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Insel der Rebellen

Insel der Rebellen

Titel: Insel der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Kombination nicht heraus. Eisern blieben die Schlösser zu. Während er überlegte, was zu tun sei, blickte er sich verstohlen um und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Der alte Schwarze, der aussah, als hätte er eine n Autounfall hinter sich, riss seine Angel hoch und begann die Leine einzuholen.
    »Hab einen«, sagte Moses so laut, dass ihn jeder hören konnte.
    »Jawoll, der is die längste Zeit im Wasser gewesen.«
    »Wie machst du das bloß immer?«, spielte Andy seine Rolle.
    »Jedes Mal, wenn wir hier rausfahren, hast du am Ende einen Eimer voller Fische, und ich geh mit leeren Händen nach Hause.«
    In diesem Moment erkannte Trader den vertrauten weißen Plastikeimer. Sein Adrenalinspiegel schnellte in die Höhe, und seine Alarmglocken schrillten.
    »Euer Eimer?«, fragte Trader, während er unermüdlich Zahlenkombinationen durchprobierte.
    »Is unser, jawoll«, erwiderte Moses.
    »Und wie kommt's dann, dass da Parks Seafood draufsteht? Zufällig weiß ich, dass es ein Fischgeschäft auf Tangier Island ist.«
    Trader wurde misstrauisch und tastete nach seiner Leuchtpistole.
    »Der Eimer stammt aus der Villa des Gouverneurs, also erzählt mir nich, dass er euch gehört.«
    »Kann ich nich wissen. Bin nie in'n Gouv'nör seine Villa gewesen, aber ich geh morgen hin, weil der Gouv'nör mich zum NASCAR-Rennen mitnimmt. Jemand hat den Eimer liegen gelassen«, sagte Moses und zog seinen Fisch aus dem Wasser. »Tut nich so aussehen, als würd ihn jemand wollen. Und ich bring ihn gern zur Villa zurück, wenn ich morgen hingeh.«
    »Na, wenn er jetzt euch gehört«, sagte Trader und kam etwas näher, um besser sehen zu können, »warum ist dan n kein Wasser drin? Mir scheint, wenn ihr die gefangenen Fische da drin aufheben wolltet, dann hättet ihr euch wohl die Mühe gemacht, ihn mit Wasser zu füllen. Und ich weiß ganz sicher, dass du morgen nicht mit dem Gouverneur zum Rennen gehst!«
    Der Fisch durchbrach die Wasseroberfläche. Während er um sein Leben kämpfte, kam er Andy irgendwie bekannt vor.
    »Eine Forelle?«, fragte er Moses, während Trader einen weiteren Versuch unternahm, den Koffer anzuheben, und vor Anstrengung stöhnte.
    »Jo«, antwortete Moses. »Und 'ne prächtige noch dazu.«
    Trader, dem die beiden Angler jetzt doch sehr eigenartig vorkamen, bemühte sich mit wachsender Verzweiflung, den Koffer fortzuschleifen. Moses hielt die zappelnde Forelle in die Höhe,und Andy konnte an ihrer Unterlippe eine alte Narbe von einem Angelhaken erkennen. Die Forelle warf einen Blick auf Trader und stellte sich tot.
    »Lass sie frei«, sagte Andy zu Moses. »Wir brauchen weder Fische noch Krebse, noch irgendwas anderes, um dieses fette, verlogene Stück Scheiße zu schnappen.«
    Er riss sich Bart und Perücke vom Kopf und zog seine Pistole.
    »Hände hoch, Trader«, befahl er grimmig, während Moses den Haken aus dem Mund der Forelle löste und sie in den Fluss zurückwarf.
    »Endlich frei«, sagte Moses zur Forelle, als diese davonschwamm.
    »Sie sind verhaftet!«, rief Andy.
    Auch Regina hob ihre Stimme und rief Befehle, erzielte damit aber wenig Erfolg. Trip, das Miniaturpferd, war eine Stunde zuvor in der Villa abgeliefert worden. Regina hatt e den Ratschlägen des Trainers wenig Beachtung geschenkt und hatte es auch nicht für nötig befunden, sich das Trainingsvideo anzuschauen. Was sollte so schwer daran sein, einem winzigen Pferd zu befehlen, nach links oder rechts zu gehen, sich zu setzen oder hinzulegen? Doch alle Kommandos, die sie dem Blindenpferd zugebrüllt hatte, waren wirkungslos geblieben. Trip hatte nur in der Mitte des Ballsaals gestanden und sie angestarrt.
    »Beweg dich«, sagte Regina, schnippte mit den Fingern und stampfte mit dem Fuß auf.
    »Komm augenblicklich her«, versuchte Regina es in strengerem Ton, als die First Lady gerade die Wendeltreppe herunterkam. Sie hielt einen Karton mit Untersetzern umklammert, die sie im Anrichtezimmer verstecken wollte.
    »Bist du blöde, Pony, oder was!«, brüllte Regina.
    »Regina!« Mrs. Crimm hielt an und keuchte vor Anstrengung.
    »Du weißt doch, dass du mit dem Personal nicht so reden sollst!«
    »Oh, sie redet nicht mit mir, Ma'am«, sagte Pony, als er in seiner weiß gestärkten Jacke erschien. »Kann ich Ihnen mit dem Karton helfen?«
    »Was hat dieser Wirbel zu bedeuten?«, wollte der Gouverneur wissen, der in diesem Augenblick aus dem Salon trat und offensichtlich verwirrt durch sein Vergrößerungsglas blickte. »Wo sind wir hier?

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