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Insel der glühenden Sonne

Titel: Insel der glühenden Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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richtig fand. Man durfte den Kriminellen gegenüber keine Milde walten lassen.
            »Wo ist Barnaby?«, fragte sie ihren Mann, der gerade hereinkam.
            »Das wüsste ich auch gern. Sobald er hier ist, werde ich alle Arbeiter antreten lassen und den Vergewaltiger dingfest machen. Diesmal soll mein Vater daneben stehen, damit sie seine Autorität spüren. Und ich als Vater des Mädchens werde den Schuldigen umgehend verhaften.«
            »Meinst du, er wird es zugeben? Das glaube ich kaum. Aber Penn kann uns sicher denjenigen zeigen, wenn sie alle vor sich sieht.«
            Jubal starrte sie entsetzt an. »Ausgerechnet du als Mutter willst ihr so etwas zumuten? Sie wäre verängstigt, würde einen erneuten Angriff fürchten, zudem wäre es eine ungeheure Demütigung. Kannst du dir vorstellen, wie sich das arme Kind fühlt, wenn es die Vergewaltigung vor aller Augen noch einmal durchleben muss? Penn würde vermutlich zusammenbrechen.«
            »Ich hielt es für einfacher.«
            »Sicher doch. Du willst sie vor all diesen Männern zur Schau stellen, sie werden sie anglotzen …«
            Millicent hielt sich die Ohren zu. »Hör auf! Hör auf! Ich kann es nicht ertragen!«
            »Dann lass Gott tätig werden. Er soll den Sünder hervortreten lassen. Wir müssen die Sünde aus unserer Mitte tilgen, umgeben von Ungläubigen, wie wir sind. Danach werde ich verlangen, dass Vater nur noch fromme Männer einstellt und die Heiden zurückschickt, wohin sie gehören.«
            »Und auch die Papisten«, fügte Millicent hinzu.
            Jubal nickte bedächtig. »Interessant, dass du an Shanahan denkst. Ich hatte auch so einen Verdacht, aber wir müssen vorsichtig sein. Er ist schlau und wird merken, dass wir Verdacht geschöpft haben.«
            »Natürlich ist er es gewesen. Er kann sich überall frei bewegen und ist überdies ein Papist.«
            »Das sind die Schlimmsten, wenn es um die Sünde der Wollust geht. Ich werde Vater dafür haftbar machen, dass meine Tochter solchen Schurken ausgesetzt wurde. Ich reite umgehend in die Stadt und hole die Polizei, damit uns der Vergewaltiger nicht entwischt.«
             
            Singer Forbes war wegen der Sache mit dem Brief noch immer düster gestimmt, und Sean fürchtete, er könne Unruhe stiften.
            Um sich etwas zu verdienen, hatte Sean von Mr. Warboy die Erlaubnis eingeholt, sonntags auf Sam Pollards Schweinefarm zu helfen, doch an diesem Tag verließ er das Anwesen mit einem unguten Gefühl. Ihm war, als könnte es jeden Moment zum Eklat kommen. Als er zurückkehrte, schien bei den Männern jedoch alles ruhig zu sein, und er machte sich daran, den Einspänner zu reinigen, bevor er Mr. Warboy abholte.
            »Was gibt’s?«, fragte er einige Männer, die aus einer alten Teekanne selbst gebrauten Ingwerwein tranken.
            »Nicht viel«, sagte Hunter aus der Molkerei. »Die Jungs sind angeln.«
            Sean nickte. Das sonntägliche Angeln war erlaubt und zudem nützlich, solange sie auf dem Warboy-Land blieben. Der Boss ließ sie den Fang behalten, während Nachbarn wie Flood alles für ihren eigenen Tisch beanspruchten. Sie erklärten, Angeln sei eine Freizeitbeschäftigung für die Sträflinge, doch der Fang gehöre rechtlich gesehen dem Landbesitzer. Darüber hatte es schon lange Diskussionen gegeben, da die Insel ein wahres Anglerparadies war.
            Was das Angeln betraf, gab es auf der Warboy-Farm noch eine weitere Besonderheit. Die Arbeiter trafen dabei nämlich auch weibliche Sträflinge, die sich durchs Gebüsch schlichen und auf eine andere Art der Freizeitbeschäftigung aus waren. Sie erwarteten, dafür mit Fischen oder Geld entlohnt zu werden. An den Sonntagen ging es hoch her; ein Mann hockte immer auf einer hohen Kiefer, um sie notfalls zu warnen, denn der Verlust der Angelrechte wäre ein harter Schlag gewesen.
            Daher war Shanahan auch überrascht, als er Singer, einen begeisterten Fischer und Frauenhelden, mit Old Pop, der in der Sattlerei und Lederfabrik arbeitete, vor dem Schuppen auf einer Bank sitzen sah.
            »Tag, Pop, was führt dich zu uns?«
            »Er bringt mir bei, wie man eine Viehpeitsche herstellt«, antwortete Singer. »Sieh nur, sie ist fast fertig. Schön, was?«
            Pops Gesicht leuchtete. »Er ist ein guter Schüler.

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