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Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter

Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter

Titel: Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Ohms
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konnte. Nie mehr Nachtschichten für einen Hungerlohn und nie mehr der Gestank, der tagelang an seinen Haaren haftete. Nie mehr Nächte, in denen Philine allein sein musste, und Vormittage, in denen ihr Vater schlief, während sie im Morgengrauen allein ihr Frühstück machte und durch die Schlucht und über die Hochebene bis nach Agia Vasiliki zum Schulbus wanderte.
    Wenn es schon keine Stelle als Lehrer war, so konnte er auf der Ausgrabungsstätte wenigstens eine Arbeit machen, die etwas mit der Mythologie zu tun hatte, mit den alten Geschichten, die er so liebte. Außerdem würde er von nun anmit Elenis Mutter zusammenarbeiten. Allein dadurch würde sie ihre neue Freundin jeden Tag sehen.
    »Philine, verstehst du?« Er strahlte sie an.
    Plötzlich musste auch Philine lachen. »Ja, ich verstehe!« Sie fiel ihrem Vater in die Arme und durchweichte sein Hemd mit Salzwasser.
    Auch in der nächsten Nacht schlief Philine bei Eleni. Ihre Eltern hatten kurzerhand vereinbart, dass sie bei Arjana bleiben würde, bis ihr Haus wieder in Ordnung war. Sogar Leándra hatte sich bereit erklärt, für diese Zeit in ein eigenes Zimmer zu ziehen und Philine solange ihr Bett zu überlassen. Aber wie immer konnte Philine auch an diesem Abend nicht einschlafen. Sie wurde in der Nacht einfach nicht müde und es war ungewohnt, überhaupt so früh ins Bett zu gehen. Auch Eleni war noch zu aufgekratzt, um zu schlafen, und so lagen sie schließlich lange wach und unterhielten sich.
    Noch nie hatte Philine eine Freundin wie Eleni gefunden. Eleni wusste, wie es sich anfühlte, wenn man anders war. Sie kannte die Einsamkeit, die sich in die Seele krallte, sobald man begriff, dass andere Kinder einen niemals verstehen würden. Und sie wusste, wie schlimm es war, wenn die Kinder in der Schule die Köpfe zusammensteckten und darüber tuschelten, was für sonderbare Dinge in ihrer Gegenwart geschahen. Eleni war genau das, worauf Philine schon lange nicht mehr gehofft hatte: eine Freundin, der sie alle Geheimnisse anvertrauen konnte.
    Es war bereits mitten in der Nacht, als sie endlich einschliefen. Am nächsten Morgen brachte Eleni den Wecker mit einem gezielten Hieb zum Schweigen.
    Die Archäologen zogen morgens bereits sehr früh zur Ausgrabungsstätte. Aber niemand sagte etwas, als Philine und Eleni erst am späten Vormittag dazustießen.
    Zu Philines Verblüffung hatte Kimon schon im Morgengrauen mit den anderen Archäologen angefangen. Mit einigen von ihnen schien er sich bereits angefreundet zu haben. Er stellte unzählige Fragen und lauschte ihren Erklärungen mit pflichtbewusstem Ernst. Nur Philine warf er immer wieder ein Lächeln zu und schließlich musste sie eines zugeben: Sie mochte es, dass er hier war. Seine Gegenwart fühlte sich vertraut an. Überhaupt mochte sie die Stimmung auf der Ausgrabungsstätte. Alle waren gut gelaunt und es gab nur selten Konflikte. Philine war erleichtert darüber. So musste sie keinen Streit schlichten und konnte einfach nur entspannt die Arbeit machen, zu der Arjana sie einteilte.
    Gegen Nachmittag drangen die Archäologen in eine Erdschicht vor, in der schweres Geröll und unzählige Steine lagen. Das bedeutete Knochenarbeit, die fast ausschließlich die Männer erledigen mussten, und schon bald stellte sich heraus, dass kleine Mädchen an diesem Tag keine große Hilfe auf der Ausgrabungsstätte mehr waren.
    Philine bemerkte schließlich, wie Elenis Blick immer länger auf das Meer schweifte. Ein silbriges Funkeln schimmerte weit hinten in den Wellen und Philine fragte sich, ob es wieder die Delfine waren. Durch ihren Bauch huschte ein aufgeregtes Kribbeln und schließlich nahm Eleni sie an die Hand und zog sie zu ihrer Mutter. »Dürfen wir vielleicht schwimmen gehen? Oder werden wir hier gebraucht?«
    Arjana sah von dem Fund auf, den sie gerade von Erde und Staub befreite. Es war das Skelett eines kleinen Tieres. »Naklar dürft ihr gehen. Ihr seid ja nicht meine Angestellten – außerdem habt ihr Ferien.«
    »Super!« Eleni grinste. Aber Philine bemerkte den hastigen Blick, den sie zu Kimon und Leándra warf.
    Tatsächlich sah Kimon ihnen nach, als sie über die Hochebene zu der Treppe liefen, die in Philines Schlucht hinabführte. Doch er folgte ihnen nicht. Anscheinend war es ihm ernst damit, dass er Archäologe werden wollte.
    Philine schmunzelte. Im Grunde hätte sie Kimon gerne mitgenommen. Aber sie wollten versuchen, die Delfine noch einmal wiederzutreffen, und dabei konnten sie Kimon nicht

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