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Insel der glühenden Sonne

Titel: Insel der glühenden Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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dem Fuß. Ihre Körper waren bemalt, die Gesichter sahen wild aus. Freddy hatte im Busch lebende Schwarze noch nie aus der Nähe gesehen und machte sich vor Angst in die Hose.
            Alle starrten ihn an. Sie redeten in ihrer Sprache, dann befahl der Anführer mit einer Kopfbewegung, sie sollten weitergehen. Was sie wie durch ein Wunder auch taten. Vielleicht hielten sie ihn für einen Eremiten, der nicht in seiner Einsamkeit gestört werden wollte. Sie galten ja als höflich. Wenn er sie nun um etwas Essbares bat? Andererseits könnten es ebenso gut Kannibalen sein.
            Er begann vor Angst zu zittern. Doch er hatte ja noch das Pferd, das er ihnen als Ersatz anbieten konnte, das würde sie einen Monat lang satt machen.
            Dann bewegte sich das Tier, und er begriff, dass die Schwarzen es stehlen wollten! Freddy stürzte aus dem Busch hervor. »He, so nicht! Das Tier gehört mir! Haut ab!«
            Der Anführer schüttelte den Kopf. »Pferd gehört Mister Plunkett.«
            »Nein, das ist meins.« Freddy deutete auf sich. »Mein Pferd.« Er wollte nach den Zügeln greifen, doch ein langer Arm versperrte ihm den Weg.
            Ihre Nasen begannen zu zucken, als hätten sie eine schlechte Witterung aufgenommen. Sie verzogen angewidert das Gesicht und deuteten auf Freddys nasse Hose, worauf sie in Gelächter ausbrachen und mit dem Pferd davonzogen.
            Freddy konnte es sich nicht leisten, sein Pferd zu verlieren, ohne etwas dafür zu bekommen, und da ihm die Schwarzen keine Angst mehr einjagten, folgte er ihnen in der Hoffnung, so aus dem Labyrinth herauszufinden.
            Erstaunt bemerkte er, dass die Schwarzen barfüßig durch den Busch liefen, tief hängende Zweige abbrachen, um dem Pferd Platz zu machen, ansonsten aber die Disteln, Dornen und spitzen Steine ignorierten, die sogar durch seine billigen Stiefelsohlen drangen. Es schien sie nicht zu stören, dass Freddy ihnen folgte, und er spürte, dass sie trotz des unwegsamen Geländes gut vorankamen. Sie hielten sich in nordwestlicher Richtung. Die Sträflinge träumten so oft von der Flucht, dass sie wie selbstverständlich lernten, sich mit Hilfe der Sonne zu orientieren. Ehemalige Stadtmenschen wie Freddy Hines, der Taschendieb aus dem Londoner Osten, waren stolz darauf, diese Kunst erlernt zu haben. Nun konnte er sie zum ersten Mal praktisch anwenden.
            Die Sonne brach zwar immer wieder durch die Wolken, wärmte aber kaum, und Freddy war erleichtert, als die Buschleute an einem Fluss Halt machten. Ein Mann blieb bei dem Pferd, während die anderen im Busch verschwanden.
            Der Schwarze entzündete ein Feuer, an dem Freddy sich die Hände wärmte. Er wollte ein Gespräch anfangen, doch der Mann beachtete ihn nicht. Jetzt wäre Gelegenheit gewesen, mit dem Pferd abzuhauen, doch ihm gefiel der Speer nicht, den der Mann an einen nahen Baumstamm gelehnt hatte. Freddy hätte gern etwas gehabt, das er gegen das Pferd eintauschen konnte … eine Spiegelscherbe, es hieß, Schwarze seien ganz wild auf Spiegel. Doch der Bursche war kräftig wie ein Ochse, und Freddy bezweifelte, dass er ihm mit einem Spiegel eine Freude gemacht hätte. Vermutlich waren sie viel zu schlau, um auf die berühmten Glasstücke und Perlen hereinzufallen.
            Schließlich tauchten die anderen mit einem toten Känguru und einigen Fischen wieder auf. Er zog sich zurück, während sie ihre Mahlzeit zubereiteten, doch sein Magen krampfte sich beim Geruch des gebratenen Fleisches schmerzhaft zusammen. Als sie es aus dem Feuer nahmen, ging er hin und fragte bittend: »Könnte ich etwas davon haben? Ich bin am Verhungern.«
            Der Anführer zuckte die Achseln, was Freddy als Zustimmung deutete. Er verbrannte sich die Finger, fiel aber gierig über das noch brutzelnde Fleisch her.
            Die Mahlzeit war erst beendet, als nichts mehr übrig war und Dingos lauernd aus dem Busch kamen, um sich die Knochen zu schnappen. Das Lagerfeuer wurde ausgetreten und mit Erde bedeckt, dann legten sich die Männer schlafen.
            Auch Freddy schlief ein.
            Am nächsten Tag folgte er ihnen erneut, und obwohl er das Ziel nicht kannte, beruhigte es ihn, dass sie sich stetig von Hobart wegbewegten. Er stellte fest, dass sie nur einmal täglich zu essen schienen, dabei aber große Mengen an Fleisch, Fisch und Muscheln verschlangen. Frische, köstliche Muscheln, von

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