Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter
an ihrer Seite schwamm. Ein amüsiertes Gackern sprang aus seinem Maul. Eleni versuchte zu entschlüsseln, ob sich Worte hinter dem Geräusch versteckten – aber es war tatsächlich ein Lachen.
»Haha, sehr witzig!« Eleni keuchte. Sie versuchte, ihren Vorwurf in die Sprache des Tieres zu fassen. Aber während sie schwamm, war es gar nicht so einfach.
Dafür ordnete sich das Schnattern des Delfins plötzlich in so klare Worte, als besäßen sie doch die Struktur einer Menschensprache: »Das Menschenkind hat mit ihrem Körper gesprochen und gesagt, der Freund solle es mitnehmen.«
Erst jetzt bemerkte Eleni, dass es wieder der Delfin war, mit dem sie zuerst gesprochen hatte, derjenige, bei dem Philine gefragt hatte, ob er wirklich ein Tier war. Eleni konnte nicht länger darüber nachdenken. Die Strömung war zu stark, sie brauchte alle Konzentration, um zu schwimmen ...
Da tauchte der Delfin ins Wasser ein und schob sich sanft unter ihren Körper. Eleni musste sich nur noch an seiner Rückenflosse festhalten und schon ging es voran. Er schwamm nicht halb so schnell wie der andere Delfin, fast so, als wollte er Rücksicht nehmen – und auf einmal kehrte der Rest ihres Gedankens zurück: Dieser Delfin hatte etwas an sich, das nicht zu einem Tier passte, etwas, das beinahe menschlich erschien.
Philines Gestalt und der Strand rückten wieder näher. IhreFreundin gestikulierte und rief noch immer. Erst als Eleni sie auf dem Rücken des Delfins beinahe erreicht hatte, entspannte sich Philines Gesichtsausdruck.
»Und ich dachte schon, du schwimmst ohne mich zur Insel!« Philine grinste, als Eleni die Rückenflosse losließ und zu ihr auf den Felsen kletterte.
Eleni musste plötzlich lachen. Die Erleichterung floss durch ihren Körper, während sich ihre Muskeln so matt anfühlten, wie schon lange nicht mehr. »Ohne dich zur Insel? Niemals! Aber ich fürchte, wir müssen erst noch lernen, wie man einen Delfin lenkt.«
Philine schüttelte lachend den Kopf. »Für heute hab ich auch erst mal genug. Vor allem von der Sonne.« Sie deutete auf die Haut an ihren Schultern, die sich bereits gefährlich rötete.
»Oje!« Eleni starrte entsetzt darauf. »Was ist denn mit deiner Haut los? Hast du keine Sonnencreme benutzt?«
Philine lächelte gequält. »Doch. Tonnenweise. Aber Babas sagt, ich besitze Nachthaut. Sie verträgt immer nur ganz wenig Sonne, und es war wohl eine ziemlich blöde Idee, im Bikini zu schwimmen.«
K APITEL A CHT
A ls sie zurück in Philines Schlucht schwammen, schien es schon spät zu sein. Am Strand war es still geworden, und das kleine Haus lag verlassen da. Nur die Möbel und Einrichtungsgegenstände standen noch auf Planen in der Sonne und trockneten.
Gerade als sie ins flache Wasser kamen und durch die Wellen wateten, drang fröhliches Gelächter durch die offenen Fenster des Hauses. Philine blieb stehen und hielt Eleni fest. Sie erkannte das Lachen ihres Vaters, vermischt mit einem Frauenlachen.
Kurz darauf kam er zusammen mit Arjana aus der Tür. Auf ihren Gesichtern tanzte ein glückliches Lächeln.
»Was ist denn mit denen los?«, flüsterte Eleni.
Philines Herz fing an, wie wild zu klopfen. Wann hatte sie ihren Vater das letzte Mal so ausgelassen gesehen? Vielleicht, wenn sie nach einem schönen Tag gemeinsam herumtobten – aber niemals mit anderen Menschen und erst recht nicht mit einer Frau.
Elenis Mutter berührte ihn am Arm. Sie sagte etwas, das zu leise war, um es zu verstehen. Aber Philine erkannte dieWärme in seinem Blick. Ein seltsames Gefühl huschte durch ihren Körper, eines, das sie kannte, sehr gut sogar, aber nicht von sich selbst.
Philine versuchte, den Anflug von Eifersucht zu verdrängen.
Ihr Vater stieß ein weiteres Lachen aus. Er sah in ihre Richtung und entdeckte sie. »Philine!«, rief er und fing an zu rennen. Mit nackten Füßen stürmte er in die Wellen, das Wasser durchnässte seine kurze Hose und spritzte auf sein Hemd. Als er sie erreichte, packte er sie an der Taille, hob sie hoch und wirbelte sie in die Runde. »Stell dir vor! Ich kann den Job in der Fischfabrik kündigen.« Er ließ sie zurück ins Wasser.
Philine taumelte und versuchte, ihren Schwindel und die Worte zu ordnen.
Aber ihr Vater ließ ihr kaum genug Zeit, ehe er weitersprach: »Arjana will mich anstellen, für ihre Ausgrabung! Als Assistenten!«
Endlich fing Philine an zu begreifen: Deshalb war er so glücklich, weil er die schreckliche Arbeit in der Fischfabrik hinter sich lassen
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