Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter
aber kaum jemand kann die Insel tatsächlich finden.«
Ein starkes Kribbeln erfasste Philines Kopfhaut, sammelte sich an ihrem Hinterkopf und strömte von dort aus über ihren Rücken. Was Eleni erzählte, klang logisch, verblüffend, aber erschreckend logisch.
»Du könntest recht haben.« Philine flüsterte.
Plötzlich blitzte ein silbriges Glitzern zwischen den Wellen auf, etwa auf halbem Weg zu der Insel.
»Die Delfine!« Eleni lachte. »Komm mit.« Sie warf Philine ein strahlendes Lächeln zu und sprang weiter die Stufen hinab.
Zusammen rannten sie an dem Tümpel vorbei durch den Wald, folgten dem trockenen Bach und überquerten ihn von links nach rechts und wieder zurück. Als sie den Strand erreichten, wollten sie am liebsten weiter ins Wasser stürmen, aber Philine blieb stehen und hielt Eleni zurück. »Warte. Ich muss mich erst umziehen.« Sie sah an ihrer dünnen schwarzen Hose hinab und deutete auf ihr langärmeliges schwarzes Hemd. »Ich kann nicht schon wieder im Bikini schwimmen, sonst sehe ich morgen aus wie ein Krebs.«
Philine lief zum Haus und schloss die Tür auf. Drinnen sah es schon wieder ordentlicher aus, als sie durch die Zimmer huschte. Nur der Geruch von abgestandenem Salzwasser hing noch in der Luft. Dennoch brauchte sie eine Weile, um in den zum Trocknen ausgelegten Sachen das zu finden, was sie suchte.
Als sie fertig umgezogen nach draußen kam, stand Eleniim Bikini vor ihrem Haus und schüttelte lachend den Kopf. »Ein Neoprenanzug? Du Oberallerärmste. Was ist bloß los mit deiner Haut?«
Philine blickte auf ihre Hand, die aus dem langen Ärmel des Anzuges herauslugte und im Vergleich zu Elenis Haut im Sonnenlicht wie Frischkäse leuchtete. »Sei froh, dass du keine Nachthaut hast.« Sie grinste Eleni an.
Gemeinsam liefen sie ins Meer und ließen sich lachend in die Wellen fallen. Schließlich schwammen sie durch die Bucht, an den Felsen vorbei und bogen nach rechts ab, bis die Klippen neben ihnen auftauchten. Wie schon beim letzten Mal mussten sie sich konzentrieren, um sich nicht von den Wellen gegen die Felsen treiben zu lassen. Aber sie schafften es, das Steintor zu durchqueren und gingen schließlich ermattet aber glücklich an ihrem Geheimstrand an Land.
Genauso wie am Tag zuvor kletterten sie auf den vorderen Felsen und blickten auf das Meer hinaus.
»Wirklich schade, dass du nicht auch mit den Delfinen sprechen kannst.« Eleni klang ernst und ein bisschen traurig.
Philine spürte ein leises Bedauern, während sie das silbrige Blitzen hinten im Meer beobachtete, das allmählich näher kam. Elenis Talent, mit den Delfinen zu sprechen, war ganz eindeutig einer der Unterschiede zwischen ihnen. Philine hatte gestern den halben Tag lang versucht, Elenis Laute nachzumachen, aber in dem Hals ihrer Freundin schien es Stimmorgane zu geben, die Philine nicht besaß. Jedenfalls brachte sie nicht einmal einen ähnlichen Klang zustande.
»Ja, wirklich schade.« Philine bemühte sich, nicht allzu traurig zu klingen.
Sie wechselte noch einen kurzen Blick mit Eleni ... EinenMoment später fing ihre Freundin an, die Delfine zu rufen. Sie stieß ein merkwürdiges Geräusch aus, ein gespenstisches Heulen, das von den Klippen hinter ihnen widerhallte, während die Delfine aus den Wellen antworteten.
Ein warmes Gefühl strömte durch Elenis Körper, als sie sah, wie die Tiere auf ihren Ruf hörten. Die Delfine begrüßten sie und schwammen vor ihnen bis zu den Felsen. Eleni zählte sie und stellte fest, dass es eine Familie von fünf Tieren sein musste: der freche Delfin, mit dem sie als Erstes geschwommen war, zwei Weibchen, ein Delfinkalb und der Delfin, der sie beim ersten Mal zurück zum Ufer gebracht hatte.
»Ich finde, wir sollten ihnen Namen geben«, murmelte Eleni. Sie zeigte auf den Delfin, der sie am Vortag einfach aufs Meer hinaus mitgenommen hatte. »Das da ist Frechdachs, eindeutig. Und der ...« Sie deutete auf den anderen, der sie zurückgebracht hatte. Mit ihm hatte sie am meisten geredet und Philine hatte recht: Er hatte etwas an sich, das nicht so ganz zu einem Tier passte. Vielleicht lag es daran, dass er der Intelligenteste von ihnen war. »Den da nenne ich Klicker. Weil seine Laute noch schneller und vielfältiger knacksen als die der anderen. Wenn du mich fragst, dann ist er der Klügste von ihnen.«
Die Delfine wuselten im Wasser hin und her. Eleni setzte sich auf ihren Felsen und ließ sich zu den Tieren ins Wasser gleiten. Klicker und eines der Weibchen
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