Arbeiterküche bedürfe einer gründlichen Reinigung. Auf dem Formular war Platz für Empfehlungen vorgesehen, den Allyn stets nutzte. In diesem Fall schlug er vor, einen eigenen Koch für die Männer einzustellen, was zu einer saubereren Küche, einer besseren Nutzung der Rationen und einer gesünderen Umgebung führen würde.
Er hatte zwar längst erkannt, dass sich niemand an seine Empfehlungen hielt, fuhr aber aus Prinzip damit fort.
Zwei Tage später begab sich Allyn in Willems Häuschen, um nach Smith zu sehen, und fand dort zu seiner Überraschung Sean Shanahan vor, da Willem zur Arbeit gegangen war.
»Sie kommen ganz schön in der Welt herum, was?«
»Ein Freundschaftsdienst«, grinste Shanahan. »Seine Kameraden waren sehr besorgt, weil er so schlimm verbrannt ist, und ich wollte herausfinden, wie es ihm geht. Er hat Glück gehabt, dass Sie ihn vor der Zelle gerettet haben. Wie fühlen Sie sich eigentlich nach Jellicks Behandlung?«
»Ganz gut«, sagte Allyn knapp. »Könnten Sie bitte hinausgehen, während ich Mr. Smith untersuche?«
»Sicher.«
Offenbar kümmerte Willem sich gewissenhaft um seinen Freund. Das spärlich möblierte Häuschen war sauber, vom Fenster aus blickte man in einen üppig gedeihenden Gemüsegarten. Die Bettwäsche war reinlich, der Patient war gewaschen und in ein frisches Nachthemd gekleidet worden, sodass Allyn nicht viel zu tun blieb. Er trocknete die eiternden Wunden und betupfte die Verbände mit Desinfektionsmittel. Dann half er dem massigen Mann, sich bequemer hinzulegen, und verabreichte ihm eine Dosis Opium.
»Geht es jetzt besser?«
Smith nickte schwach.
»Jemand sagte, man habe Sie ins Feuer gestoßen«, fuhr Allyn fort. »Stimmt das wirklich? Ich meine …«
Smith wurde plötzlich unruhig, schüttelte heftig den Kopf.
»Nein«, schrie er, »nein!«
»Schon gut«, sagte Allyn rasch. »Tut mir Leid, ich wollte Sie nicht aufregen. Lassen wir das. Ruhen Sie sich aus, ich komme morgen wieder vorbei.«
Smith’ Reaktion stimmte ihn nachdenklich. Sie war zu abrupt gekommen. Zu heftig gewesen. Als wäre die Gefahr selbst in diesem kleinen, kühlen Raum gegenwärtig. Doch er erinnerte sich der Bitte seines
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