Insel der glühenden Sonne
Smith, nehme ich an?«
»Ja, Sir. Ich hatte gehofft, man werde Sergeant Budd wegen Grausamkeit anklagen, nachdem er ihnen all das angetan hat, doch die Sache scheint im Sande zu verlaufen.«
»Ich verstehe Ihre Entrüstung, aber es hat sich doch auch etwas getan. Wir waren in der Lage, George ins Krankenrevier verlegen zu lassen –«
»Wohin er von Anfang gehört hätte«, warf Allyn wütend ein.
»Gewiss. Und durch meine Fürsprache beim Richter kam Rothery mit einem Bußgeld davon. Wir haben unser Bestes getan. Sie sollten froh sein.«
»Froh? Mit Verlaub, Sir, ich habe soeben erfahren, dass man George Smith nach Port Arthur geschickt hat. Warum? Er hat kein Verbrechen begangen, er erholte sich in diesem Haus von seinen Verletzungen. George war ein fleißiger Arbeiter und für seine gute Führung bekannt.«
»Aber sein Arbeitgeber Tom Flood hat ihm keine Empfehlung ausgestellt, sodass es keine Zeugen für seine gute Führung gibt.«
»Auch das ist nicht richtig.«
»Allyn, darf ich Ihnen einen Rat geben? Der Oberaufseher des Gefängnisses befand sich im Glauben, man habe Smith in Ihr Haus gebracht, nicht in Rotherys. In der Tat besitzt er einen Erlaubnisschein, aus dem dies hervorgeht. Und doch haben Sie zugelassen, dass man Smith an einen Ort brachte, an dem er sich nicht aufhalten durfte. Sie sollten mit gutem Beispiel vorangehen, statt selbst das Recht zu beugen.«
Roberts war fassungslos. »Das stimmt nicht, es muss sich um ein Missverständnis handeln. Ich habe die Adresse von Rotherys Haus angegeben, weil der Mann ein ausgezeichneter Sanitäter ist und Smith dringend der Pflege bedurfte. Zu keiner Zeit war davon die Rede, dass ich ihn bei mir aufnehme.«
»Nun«, meinte Slatter achselzuckend, »es ist zu spät, um sich über Missverständnisse zu erregen. Aber Sie wollen mir sagen, dass Sie Smith in das Häuschen geschickt haben?«
»Ich habe meine Arbeit getan, es schien für den Patienten das Beste zu sein.«
»Sie hätten den strengen Vorschriften mehr Respekt bezeugen können. Sie sind ein guter, mitfühlender Arzt, aber was haben Sie mit alldem erreicht? Rothery, ein freier Mann, hat mehrere Tage im Gefängnis verbracht und ist gerade noch mal mit einer hohen Geldstrafe davongekommen. Smith durchleidet noch Schlimmeres, seine Strafe wurde verlängert. Was sagen Sie dazu?«
»Ich habe nichts zu sagen. Ich tat nur, was ich für das Beste hielt. Ohne Männer wie Budd würde das ganze System besser funktionieren.«
»Allyn, wenn Sie das alles so mitnimmt, sollten Sie zu Pitcairn gehen. Kennen Sie ihn?«
»Nicht persönlich. Ich glaube, er war wohl der erste Anwalt, der sich in dieser Kolonie niedergelassen hat.«
»Das ist richtig. Und er kämpft für eine Beendung der Deportationen. Vielleicht sollten Sie Ihren Enthusiasmus in seine Dienste stellen.«
»Das werde ich tun, Dr. Slatter.«
»Aber ich möchte Sie auch daran erinnern, dass es auf dieser Welt immer Budds geben wird …«
»… um uns zu prüfen.«
8. Kapitel
Freddy irrte umher. Wohin er sich auch wandte, überall stieß er auf hohe Felswände oder undurchdringlichen Busch und musste umkehren. Er war kurz vor dem Verzweifeln, hatte furchtbaren Hunger, sein Pferd wurde allmählich gereizt und bockte.
Und er war müde. Hundemüde. Nachts konnte er nicht schlafen, weil ihn Vogellaute störten und Tiere aufschreckten, die einen Pelz trugen und ständig durchs Gebüsch huschten. Hätte er eins fangen können, hätte er es glatt gegessen. Nur fehlten ihm Streichhölzer, um ein Feuer anzuzünden, und ein Messer, um das Tier zu häuten. Er hatte nichts gegessen, seit er vor zwei Tagen in einer verlassenen Hütte ein Stück Pökelrindfleisch aus einem Fass und eine Hand voll steinharten Maiszwieback aus einer Blechdose stibitzt hatte.
Er saß auf einer Lichtung und überlegte, wohin er sich wenden sollte. Das Pferd graste neben ihm. Plötzlich ertönten Stimmen, und er tauchte ins Unterholz, doch das blöde Tier folgte ihm, als wollte es sein Versteck unbedingt verraten.
Eine Gruppe Eingeborener, schwarz wie Tinte und nur mit Lendenschurz und Stirnband bekleidet, folgte dem Pferd auf
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