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Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter

Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter

Titel: Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Ohms
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standzuhalten. Aber sein Blick wirkte wie der eines Menschen und gleichzeitig so gefährlich, alswürde der Vogel planen, wie er sie am besten jagen konnte. Hastig sah sie zu Boden.
    Eleni griff nach ihrer Hand. »Du musst jetzt zu unserem Haus gehen.«
    Philine spürte etwas Raues in ihrem Hals, etwas, das sie daran hinderte, laut und deutlich zu reden. »Kommst du nicht mit?«
    Eleni schüttelte den Kopf. Der Adler spreizte die Flügel, als müsste er sein Gleichgewicht wiederfinden. Mit seinen langen Beinen war er so groß, dass er seine Flügel locker über Elenis Kopf hinwegstrecken konnte.
    Philine ließ Elenis Hand los und rannte über die Hochebene davon, auf das Haus zu, das über den Klippen stand und vor dem Leándra schon auf sie wartete.
    Eleni war aufgewacht – dennoch fühlte sich jede Bewegung an wie im Traum. Die Krallen des Adlers kratzten durch ihr Nachthemd und ritzten in die Haut an ihrem Arm. Aber Eleni hatte keine Angst. Nur eine warme Ruhe erfüllte ihr Inneres und trotzte dem Sturm. Fast zärtlich berührte der Adlerschnabel ihre Schläfe. Eleni spürte, wie etwas von ihm zu ihr überging, wie es sie umhüllte, als könnte sie darunter Schutz finden.
    Einen Moment später flog das Tier auf. Eleni sah ihm nach, ihre Füße begannen zu laufen, um ihm zu folgen. Der Adler steuerte auf die Ausgrabungsstätte zu. Blitze zuckten wieder vom Himmel und plötzlich erhoben sich die Säulen eines Tempels vor ihr. Es waren schwarze Säulen und jede von ihnen verkörperte die Gestalt eines Gottes.
    Der Adler ließ sich auf dem Boden vor dem Tempel nieder.Eleni rannte schneller, um ihn zu erreichen, stoppte erst direkt vor ihm ab. Plötzlich fing das Tier an zu wachsen. Sein gefiederter Körper zog sich auseinander, wurde höher und breiter. Die Federn verwandelten sich in ein weißes Gewand, bis ein groß gewachsener Mann vor ihr stand.
    Eleni rührte sich nicht mehr. Ein kurzer Gedanke huschte durch ihren Kopf: Sie sollte Angst haben ... beinahe wartete sie auf das Gefühl. Aber es kam nicht.
    Der schwarzhaarige Mann lächelte ihr zu. Er hob seine Hand und strich über ihre Schläfe. Die Berührung prickelte auf ihrer Haut, kribbelte über ihren Kopf und ihren Rücken herab, bis ihr ganzer Körper davon umhüllt war. »Du hast eine große Aufgabe zu erfüllen, Eleni.« Seine Stimme klang tief. »Eine Aufgabe, die anfangs so groß sein wird, dass du sie gar nicht überblicken kannst. Doch wenn du Schritt für Schritt vorgehst, wird sich ihre ganze Bedeutung enthüllen.« Die Blitze brachten sein weißes Gewand zum Leuchten und reflektierten an dem schwarzen Tempel, der sich hinter ihm erhob. »Niemand durchwandert die Welt in einem Tag, niemand überquert einen Berg ohne Mühen und niemand begegnet dem Grauen ohne Angst. Dennoch wurde die Welt schon durchwandert, wurden Berge erklommen und der Schrecken besiegt. Und alle, die es gewagt haben, haben mehr Stärke daraus gewonnen, als sie hingeben mussten. Bedenke das, kleine Eleni, wann immer du vor einem Hindernis stehst, das dir unüberwindbar erscheint. Du ahnst es schon seit so langer Zeit, und ich sage dir, es ist gewiss: An deinem Mut hängen die Schicksale so vieler Menschen! Nur in dir vereint sich das Blut der verfeindeten Mächte, nur du kannst aufhalten, was bereits begonnen hat.«
    Der Blick des Fremden wurde zärtlich. Ganz langsam strichen seine Finger über ihre Schläfe und lösten sich schließlich. »Hiermit habe ich alles in meiner Macht Stehende getan, um dich zu schützen. Aber bald schon wirst du an einen Ort kommen, an dem ich keinen Einfluss mehr habe.«
    Eleni versuchte zu verstehen, wovon er sprach. Aber die Worte drehten sich in ihrem Kopf und es war schon schwer genug, keines davon zu vergessen. Vielleicht war dies nicht der Moment, um etwas zu verstehen, sondern nur der Augenblick, um jedes Detail in sich aufzunehmen. Sie starrte den Fremden an und versuchte, seine Gestalt wie ein Foto in ihrem Gedächtnis abzulichten: Die Haut in seinem Gesicht erschien so glatt wie die eines jungen Mannes. Lang und glänzend fielen seine schwarzen Haare über sein Gewand.
    Doch ganz gleich, wie jung er aussah – Eleni hatte das Gefühl, dass er alt sein musste. Sehr alt.
    »Wer bist du?« Sie flüsterte, so leise, dass es unter dem Grollen des Donners beinahe unterging.
    Der Mann lächelte. Ein mildes Funkeln blitzte aus seinen Augen – bevor seine Iris wieder so dunkel wurde wie die Nacht.
    Plötzlich fing er an zu schrumpfen, sein Umhang

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