Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter
fühlen sich schwer an und ziemlich dunkel. Du trägst sie schon eine Weile mit dir herum und weißt nicht, wohin mit ihnen. Aber jetzt sind sie bei mir ... und bald werden sie merken, dass sie nicht zu mir gehören und dann lösen sie sich auf.«
Eleni lachte. Dort, wo in ihrer Brust bis gerade eben die Sorgen geschlummert hatten, war jetzt nichts mehr – nur noch eine angenehme Leichtigkeit.
Eleni atmete tief ein, um das leichte Gefühl zu genießen. Warum hatte sie sich überhaupt so schlecht gefühlt? Nur weil sie anders war als andere Menschen? Die meisten träumten davon, etwas Besonderes zu sein.
Philine löste sich vom Baum und kam auf sie zu.
Im nächsten Moment hielten sie sich in den Armen. Glatt und weich schmiegten sich Philines Haare an Elenis Wange. Sie roch nach Salzwasser und Sonnencreme und irgendwie vertraut.
Philine löste sich von ihr. »Wollen wir schwimmen gehen?«
Eleni nickte und schließlich rannten sie zusammen durch den Wald. Als sie den Strand erreichten, kniete Markos nicht weit von ihnen entfernt und schrubbte den Dreck von einem nassen Sofa. Auf seiner Stirn kräuselten sich die Sorgenfalten und sein Blick erschien traurig.
Philine blieb neben ihrem Vater stehen. Sie sagte nichts, sie lächelte ihn nur an. Schließlich hockte sie sich zu ihm und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange.
Einen Moment später hallte sein Lachen durch die Schlucht.Er stupste Philine auf die Nase. »Meine kleine Zauberin.« Er sprach leise. Nur Eleni stand nah genug, um ihn zu hören. »Wenn ich dich nicht hätte.«
Philine streckte ihre Arme aus und drückte sich an ihn. Im nächsten Moment sprang sie auf und griff nach Elenis Hand. »Wir gehen schwimmen!«, erklärte sie ihrem Vater. »Warte nicht auf uns, vielleicht brauchen wir länger.« Ohne auf eine Antwort zu hören, zog sie Eleni mit sich.
Zusammen liefen sie auf das Meer zu, streiften im Laufen ihre Kleider über den Kopf und rannten im Bikini in die plätschernden Wellen.
Es war kühler als sonst. Der Sturm hatte Algen und Sand aufgewühlt und manche der Wellen trieben Schaumflocken vor sich her. Aber die Wut des Meeres hatte sich gelegt.
Philine bewegte sich im Wasser so geschickt wie ein Fisch, ihre Zartheit schien für das Meer wie geschaffen zu sein. Mit kräftigen Schwimmzügen durchschnitt sie die Wellen, tauchte durch sie hindurch und kam dabei schneller voran als die meisten Menschen. Nur Eleni fiel es leicht, mit ihr mitzuhalten.
Philine führte sie aus der Bucht hinaus. Auch den Felsen, auf dem sie mit Leándra gelegen hatte, ließen sie hinter sich. Doch kurz darauf schwamm Philine nach rechts. Die kleine Bucht verschwand aus ihrem Blickfeld. Stattdessen erhoben sich Felsen und Klippen neben ihnen. Sie schwammen darauf zu und schließlich so nah an sie heran, dass sie aufpassen mussten, sich nicht ihre Knie an den rauen Steinen zu stoßen. Auch die Wellen brachen sich kreuz und quer an den Klippen und wollten sie hin und her reißen. Eleni brauchte all ihre Kraft, um gegen sie anzuschwimmen und nicht gegen die Felsen zu prallen.
Vor ihnen erschien schließlich ein großes Felsentor, durch das sie hindurchschwimmen mussten. Noch einmal brauchte Eleni ihre ganze Kraft, um sich den Strömungen zu widersetzen – bevor sie das Tor hinter sich ließen und auf einen winzigen Strand blickten. Es war eine schmale Sandfläche, hinter der sich steile Klippen erhoben. Auch rundherum war der Strand von flachen Felsen eingebettet, die in Treppen und Terrassen ins Wasser reichten.
Philine führte sie durch eine schmale Furt zwischen den Felsen, bis sie schließlich durch das flache Wasser an Land wateten.
Auch auf dem kleinen Strand lag das Treibgut von dem nächtlichen Sturm. Sie schoben Algen und Holzstücke mit den Füßen zur Seite und legten sich in den weichen Sand.
»Das hier ist mein Geheimstrand.« Philine drehte ihren Kopf und lächelte Eleni zu. »Vom Land aus kommt man nicht hier herunter und für alle anderen wäre es zu gefährlich, hierher zu schwimmen. Abgesehen von dir natürlich. Jetzt gehört der Strand uns beiden.«
Eleni erwiderte ihr Lächeln. Der Boden schien noch in einer Wellenbewegung unter ihr zu schwanken und die Anstrengung lag matt und schwer in ihren Muskeln. Aber es fühlte sich gut an. Nur im Meer ahnte sie die Grenzen von dem, was ihr Körper leisten konnte.
Mit Philine an ihrer Seite musste sie sich endlich nicht mehr verstecken. »Hast du eigentlich auch das Gefühl, dass wir uns ähnlich
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