Insel der glühenden Sonne
arbeiten.«
»Und was?«
»Ställe ausmisten, Pferde striegeln, sie für den Verkauf vorbereiten.«
»Ein paar Tage könnte ich bleiben. Vermutlich treiben sich da draußen ohnehin Buschräuber herum.« Freddy klang eher hoffnungsvoll als besorgt.
»Nein. Hier gibt es niemanden, den auszurauben sich lohnt.«
Freddy betrachtete ihn misstrauisch. »Ihre Stiefel sehen aus wie Armeestiefel.«
»Ja, die habe ich billig bekommen, als ich Proviant bestellt habe. Ich könnte Ihnen ein Armeehemd verkaufen. Sähe sicher besser aus das Flanellding, das Sie da anhaben.«
»Für wie viel?«
»Zwei Shilling, sechs Pence. Damit schulden Sie mir dann zwölf Shilling, sechs Pence.«
»Zum Teufel mit Ihnen.«
»Trinken Sie Ihren Tee aus, ich muss die Pferde füttern. Sie können gleich mitkommen.«
Claude war insgeheim zu dem Schluss gelangt, dass ihn die Regierung vergessen hatte. Zuerst war er alle drei Monate nach Hobart geritten, um seinen Lohn abzuholen und die Viehtreiber aufzufordern, die Pferde im Tierheim abzuholen und in die Stadt zu bringen. Eine Zeit lang geschah das auch, doch dann vereinbarte man, dass Mr. Plunkett die Tiere, die nicht zurückgefordert wurden, unmittelbar vom Heim aus verkaufen sollte, was auch in den Zeitungen angezeigt wurde.
So kam es, dass er nach wie vor alle drei Monate nach Hobart ritt, um die Abstandssummen und Verkaufserlöse bei der Verwaltung abzuliefern und eine Quittung über die eingekauften Vorräte zu unterzeichnen, ansonsten aber alles selbstständig erledigte.
Claudes Buchhaltung war penibel, alles wurde von gelangweilten Beamten abgezeichnet, die achtlos Quittungen ausstellten. Sie legten das Geld in eine Schublade, stempelten sein Buch und würdigten ihn keines Blickes mehr. Irgendwann kam ihm dann die Idee, dass diese unverhohlene Nichtbeachtung durchaus nützlich sein könnte.
Und so kam es, dass er nun, während sie zum Abendessen wilden Truthahn aßen, seinem Ärger über die gedankenlose Behandlung Luft machte.
»Kein Respekt«, stimmte Freddy ihm zu. »Das ist das Problem heutzutage. Ich weiß nicht, warum Sie ihnen überhaupt noch das Geld bringen. Wer merkt denn schon, ob etwas fehlt? Sie könnten einfach sagen, dass in letzter Zeit keine Pferde eingefangen wurden.«
»Das würde sich herumsprechen. Die Leute, die hier billige Pferde kaufen, wissen Bescheid. Ich muss ihre Namen im Kontobuch verzeichnen.«
»Ja, das müssen Sie wohl.«
Claude zündete seine Pfeife an und musterte Freddy, wobei ihm auffiel, dass der Bursche ihm ziemlich ähnlich sah. Sie waren beide mager, etwa gleich groß, hatten grüne Augen. Er nickte.
Eines Tages stieß Freddy vor der Scheune auf eine riesenhafte schwarze Frau und erschreckte sich beinahe zu Tode. Ein zweiter Blick vertrieb seine Angst. Ihre schimmernde Brust mit den purpurnen Warzen war entblößt, sie trug nur ein Tuch um die Hüften und hielt ihm lächelnd einen mit Honig gefüllten Kürbis hin.
»Claude«, sagte sie. »Für Claude.«
»Sicher. Ich werde ihm den Kürbis bringen.«
Er wollte schon gehen, als sie seine Hand ergriff und eingehend untersuchte.
»Schlimm«, sagte sie und wiegte traurig den Kopf.
Er wollte die Hand wegziehen, doch sie hielt sie unvermindert fest. Freddy wurde flau im Magen.
Sie untersuchte jeden Finger, drehte ihn hierhin und dorthin, bis es ihm peinlich wurde. Seine Gelenke waren noch geschwollen und die Finger hässlich verkrümmt.
Da bog Claude um die Ecke. »Ach, Lotus, dich habe ich ja ewig nicht gesehen.«
Freddy hielt den Honig hoch. »Für dich.«
»Danke, Lotus. Das weiß ich zu schätzen.« Er wandte sich an Freddy. »Ist das nicht eine Göttin von einer Frau?«
Die Schwarze ließ seine Hand los, war aber noch nicht fertig, sondern bestand darauf, dass Claude sie ebenfalls untersuchte.
»Sie will wissen, was mit deiner Hand passiert ist.«
»Ein Schweinehund ist mir absichtlich draufgetreten. Hat mir sämtliche Finger gebrochen.«
»Ich bitte dich, nicht im Beisein der Dame zu
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