Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter
Ebene.
Sie wirbelten herum und Eleni erkannte Philines Vater und Arjana, die zwischen den Phrygana-Büschen auf sie zukamen. Die beiden sahen so aus, als wären sie zusammen über die Hochebene gelaufen und Eleni vermutete, dass Arjana zu ihm gegangen war, um ihm zu sagen, dass seine Tochter bei ihnen übernachtet hatte.
»Babas!« Philine riss sich los und fing an zu laufen. Als sie ihren Vater erreichte, sprang sie hoch. Er fing sie auf, als wäre sie ein kleines Kind, nahm sie auf den Arm und drückte sie an sich. Eleni konnte nicht hören, was die beiden redeten, aber sie begegnete Arjanas Blick, die weiter auf sie zuging.
Sie beobachtete genau, in welche Richtung ihre Mutter sah. Sie wollte es nicht verpassen, wenn Arjana an ihr vorbei auf das Meer blickte und die Insel entdeckte.
Tatsächlich kam der Moment, in dem Arjana auf das Meer schaute. Aber ihr Gesichtsausdruck blieb so normal, als könnte sie die Insel tatsächlich nicht sehen.
Eleni presste die Lippen aufeinander. Für eine Sekunde war sie versucht, es ihrer Mutter zu erzählen. Doch plötzlich spürte sie die Insel hinter sich wie einen drohenden Schatten.
Ich bin euer Geheimnis. Es war ein lautloses Flüstern, das von der Insel ausging, mehr eine Ahnung, die durch Elenis Gedanken rauschte. Sie unterdrückte den Laut, der ihrer Kehle entweichen wollte.
Ihre Mutter nahm sie in die Arme. »Das hast du gut gemacht, heute Nacht.«
Eleni drückte ihr Gesicht an Arjanas Schulter und versuchte, nicht zu der Insel zu blinzeln.
Zärtlich streichelte ihre Mutter durch ihre Haare. »Du hast Philine gerettet. Ihr Vater war sehr erleichtert, dass sie bei uns ist. Er hat mir gerade ihr Haus gezeigt. Es steht zwar noch, aber das ganze untere Stockwerk ist vom Wasser verwüstet. Auch Philines Zimmer.«
Elenis Atem stockte. Sie wünschte sich, sie könnte sich wie eine Heldin fühlen, aber das dunkle Gefühl wollte einfach nicht verschwinden. »Warum bin ich so, wie ich bin?«
Arjana stieß einen langen Seufzer aus. Schließlich löste sie sich von Eleni und fasste sie an den Schultern. »Damit du das herausfindest, habe ich dich hierher gebracht.« Ihre Mutter lächelte. »Weißt du ... wenn jemand so besonders ist wie du, dann kann er versuchen, davor wegzulaufen und seine Fähigkeiten zu leugnen. Aber dadurch wird es meist nur schlimmer. Viel besser ist es, sich dem zu stellen, was man ist, um herauszufinden, wie man seine Talente entwickeln und nutzen kann.« Elenis Mutter strich ihr noch einmal über die Haare. »Selbst wenn es noch so schwierig und gefährlich ist, diesen Weg zu gehen – es ist der Weg, der für dich bestimmt ist.«
Eleni schüttelte unwillig den Kopf. Der seltsame Adlermann hatte etwas Ähnliches gesagt. »Was meinst du damit? Warum sagst du mir nicht endlich, was du weißt? Damit ich meinen Weg finden kann!«
Arjana blickte auf das Meer hinaus, aber wieder schien sie die Insel nicht zu sehen. Schließlich nickte sie und sprach mit ruhiger Stimme weiter: »Du kommst von hier, Eleni. Dein Vater kommt von hier. Ich habe ihn dort drüben getroffen, bei dem Tempel. Es war eine Gewitternacht, so wie gestern. Ich habe den Tempel im Blitzlicht gesehen – und dann ist dein Vater aufgetaucht. Er kam aus der Nacht und er verschwand in der Nacht. Wer er ist, konnte ich nie herausfinden.«
Eleni biss sich auf die Unterlippe. Auch der Adlermann war aus der Nacht gekommen. Ob es derselbe war? Ob sie gestern ihrem Vater begegnet war?
Doch dann fiel ihr ein, was Leándra herausgefunden hatte: dass Zeus sich in einen Adler verwandeln konnte und dass sie ihn für ihren Großvater hielt. Auch ihr Großvater war angeblich eines Nachts in Oma Gretas Wohnhöhle aufgetaucht.
Eleni wurde schwindelig. Also war sie ihrem Großvater begegnet?
Er hatte gesagt, dass er alles in seiner Macht Stehende getan habe, um sie zu schützen. Hatte das Zeus gesagt? Der oberste der olympischen Götter?
Eleni blinzelte. Das Ganze musste ein Traum sein – wenn sie nur endlich daraus aufwachen würde ...
Aber sie wachte nicht auf. Arjana stand noch immer vor ihr und am Horizont lauerte die riesige Insel hinter ihrem bläulichen Dunst.
»Hast du eigentlich jemals herausgefunden, wer dein Vater ist?«, flüsterte Eleni ihrer Mutter zu. »Hast du auch besondere Fähigkeiten, von denen wir nur noch nichts wissen?«
Arjanas Blick wurde ernst. Für einen Moment schien sie zu zögern, bevor sie doch noch antwortete: »Ich hatte besondere Fähigkeiten. Sie sind
Weitere Kostenlose Bücher