Insel der glühenden Sonne
denen Freddy so viel essen durfte, wie er wollte.
An einem Gespräch schienen sie nach wie vor nicht interessiert. Sie wanderten, aßen, schliefen; knurrten, grunzten und rissen Witze, blickten sich bisweilen um und stießen einander an, als wollten sie sagen: Guck mal, er ist immer noch da.
Freddy versuchte, auf das Pferd zu steigen, wurde aber daran gehindert.
»Pferd gehört Mister Plunkett«, sagte man ihm erneut, als würde das Pferd verschleißen, wenn er es ritt. Es trabte brav neben ihnen her, den Sattel noch immer auf dem Rücken.
Früh an einem der nächsten Morgen gelangten sie auf einen Weg, einen echten Weg, der breit genug für einen Karren war, und folgten ihm mehrere Stunden. Freddy stellte fest, dass er, obwohl seit Tagen unterwegs, keinerlei Schmerzen spürte. Er gratulierte sich zu seiner Durchhaltekraft. Die harte Sträflingsarbeit, an die er gar nicht gern zurückdachte, hatte ihn körperlich fit gemacht, sodass er sogar mit diesen geübten Wanderern Schritt halten konnte.
Dann tauchten Zäune und Koppeln auf und eine Herde Pferde, die unter einer Baumgruppe vor dem kalten Wind Schutz gesucht hatte. An einem Hang lag ein Farmhaus, vermutlich das Heim von Mr. Plunkett.
Freddy hoffte, hier einem halbwegs anständigen Menschen zu begegnen.
Als ein alter Mann mit grauem Haar und langem grauem Bart in der Tür erschien, johlten die Schwarzen aufgeregt und rannten auf ihn zu, wobei sie das Pferd mit sich zogen. Freddy rief, sie sollten auf ihn warten, doch auf den letzten Metern konnte er nicht mithalten. Als er sie einholte, hatte der alte Mann bereits den Sattel abgenommen und untersuchte das Tier.
»Danke, dass Sie mein Pferd gefangen haben, Sir«, sagte Freddy rasch. »Die Schwarzen haben es mir gestohlen. Ich bin ihnen seit Tagen gefolgt.«
Der Bärtige sah ihn mit klaren grünen Augen an, und Freddy stellte fest, dass er jünger war, als er gedacht hatte, noch keine fünfzig.
»Und wer sind Sie?«, fragte er. Ein brauner Hund tauchte knurrend hinter ihm auf.
»Jack … Jack Barnes. Vom Festland«, sagte er. Beinahe hätte er seinen richtigen Namen genannt.
»Freut mich, ich bin Claude Plunkett, Leiter des staatlichen Tierheims.«
»Des was?«
»Des staatlichen Tierheims. Hier werden streunende Tiere aufgenommen, Schafe und Kühe, vor allem aber Pferde. Sie treiben sich in der Gegend herum, seit die ersten Weißen vor etwas vierzig Jahren auf die Insel kamen. Pferde sind geborene Streuner, die hauen gern ab. Genau wie Menschen.« Er untersuchte die Zähne des Tiers, und Freddy fragte sich schon, ob ihn der Mann durchschaut hatte.
Plunkett nickte zu den Schwarzen hinüber. »Er ist in Ordnung, Juno.« Dann kehrte er ins Haus zurück.
Die Schwarzen drängten sich aufgeregt wie Kinder vor der Tür, bis Plunkett wieder auftauchte und jedem einen kleinen Tabaksbeutel überreichte.
»He, warten Sie!«, rief Freddy. »Verkaufen die etwa mein Pferd? Das geht aber nicht.«
»Sie sagen, sie hätten es im Busch gefunden.«
»Stimmt nicht, ich stand direkt daneben.«
Der schwarze Anführer mischte sich ein und schilderte die Geschichte aus seiner Sicht und in seiner eigenen Sprache. Plunkett lächelte.
»Er fragt, ob Sie das Pferd am Zügel hielten, als sie vorbeikamen.«
»Nein, aber …«
Der Schwarze grinste übers ganze Gesicht.
»Juno sagt, sie hätten das Pferd auf einer Lichtung gefunden, es sei kein weißer Mann zu sehen gewesen.«
Freddy wollte nicht eingestehen, dass er sich versteckt hatte. »Der Hund gehört Ihnen, obwohl Sie ihn nicht am Halsband halten. Das gilt auch für mein Pferd.«
Plunkett seufzte. »Die Männer haben das Pferd mitgebracht. Dafür bekommen sie Tabak. Ich würde nicht wagen, ihnen den wieder abzunehmen. Bei diesen Herren muss man seine Versprechen halten, das können Sie mir glauben.«
Er schüttelte allen fünfen die Hand und sah ihnen nach.
»Nun, Mr. Barnes, Ihr Pferd wurde ordnungsgemäß ins Tierheim aufgenommen, das muss ich in den Akten verzeichnen. Möchten Sie eine Tasse Tee?«
»Das wäre nett, Mr. Plunkett.
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